Helios Rottweil schließt Medizinisches Versorgungszentrum in Schramberg

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SCHRAMBERG/ROTTWEIL  –  Die Helios-Klinik in Rottweil wird zum 30. Juni ihr Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) in Schramberg schließen. Das hat die Rottweiler Helios-Geschäftsführerin Cornelia Koch bei einem Pressegespräch am Dienstag mitgeteilt. Grund sei, dass der Klinikkonzern keine Gynäkologin oder Gynäkologen für Schramberg gefunden habe.

Keine Gynäkologin zu finden

In einem MVZ müssen zwei Fachrichtungen vertreten sein, in Schramberg waren das Allgemeinmedizin und die Frauenheilkunde. Nach dem Weggang der Gynäkologin vor einem Jahr hatte Helios bis Jahresende eine Ausnahmegenehmigung, die von der kassenärztlichen Vereinigung bis Ende Juni 2019 verlängert wurde, so Koch. „Wir haben alles versucht, über soziale Medien, Ärzteportale, Headhunter. Aber es ist uns nicht gelungen, die Stelle wieder zu besetzen.“

Steht ab 1. Juli leer. Die Helios-MVZ-Praxis an der Weihergasse. Foto: him

Lösung mit den Regiodocs

Für Patienten, die bisher im MVZ arbeitende Ärztin Dr. Olga Freund und die drei Mitarbeiterinnen habe man aber eine gute Lösung gefunden, versichert Koch: „Wer möchte, kann zu den Regiodocs wechseln.“ Die Patienten würden schriftlich informiert, mit den Mitarbeiterinnen Gespräche geführt.

Auch der Hausarztsitz bleibe erhalten, so Dr. Gebhard Pfaff von den Regiodocs, das werde man bei der KV beantragen. Problematisch könnte es für schwangere Patientinnen werden, eine Vorsorgebetreuung zu bekommen. Lediglich die Notfallversorgung sei durch die Klinik gewährleistet, die Vorsorgeuntersuchungen dürfte die Klinik gar nicht übernehmen, so Koch. „Die Patientinnen müssen wir auf umliegende Praxen verteilen.“

Umzug ins Medzentrum verschiebt sich

Dr. Susanne Andreae von den Regiodocs betont: „Wir haben das MVZ nicht gekauft, wir übernehmen auch nicht dessen Räume. Auch nicht im neuen Medzentrum.“  Dabei gibt es ein – vorübergehendes  – Problem, so Dr. Pfaff. Weil die Eröffnung des Medzentrums auf 1. November verschoben wurde, müssen die Patienten bis dahin nach Sulgen, Aichhalden oder Hardt in die Regiodoc-Praxen kommen. „Wir hatten auf die Eröffnung zum 1. Juli gehofft, dann wäre das nahtlos gegangen.“  

Schwierig und womöglich auch teuer wird die Schließungsentscheidung für Helios, denn das Unternehmen hat sich im Medzentrum eingemietet. Dass das ein „teurer Spaß“ werde, bestätigt Helios-Geschäftsführerin Koch. „Aber wir können es nicht ändern.“ Andreae erklärt für die Regiodocs: „Wir übernehmen diese Räume nicht.“

Angesprochen auf die Verpflichtungen, die Helios im Zusammenhang mit der Schließung des Schramberger Krankenhauses eingegangen war, erklärt Koch, man werde die Stadt eng einbinden. „Wir halten uns an eine Kommunikationskette mit klar abgestimmten Schritten.“ 

Schrambergs Oberbürgermeister Thomas Herzog sieht die Entscheidung „mit einem weinenden und einem lachenden Auge:“ Es sei schade, dass es Helios nicht gelungen sei, den gynäkologischen Arztsitz wieder zu besetzen. „Andererseits bin ich froh, dass die Mitarbeiterinnen und Patienten bei den Regiodocs unterkommen, und der Hausarztsitz Schramberg wohl erhalten bleibt.“

Medzentrum ebenfalls betroffen

Für das Medzentrum, in dem Helios bereits einen Mietvertrag für sein MVZ geschlossen hat, bedeutet die Schließung weitere Veränderungen.  

Wegen der Schließung suche man gemeinsam mit Helios nach einer Lösung, so die Sprecherin des Unternehmens, Andrea Ulrich. Die von Helios gemieteten Flächen könnten anderweitig genutzt werden, wenn man sich auf die Aufhebung des Mietvertrages verständigen könne. Ziel sei die Optimierung der Gesundheitsversorgung der großen Kreisstadt.

