Schramberger Schulcampus: Kommt er doch früher?

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Ihren wahrscheinlich letzten Auftritt im „besonderen Ausschuss Schulcampus“ hatte Fachbereichsleiterin Petra Schmidtmann. Sie wechselt bekanntlich im neuen Jahr nach Bad Dürrheim und hat „noch 18 Tage Urlaub“, wie sie den Rätinnen und Räten kundtat.

Am Donnerstagabend berichtete sie über den Stand der Arbeiten für den Schulcampus und den dazugehörenden Don-Bosco-Kindergarten. Schon jetzt sind knapp 350.000 Euro für Architektenhonorare, Gutachten und Machbarkeitsstudien ausgegeben worden. Für weitere knapp 150.000 Euro hat die Stadt schon Gutachten beauftragt.

Absprache Gebäude

Mit 104.000 Euro am teuersten ist die „Tiefergehende Untersuchung zur Absprache Gebäude“. Hinter diesem sperrigen Begriff versteckt sich eine für die Finanzierung des Schulcampus wichtige Frage: In wie weit taugen die bisherigen Schulgebäude Realschule, Graf-von-Bissingen-Schule und Peter-Meyer-Schule noch?

Nur wenn das Regierungspräsidium zur Erkenntnis kommt, die drei Schulen sind ganz oder teilweise für heutige Ansprüche nicht mehr geeignet, werden abgesprochen, gibt es Zuschüsse aus dem Schulbauförderprogramm.

Schmidtmann berichtete, dass während der Bauarbeiten für die neue Schule die Peter-Meyer-Schule stehen bleiben und weiter genutzt werden kann. Ein großer Vorteil, wie später Architekt Stefan Kamm erläuterte. Man müsse kein Ausweichquartier suchen. Der Schulhof sei dann allerdings recht klein, und für die Heizung müsse man eine Interimslösung finden, so Schmidtmann.

Peter-Meyer-Schule bleibt während der Bauarbeiten erhalten. Foto: im

Don Bosco: Im Frühjahr kommen die Zimmerleute

Der Neubau des Don-Bosco-Kindergartens laufe inzwischen. „Die Rohbauarbeiten werden bis Ende des Jahres abgeschlossen und der Bau winterfest gemacht“, kündigt Schmidtmann an, „im Frühjahr können dann die Zimmererarbeiten starten.“ Dann sollen auch die weiteren Gewerke ausgeschrieben werden. Da hoffe sie auf gute Angebote.

Schulcampus mit Zeitplan

Für das Gesamtprojekt Schulcampus nannte Schmidtmann die von Thomas Brantner gewünschten Meilensteine. Der Zeitplan sehe vor, dass im Jahr 2023 das Büro Kamm eine Berechnung macht, was es kosten würde, wenn man statt eines Neubaus die drei Schulen sanieren würde. Außerdem sollten die Zuschussfragen geklärt werden. 2024 wäre dann das Jahr der Planer. 2025 käme dann die Ausführungs- und Fachplanung und 2026 wäre Baubeginn.

In der Diskussion wollte Udo Neudeck (Freie Liste) wissen, in wie weit das Regierungspräsidium (RP) bei der „tiefergreifenden Untersuchung“ beteiligt sei, und wann das Gutachten vorliege. Schmidtmann berichtete, das Gutachten sei für Dezember zugesagt. Mit dem RP sei besprochen, was genau angeschaut werden müsse.

Thomas Brantner vermisste die Zahlen für den Schulcampus in der mittelfristigen Finanzplanung. Kämmerer Klemens Walter erläuterte, die Ausgaben für 2023 stünden im Haushalt, „für die Folgejahre sind wir vorsichtig“. Da müsse man gegebenenfalls mit überplanmäßigen Ausgaben arbeiten.

Ungewisse Kosten

Brantner wollt außerdem wissen, ob die im Haushalt für 2023 und 2024 vorgesehenen je zwei Millionen Euro für Don Bosco angesichts der Baupreissteigerungen reichen werden. Hochbauchef Andreas Krause zuckte die Schultern: „Wenn wir es wüssten, wäre uns auch wohler.“ Erst wenn man die Ausschreibungsergebnisse habe, könne man zu den Kosten etwas sagen.

