Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

Pfaff und Schlauder: Stadt und Schikorrs führen Gespräche zu „Nutzungsoptionen“

Vandalismus wird immer schlimmer / Hakenkreuz auf der Fassade

Die Stadt Schramberg verhandelt mit den Eigentümern der ehemaligen Pfaff-und-Schlauder-Fabrik an der Berneckstraße über „Nutzungsoptionen“ für das Gebäude. Das hat Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr auf Anfrage der NRWZ am Mittwoch geantwortet. Der zunehmende Vandalismus am und um das Gebäude hatte Lara Inge Kiolbassa (SPD-Buntspecht) zu einer Anfrage im Verwaltungsausschuss am 17. Juli veranlasst. Inzwischen gibt es nämlich immer mehr Graffiti auf der denkmalgeschützten Backsteinmauer am Seilerwegle, seit kurzem gar ein Hakenkreuz. Mehrere Fensterscheiben und Glasbausteine sind zertrümmert und erlauben den Blick ins Gebäude. Der vor einiger Zeit notdürftig geflickte Zaun ist wieder löchrig wie ein Schweizer Käse. Trampelpfade führen zu einer offenen Tür.

Schramberg. Im Ausschuss hatte Eisenlohr auf Kiolbassas Frage nach dem Stand der Dinge lediglich geantwortet, man sei noch im laufenden Verfahren. Es fänden Gespräche mit den Eigentümern statt. Eine Anfrage der NRWZ vom 18. Juli hat die Stadt am 30. Juli beantwortet.

Regierungspräsidium soll Widersprüchen „ruhend“ stellen

Mit dem laufenden Verfahren habe sie sich auf die baurechtlichen und sanierungsrechtlichen Verfahren bezogen, schreibt Eisenlohr. Bekanntlich hatte die Stadt den Schikorrs sowohl eine baurechtliche als auch sanierungsrechtliche Genehmigung verweigert. Dagegen hatten Schikorrs beim Regierungspräsidium Widerspruch eingelegt.

Dazu teilt Eisenlohr nun mit: „Nach Rücksprache mit dem Regierungspräsidium Freiburg dürfen wir Ihnen hierzu mitteilen, dass die Widerspruchsführer einen Antrag auf Ruhendstellen der Widerspruchsbearbeitung gestellt haben.“ Demnach haben die Eigentümer, die Singener Wirtschaftskanzlei Schikorr, ihre Widersprüche zwar nicht zurückgezogen, sie möchten aber, dass das RP sie im Moment nicht weiter behandelt.

Schmierereien auf der Gebäuderückseite am Seilerwegle werden immer mehr. Unrühmlicher Höhepunkt: Seit kurzem prangt auch noch ein Hakenkreuz an der Mauer. Foto: him

Der Grund dürfte klar sein: Man verhandelt mit der Stadt und da sind die Widersprüche ein Faustpfand. Eisenlohr bestätigt die Verhandlungen: „Es gab und gibt mehrere Gespräche, in denen es um Nutzungsoptionen für das Gebäude geht.“

Dass es solche Gespräche gab und weiter gibt hat am Mittwoch auch Horst Schikorr auf Nachfrage der NRWZ umgehend bestätigt.

Welcher Art die Nutzungsoptionen sein können, darüber schweigen sich Eisenlohr und Schikorr aus. Wir hatten berichtet, es gebe den Wunsch, dass die Stadt die Pfaff-und-Schlauder-Fabrik den Schikorrs abkauft. Angesichts der desolaten Finanzlage und eines fehlenden Nutzungskonzeptes, wird das allerdings schwierig. Eine weitere Option, über die im Städtle geredet wird, wäre, dass die Stadt es Schikorrs ermöglicht, in dem Gebäude Wohnungen einzurichten.

Auch das scheint schwierig. Steckt man die Nase durch einen der zerbrochenen Glasbausteine, riecht es überdeutlich nach Schmiermittel und Maschinenöl.

Worum es in den Gesprächen geht, möchte Horst Schikorr, nicht erläutern. Sie „möchten hier aber auf keinen Fall vorgreifen oder die Gespräche gar belasten“, schreibt er der NRWZ.

Horst und Alexander Schikorr. Foto: HSG

Oberbürgermeisterin Eisenlohr erklärt lediglich grundsätzlich, das Pfaff-und-Schlauder-Gebäude gehöre zu Schrambergs Geschichte und präge das Stadtbild. „Insofern haben wir als Stadt ein Interesse daran, dass es möglichst sinnvoll und im Einklang mit den Zielen des Sanierungsgebiets Bühlepark genutzt wird.“

Eisenlohr geht in ihrer Antwort nicht auf die zunehmende Verwahrlosung des Gebäudes und des Umfelds ein.

Nun auch das noch….
Ein zertrümmerter Glasbaustein erlaubt den Blick ins Innere – und man kann hineinriechen.
Wohnungen hier drin?
An mehreren Stellen sind die alten Holzlatten ausgebrochen und die provisorischen „Abdichtungen“ mit dünnen Drähten wegetreten.
Eine Tür ins Innere steht seit Monaten offen. Fotos: him



Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

Schreiben Sie einen Kommentar

Back to top button