Claudia Maiberg und Jürgen Arnold, zwei Friseure aus Rottweil, haben auf Facebook Alarm geschlagen. „HELFT UNS ENDLICH!!!“, rufen sie in ihrem Post, den sie auf ihrer jeweiligen Facebook-Seite veröffentlicht haben. Ihnen gehe die Luft aus. Der Landesverband unterstützt die Forderungen.
Die Friseurbranche erhofft einen Re-Start, eine Wiedereröffnung nach dem Corona-Lockdown, am 15. Februar. Friseurbetriebe fühlten sich im Stich gelassen, erklärte der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks vor wenigen Tagen. Die oft inhabergeführten Salons säßen immer mehr zwischen allen Stühlen. Die Liquidität sinke, Reserven würden aufgebraucht und Angestellte müssten um ihren Job bangen. Viele Beautybetriebe stünden kurz vor dem Aus. „Ich denke, dass es manchen Entscheidern auf Bundesebene an Know-how bezüglich unserer Branche fehlt. Sonst hätten sie die Belange von klein strukturierten und handwerklichen Dienstleistern besser berücksichtigt. Appelle, Hinweise und Forderungen gab es vonseiten des Innungswesens genügend“, meinte etwa der Landesvorsitzende des Verbands, Herbert Gassert, enttäuscht.
Stolpersteine und Hürden bei den Hilfsmaßnahmen kosteten Zeit und Geld. Vieles sei ohne einen Steuerberater nicht zu managen. „Es besteht auch sachlich Nachbesserungsbedarf: Der Unternehmerlohn muss zum Beispiel bei den Hilfsmaßnahmen Berücksichtigung finden, nicht zuletzt, weil von diesem die Beiträge zur Kranken- und Rentenversicherung bezahlt werden. Des Weiteren müssen unternehmerische Fixkosten während des Lockdowns in den Hilfsmaßnahmen abgebildet werden. Was nützt uns eine Überbrückungshilfe, die nicht den ganzen Fluss überquert, sondern den letzten Stützpfeiler auslässt“, so Gassert weiter. Die Friseurbetriebe müssten spätestens am 15. Februar 2021 wieder ihrer Arbeit nachgehen dürfen.
„Wir leben von unseren Rücklagen“
Zwei in Rottweil ansässige Friseure sehen das genau so. „Wir, Jürgen Arnold und Claudia Maiberg, wollen unsere Gedanken zur momentanen Situation mit Euch teilen“, schreiben sie in einem gemeinsamen Facebook-Post. Und weiter:
Seit dem 16.12. befinden wir uns nun im 2. Lockdown, mindestens 8 Wochen ohne arbeiten zu dürfen und ohne Einnahmen. Versprochene Hilfen bleiben bislang aus und es ist noch nicht mal möglich die Überbrückungshilfe 3 zu beantragen! Warum nicht? Warum wird über die Medien alles anders dargestellt als die Realität aussieht? Viele denken deshalb wir machen momentan Urlaub und leben auf Kosten vom Staat! NEIN!!! Tun wir NICHT!!! Wir leben von unseren Rücklagen oder Schulden müssen gemacht werden, nur so langsam sind auch diese Mittel aufgebraucht!!!
Quelle: Facebook
Zur Überbrückungshilfe 3 muss außerdem noch erwähnt werden, es werden keine Krankenkassen- und Rentenbeiträge angerechnet, obwohl diese Kosten monatlich bezahlt werden müssen! Wir dürfen uns keinen Lohn bezahlen, obwohl wir auch private Unterhaltskosten haben! ZÄHLEN WIR NUR ALS UNTERNEHMER??? Nicht nur wir Friseure bangen um unsere Existenz! Die Gastronomie, Kosmetik-, Tattoo-, Massagestudios, Einzelhandel, Kultur etc. leben am Limit.
Liebe Regierung: DIE VERSPROCHENEN HILFEN MÜSSEN ENDLICH AUSBEZAHLT WERDEN!!!! HELFT UNS ENDLICH!!! Wir freuen uns momentan über jeden positiven Zuspruch und jede angebotene Hilfe von lieben Menschen und Kunden. VIELEN DANK DAFÜR
Auch beinhaltet diese Krise manch Gutes.WIR sortieren uns in vielem NEU.ES treten Menschen ins Leben, die einem helfen, diese Situation besser zu überwinden. Auch wir beide haben uns erst jetzt kennen und schätzen gelernt. DANKE AUCH DAFÜR!!
Liebe Kunden, haltet durch!!! Wir freuen uns auf Euch. Unsere Scheren sind gewetzt und wir stehen in den Startlöchern für Euch!! Bis dahin alles Liebe
Jürgen und Claudia
Die Aktion erhält Zuspruch, auf der Seite von Claudia Maiberg versichern sie ihre Facebook-Freunde der Unterstützung. Und ein Kollege der beiden ergänzt: „Vielen Leuten ist gar nicht klar, dass unser ‚Gehalt‘ mit 1100 Euro veranschlagt wird. Unsere Versicherungen (zum Beispiel Krankenkasse, Rente) sind laut den Damen und Herren in Berlin, unser Privatvergnügen (Originalton). Zudem kommen die Gelder (wenn überhaupt) mit monatelanger Verspätung.“
„Licht an, bevor es ganz ausgeht!“
Viele Tausende Friseurunternehmerinnen und Friseurunternehmer haben am vergangenen Wochenende bundesweit bei der Aktion „Licht an, bevor es ganz ausgeht!“ mitgemacht und ihre Salons 24 Stunden lang beleuchtet. Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks hatte alle Betriebsinhaberinnen und Betriebsinhaber dazu aufgerufen, sich an der Aktion zu beteiligen und die Kernforderungen ihres Friseurhandwerks nach außen zu tragen, um die Bevölkerung auf die Notsituation des Friseurhandwerks im zweiten Lockdown aufmerksam zu machen.
Erneut sind Friseurunternehmen bundesweit aufgerufen, am kommenden Wochenende das Salonlicht für eine Nacht angeschaltet zu lassen, um so ein sichtbares Signal für die Corona-bedingte Notlage des Friseurhandwerks zu setzen. Der Zentralverband überlässt es dabei den Landesinnungsverbänden, ob die Aktion von Freitag auf Samstag startet oder von Sonntag auf Montag. Aber er fordert auf: „Mitmachen und ein starkes Zeichen der Solidarität setzen!“