Das Treppenhaus wird vorbereitet. Foto: him

Kamm erinnerte daran, dass bei Don Bosco ursprünglich 4.9 Millionen Euro geplant waren, man heute bei 7,4 Millionen Euro gelandet sei.Das komme durch die Preissteigerungen von zwei Prozent – pro Monat.

Schulcampus: wenig Zuschüsse zu erwarten

Brantner meinte, die erhoffte Schulbauförderung mit bestenfalls vier Millionen sei relativ gering. Es könne doch nicht sein, dass bei einem Neubau weniger Zuschuss fließe als bei einer Sanierung. OB Dorothee Eisenlohr sagte zu, dass im kommenden Jahr nochmal alle Zuschüsse geprüft würden.

Di frühere Graf-von-Bissingen-Schule wird abgerissen. Foto: him

Walter ergänzte später, es gebe nur einen geringen Zuschuss. Maximal vier Millionen bei einem 40-Millionen-Euro-Projekt sei „fast mangelhaft“. Die Schulbauförderung lasse kaum andere Zuschüsse zu. Denkbar sei eine Förderung aus dem Klimaschutz oder als Sanierungsgebiet.

Da im kommenden Jahr ein Sanierungsgebiet In Schramberg (Talstadt-West)auslaufe, wäre es möglich, das Gebiet um den Schulcampus als Sanierungsgebiet genehmigt zu bekommen, meinte Eisenlohr.

Sanierungsuntersuchung- wozu?

Ralf Rückert (Freie Liste) wandte sich dagegen, nochmals die Sanierung der alten Gebäude zu prüfen. „Es gibt nur den Abbruch und Neubau, wenn wir alle Kinder unterbringen wollen.“ Architekt Stefan Kamm pflichtete ihm bei: „Das war damals das Ergebnis des Wettbewerbs“. Auch er fand die neuerliche Untersuchung „nicht zielführend“.

Man solle nicht ewig auf Zuschüsse warten. „Wir müssen vorwärts kommen.“ Die höheren Baukosten bei einem späteren Baubeginn fräßen alle Zuschüsse auf. „Wir machen jetzt zwei Jahre rum, und es geht wenig.“

Architekt Stefan Kamm möchte schneller voran kommen. Foto: him

OB Eisenlohr wiegelte ab. Man brauche eben zunächst die Gutachten. Eine Sanierungsuntersuchung für 15.000 Euro könne auch nicht so lange dauern. Thomas Brantner warb für das Sanierungsgutachten, auch und gerade um zu zeigen, „dass die Sanierung keinen Sinn macht“.

Dem pflichtete Udo Neudeck bei. Immer wieder höre er den Vorwurf, der Rat habe „den Schuss nicht gehört“ und wolle drei intakte Schulgebäude aufgeben. „Wir sind nicht abgehoben und rechnen für die Stadt.“

Thomas Brugger (CDU) betonte, die Ziele, die sich die Stadt für den Schulcampus gegeben habe, seien mit einer Sanierung nicht zu erreichen.

So stellen sich die Planer die Bauphase vor. Foto: him

Früher bauen

Schmidtmann erklärte, der Zeitplan könne auch beschleunigt werden, und die Stadt könne schon im kommenden Jahr die Planung in Auftrag geben. Kamm rechnete für die Planung etwa anderthalb Jahre und ab Spatenstich etwa zwei Jahre für den Bau der Verbundschule.

Das bedeute aber auch, dass die Stadt zügig zahlen muss, wandte Eisenlohr ein. Deshalb sollte die Stadt eine eigene Rücklage für den Schulcampus aus den derzeitigen Überschüssen bilden, forderte Brantner.

Ralf Rückert fragte noch nach der Zukunft der Karl Diehl-Halle und bekam zur Antwort, diese sei wie die Berneckschule und das Lichtspielhaus im „Ideenteil“, also erst nach dem Bau des Hauptgebäudes an der Reihe.

Mit dem Hinweis auf weitere Großprojekte in Schramberg schloss Eisenlohr den öffentlichen Teil der Sitzung. Im zeitigen Frühjahr soll der Ausschuss wieder zusammen kommen. Dann mit einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin von Petra Schmidtmann.

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Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.