Am 25. September ist der Tag der Zahngesundheit. In diesem Jahr steht die Parodontitis im Mittelpunkt. Das Motto lautet: „Gesund beginnt im Mund – Zündstoff!“
Das Thema Parodontitis birgt auf vielen Ebenen Zündstoff, erklärt etwa der Verein für Zahnhygiene. Zum einen handelt es sich bei der Parodontitis, einer Entzündung des Zahnhalteapparats, um eine Erkrankung, von der in Deutschland sehr viele Menschen betroffen sind. So wurde eine moderate oder schwere Parodontitis bei 64,6 Prozent der 65- bis 74-Jährigen festgestellt. In der Altersgruppe 35 bis 44 Jahre sind es 51,6 Prozent. Aber auch Jüngere können eine Parodontitis entwickeln, die zu einem Abbau des Kieferknochens und im schlimmsten Fall zu Zahnverlust führt.
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Parodontitis kann andere Erkrankungen mitauslösen oder verstärken
Zündstoff im Zusammenhang mit der Parodontitis ergibt sich zum anderen, weil sie sich oft schleichend und unbemerkt entwickelt, ohne dass Betroffene die Symptome erkennen. Das kann besonders gefährlich werden, wenn Vorerkrankungen oder Risiken wie etwa Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorliegen. Parodontitis kann diese Erkrankungen mitauslösen und sogar verstärken.
Der Tag der Zahngesundheit 2021 möchte aufklären, welche Warnsignale es gibt und wie man darauf reagieren sollte. Ganz gezielt geht es auch um die Frage, wie man einer Parodontitis vorbeugen kann. Dabei spielt die frühe Gesundheitserziehung durch Gruppenprophylaxe in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas und Schulen eine wichtige Rolle, aber auch die regelmäßige, sorgfältige Mundhygiene kombiniert mit einem gesunden Lebensstil und den Vorsorgeleistungen in der zahnärztlichen Praxis. Studien zeigen ganz klar, dass diese Maßnahmen die Wahrscheinlichkeit für eine Parodontitis sehr stark reduzieren.
Schleichend und schmerzlos
Eine Parodontitis entwickelt sich in den meisten Fällen schmerzlos. Zu den frühen Anzeichen gehört die Gingivitis (Zahnfleischentzündung). Bleibt sie unbehandelt, entstehen Zahnfleischtaschen, in denen sich schädliche Bakterien vermehren können. Die mögliche Folge ist eine bakterielle Infektion, die das Gewebe und den Kieferknochen angreift und abbaut. Der Zahn verliert dadurch zunehmend an Halt und kann nach einiger Zeit sogar ausfallen. Zudem gibt es viele mögliche Wechselwirkungen auf den ganzen Organismus.
Unter den Erwachsenen in Deutschland haben rund zehn Millionen Menschen eine schwere parodontale Erkrankung. Nicht nur diese große Zahl ist Zündstoff. Auch, dass die Parodontitis unsere Gesundheit weit über die Zahngesundheit hinaus beeinflussen kann. Gelangen Bakterien und Entzündungsstoffe in den Blutkreislauf, verursachen sie häufig Probleme in anderen Regionen des Körpers. So werden beispielsweise Zusammenhänge zwischen einer Parodontitis und Schwangerschaftskomplikationen angenommen. Werdende Mütter sollten daher immer auch zur zahnärztlichen Kontrolle gehen. Medizinische Studien zeigen zudem, dass die Parodontitis Wechselbeziehungen mit Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Rheuma, chronischen Atemwegserkrankungen oder kardiovaskulären Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall eingehen kann.