„Wir gehen davon aus, dass mit Helios eine Vereinbarung gefunden werden kann, welche Medzentrum absichert, bis ein Nachmieter für die nun vakante Mietfläche gefunden ist und den Rahmen schafft, die Flächen sinnvoll an Akteure der Gesundheit zu vermieten. Die Gespräche mit der Geschäftsführung des Helios MVZ unterstützen diese Annahme“, so Rechtsanwalt Alexander Bechtler, Sprecher des Medzentrum-Netzwerks. Für die vakanten Flächen werden Mietinteressenten eingeladen, sich bei Projektentwicklerin Ina Hampel zu melden. 

Weitere Zusammenarbeit geplant

Die Rottweiler Helios Klinik und die Regiodocs wollen auf dem Gebiet der Medizinerausbildung enger zusammenarbeiten. Das hat die stellvertretende ärztliche Direktorin der Helios-Klinik in Rottweil, Dr. Miriam Stengel beim Pressegespräch berichtet. „Wir können in Rottweil alles anbieten, was für die ärztliche Weiterbildung zum Hausarzt notwendig ist.“ Das Ziel sei, so Helios-Geschäftsführerin Cornelia Koch, die Hausarztversorgung im ländlichen Raum sicher zu stellen. „Es soll durch die Zusammenarbeit für junge Ärztinnen und Ärzte attraktiver werden, in der Gegend zu bleiben.“

Gerade junge Ärztinnen hoffe man so zu motivieren, sich für eine Anstellung als Ärztin, wie die Regiodocs sie bieten, zu interessieren, ergänzt Dr. Stengel. Dabei sollen die angehenden Hausärzte zwei Jahre in den Regiodoc-Praxen und drei Jahre in der Helios-Klinik arbeiten, erläutert Dr. Susanne Andreae von den Regiodocs. In der Klinik-Zeit werden die  Nachwuchsmediziner alle  Bereiche der Inneren Medizin durchlaufen und in der Notaufnahme eingesetzt, so Dr. Stengel.

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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SCHRAMBERG/ROTTWEIL  –  Die Helios-Klinik in Rottweil wird zum 30. Juni ihr Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) in Schramberg schließen. Das hat die Rottweiler Helios-Geschäftsführerin Cornelia Koch bei einem Pressegespräch am Dienstag mitgeteilt. Grund sei, dass der Klinikkonzern keine Gynäkologin oder Gynäkologen für Schramberg gefunden habe.

Keine Gynäkologin zu finden

In einem MVZ müssen zwei Fachrichtungen vertreten sein, in Schramberg waren das Allgemeinmedizin und die Frauenheilkunde. Nach dem Weggang der Gynäkologin vor einem Jahr hatte Helios bis Jahresende eine Ausnahmegenehmigung, die von der kassenärztlichen Vereinigung bis Ende Juni 2019 verlängert wurde, so Koch. „Wir haben alles versucht, über soziale Medien, Ärzteportale, Headhunter. Aber es ist uns nicht gelungen, die Stelle wieder zu besetzen.“

Steht ab 1. Juli leer. Die Helios-MVZ-Praxis an der Weihergasse. Foto: him

Lösung mit den Regiodocs

Für Patienten, die bisher im MVZ arbeitende Ärztin Dr. Olga Freund und die drei Mitarbeiterinnen habe man aber eine gute Lösung gefunden, versichert Koch: „Wer möchte, kann zu den Regiodocs wechseln.“ Die Patienten würden schriftlich informiert, mit den Mitarbeiterinnen Gespräche geführt.

Auch der Hausarztsitz bleibe erhalten, so Dr. Gebhard Pfaff von den Regiodocs, das werde man bei der KV beantragen. Problematisch könnte es für schwangere Patientinnen werden, eine Vorsorgebetreuung zu bekommen. Lediglich die Notfallversorgung sei durch die Klinik gewährleistet, die Vorsorgeuntersuchungen dürfte die Klinik gar nicht übernehmen, so Koch. „Die Patientinnen müssen wir auf umliegende Praxen verteilen.“

Umzug ins Medzentrum verschiebt sich

Dr. Susanne Andreae von den Regiodocs betont: „Wir haben das MVZ nicht gekauft, wir übernehmen auch nicht dessen Räume. Auch nicht im neuen Medzentrum.“  Dabei gibt es ein – vorübergehendes  – Problem, so Dr. Pfaff. Weil die Eröffnung des Medzentrums auf 1. November verschoben wurde, müssen die Patienten bis dahin nach Sulgen, Aichhalden oder Hardt in die Regiodoc-Praxen kommen. „Wir hatten auf die Eröffnung zum 1. Juli gehofft, dann wäre das nahtlos gegangen.“  

Schwierig und womöglich auch teuer wird die Schließungsentscheidung für Helios, denn das Unternehmen hat sich im Medzentrum eingemietet. Dass das ein „teurer Spaß“ werde, bestätigt Helios-Geschäftsführerin Koch. „Aber wir können es nicht ändern.“ Andreae erklärt für die Regiodocs: „Wir übernehmen diese Räume nicht.“

Angesprochen auf die Verpflichtungen, die Helios im Zusammenhang mit der Schließung des Schramberger Krankenhauses eingegangen war, erklärt Koch, man werde die Stadt eng einbinden. „Wir halten uns an eine Kommunikationskette mit klar abgestimmten Schritten.“ 

Schrambergs Oberbürgermeister Thomas Herzog sieht die Entscheidung „mit einem weinenden und einem lachenden Auge:“ Es sei schade, dass es Helios nicht gelungen sei, den gynäkologischen Arztsitz wieder zu besetzen. „Andererseits bin ich froh, dass die Mitarbeiterinnen und Patienten bei den Regiodocs unterkommen, und der Hausarztsitz Schramberg wohl erhalten bleibt.“

Medzentrum ebenfalls betroffen

Für das Medzentrum, in dem Helios bereits einen Mietvertrag für sein MVZ geschlossen hat, bedeutet die Schließung weitere Veränderungen.  

Wegen der Schließung suche man gemeinsam mit Helios nach einer Lösung, so die Sprecherin des Unternehmens, Andrea Ulrich. Die von Helios gemieteten Flächen könnten anderweitig genutzt werden, wenn man sich auf die Aufhebung des Mietvertrages verständigen könne. Ziel sei die Optimierung der Gesundheitsversorgung der großen Kreisstadt.

„Wir gehen davon aus, dass mit Helios eine Vereinbarung gefunden werden kann, welche Medzentrum absichert, bis ein Nachmieter für die nun vakante Mietfläche gefunden ist und den Rahmen schafft, die Flächen sinnvoll an Akteure der Gesundheit zu vermieten. Die Gespräche mit der Geschäftsführung des Helios MVZ unterstützen diese Annahme“, so Rechtsanwalt Alexander Bechtler, Sprecher des Medzentrum-Netzwerks. Für die vakanten Flächen werden Mietinteressenten eingeladen, sich bei Projektentwicklerin Ina Hampel zu melden. 

Weitere Zusammenarbeit geplant

Die Rottweiler Helios Klinik und die Regiodocs wollen auf dem Gebiet der Medizinerausbildung enger zusammenarbeiten. Das hat die stellvertretende ärztliche Direktorin der Helios-Klinik in Rottweil, Dr. Miriam Stengel beim Pressegespräch berichtet. „Wir können in Rottweil alles anbieten, was für die ärztliche Weiterbildung zum Hausarzt notwendig ist.“ Das Ziel sei, so Helios-Geschäftsführerin Cornelia Koch, die Hausarztversorgung im ländlichen Raum sicher zu stellen. „Es soll durch die Zusammenarbeit für junge Ärztinnen und Ärzte attraktiver werden, in der Gegend zu bleiben.“

Gerade junge Ärztinnen hoffe man so zu motivieren, sich für eine Anstellung als Ärztin, wie die Regiodocs sie bieten, zu interessieren, ergänzt Dr. Stengel. Dabei sollen die angehenden Hausärzte zwei Jahre in den Regiodoc-Praxen und drei Jahre in der Helios-Klinik arbeiten, erläutert Dr. Susanne Andreae von den Regiodocs. In der Klinik-Zeit werden die  Nachwuchsmediziner alle  Bereiche der Inneren Medizin durchlaufen und in der Notaufnahme eingesetzt, so Dr. Stengel.

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