So sinkt das Risiko zu erkranken
Auch wenn die Zahl der Parodontitisfälle aktuell hoch ist: Dank guter präventiver Möglichkeiten, ist der Trend rückläufig. „Eine Parodontitis kann behandelt werden. Zähne können durch eine gezielte Vorsorge bis ins hohe Alter erhalten bleiben – ein zahnloser Lebensabend ist also kein unvermeidbares Schicksal“, sagt Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK). „Das geht aber nur, wenn das Bewusstsein für diese „stille Erkrankung“ da ist. Und wenn die Patientinnen und Patienten mitmachen und am Ball bleiben. Prävention bedeutet regelmäßige Mundhygiene, zweimal am Tag Zähneputzen, Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten anwenden und die Praxis regelmäßig zur Prophylaxe und zur professionellen Zahnreinigung (PZR) aufsuchen.“ Hier lohnt sich ein Blick auf die Bonusprogramme der eigenen Krankenkasse, die auch Angebote im Zusammenhang mit einer PZR enthalten können.
Sorgfältige Mundhygiene spielt auch für die erfolgreiche Therapie der Parodontitis eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus sollten Betroffene auf eine gesunde Ernährung achten und grundsätzlich das Rauchen aufgeben. Um den Therapieerfolg langfristig zu sichern, ist eine strukturierte Nachsorge wichtig. In diesem Zusammenhang begrüßt der Arbeitskreis zum Tag der Zahngesundheit die neuen Kassenleistungen, auf die parodontal erkrankte, gesetzlich Versicherte seit dem 1. Juli 2021 Anspruch haben, unter anderem eine individuelle Anleitung zu guter Mundhygiene sowie ein parodontologisches Aufklärungs- und Therapiegespräch. „Die wesentliche Neuerung ist die Unterstützende Parodontitis-Therapie, kurz UPT“, erklärt Dr. Michael Kleinebrinker, Referatsleiter beim GKV-Spitzenverband. „Im Rahmen der UPT werden der Parodontalzustand untersucht, die Mundhygiene kontrolliert und bei Bedarf eine Anleitung zur Zahnpflege gegeben. Außerdem werden alle Zähne gereinigt und Zahnfleischtaschen ab einer bestimmten Tiefe behandelt. Versicherte haben zukünftig nach ihrer Parodontitis-Behandlung regelhaft für zwei Jahre Anspruch auf eine UPT.“ Auch neu: Pflegebedürftige mit einem Pflegegrad und Menschen mit Beeinträchtigungen, die Eingliederungshilfe beziehen, benötigen für eine Parodontitis- Behandlung keine Genehmigung ihrer Krankenkasse mehr.
Gesundheitskompetenzen früh fördern
Kinder und Jugendliche, die früh und altersgerecht an regelmäßige und sorgfältige Mundhygiene herangeführt werden, haben gute Chancen, keine Parodontitis zu entwickeln. Diesen Zusammenhang sieht auch der Bundesverband der Zahnärztinnen und Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BZÖG): „Die aktuelle Studienlage lässt Rückschlüsse zu, dass fortbestehende Zahnfleischentzündungen im Kindes- und Jugendalter das Risiko für eine Parodontitis im Erwachsenenalter fördern können. Umso mehr Bedeutung kommt daher der frühen Wissensvermittlung und Motivation zur Mundhygiene im Rahmen der Individualprophylaxe in der Zahnarztpraxis und der Gruppenprophylaxe in Kindertagestätten und Schulen zu.
Diese Auffassung vertritt auch der Verein für Zahnhygiene (VfZ), bekräftigt Geschäftsführer Dr. Christian Rath: „Zahnfleischerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen bergen Zündstoff für die Zahngesundheit im restlichen Leben. Zum Tag der Zahngesundheit 2021 lautet unser Appell daher, Heranwachsende mit Fantasie und Engagement dabei zu unterstützen, die Mundhygiene fest in ihrem Tagesablauf zu verankern. So erwerben sie eine Kompetenz, von der sie für immer profitieren werden.“
Auf Twitter, Instagram und Facebook informieren die Veranstalter bis zum 25. September über den diesjährigen Themenschwerpunkt. Bundesweit werden Veranstaltungen am und um den 25. September über die Mundgesundheit aufklären.