Seltene Erden: Großes Problem für Brugger und MS Schramberg
China blockiert Lieferungen / Umsatzeinbußen befürchtet

Die Zollstreitigkeiten, die US-Präsident Donald Trump angezettelt hat, wirken sich mehr und mehr auch auf unsere hiesigen Firmen aus. Die große Abhängigkeit bei bestimmten Rohstoffen von China nützt die Volksrepublik zunehmend als Waffe in dieser Auseinandersetzung. Welche Probleme etwa die Simon-Group in Aichhalden wegen der Lieferbeschränkungen bei Wolfram hat, hat Geschäftsführer Tobias Hilgert im NRWZ-Interview geschildert. Aber auch die Spezialisten für Magnete in Hardt und Sulgen, Brugger und MS Schramberg, leiden.
Schramberg/Hardt. Für den kaufmännische Geschäftsführer von Brugger Magnete in Hardt, Thomas Brugger, ist der Mangel an Wolfram nicht das Problem. „Mittelbar könnte uns das dann schon erreichen, wenn unseren Lieferanten oder auch uns Werkzeuge für die Metallbearbeitung fehlen“, beantwortet er eine Anfrage der NRWZ. Wolfram benötigt die Industrie zur Herstellung von Hartmetallen.
Seltene-Erden-Metalle unersetzlich
Wichtige Rohstoffe für die Magnetherstellung sind besondere Metalle, die als „Seltene Erden“ bekannt sind. Thomas Brugger möchte dabei nicht von einem generellen Lieferstopp sprechen, es sei unterschiedlich. Brugger erläutert: „Bei den Seltenen Erden gibt es leichtere wie Cerium, Neodym, Praseodym und schwere wie Terbium (Tb) und Dysprosium (Dy).“ Letztere brauche man, um höhergradige Werkstoffe herzustellen.

Entweder man möchte besonders starke Magnete mit hohen Feldwerten und damit starken Magnetismus oder besonders temperaturbeständige Magnete, die damit auch schwer zu entmagnetisieren sind und zum Beispiel in Elektromotoren verbaut werden. Oder man will beides. Brugger habe vor allen Dingen Magnetwerkstoffe im Einsatz, für die die von der Exportbeschränkung betroffenen Seltenen Erden nicht benötigt werden. „Das heißt, hier bekommen wir Lieferungen“, so Brugger – und schränkt gleich ein: „im Moment“.
China bremst und blockiert
Die Exportbeschränkungen für die Seltenen Erden betreffen bei den Magnetwerkstoffen auch noch die SmCo-Magnete. Hierfür benötige man die Seltene Erde Samarium (Sm). „Für uns bedeutet das: Haben wir Magnetwerkstoffe, die eine von den vorgenannten Seltenen Erden (Tb, Dy, Sm) enthalten, brauchen wir dafür eine Exportgenehmigung.“
Bruggers chinesische Lieferanten müssten von ihm unterschriebene Dokumente bei MOFCOM, dem Handelsministerium der Volksrepublik China, einreichen, um die Exportgenehmigungen zu erhalten. Aktuell, so heiße es, könne die Abwicklung bis 45 Tage in Anspruch nehmen. Unklar sei, ob es sich um Kalender- oder Arbeitstage handelt.

„Bis dato haben wir noch keine Magnete bekommen, für die wir eine Genehmigung beantragt haben“, so Brugger. Man sei laufend in Gesprächen mit den Lieferanten und bespiele auch andere Kanäle wie das Bundesamt für Geologie und Rohstoffe (BGR), die Außenhandelskammer in Peking oder ganz aktuell die Europäische Kommission über einen Chinaberater.
Kaum Alternativen
Tatsächlich sei es „enorm schwierig, alternative Bezugsquellen aufzutun“, betont Brugger. Firmen wie die Vakuumschmelze in Hanau oder auch die MS würden zwar Seltenerdmagneten in Europa herstellen. Sie seien allerdings aktuell nach seinem Wissen im Wesentlichen auf die Seltenerdrohstoffe aus China angewiesen.
MS Schramberg rechnet mit Engpass
Eine Nachfrage bei MS Schramberg beantwortet das Unternehmen so: Die aktuellen Lieferprobleme und Exportkontrollen von Seltenen Erden aus China stellten auch für MS-Schramberg „eine ernstzunehmende Herausforderung da“, schreibt Bianca Wäschle von MS Schramberg. Bislang habe das Unternehmen diese kritischen Rohstoffe hauptsächlich aus China bezogen. „Infolge der aktuellen Entwicklungen ist mit einem Engpass zu rechnen, was leider zu zum Teil zu unkalkulierbaren Verzögerungen in der Belieferung unserer Kunden führen kann.“
Geschäftsführer Michael Dein betont, sein Unternehmen arbeite „mit Hochdruck an einer Lösung, um die Auswirkungen auf unsere Kunden so gering wie möglich zu halten“. Aber es sei klar: Im Einzelfall ließen sich alternative Beschaffungswege nicht kurzfristig realisieren. Auch seien sie mit deutlich höheren Kosten verbunden.

Wäschle versichert, ihr Unternehmen setze alles daran, die Versorgungssicherheit auch unter den veränderten Rahmenbedingungen aufrechtzuerhalten. Dabei kämen MS Schramberg mehrere Faktoren zugute: „Unsere breite Vielfalt an Magnetwerkstoffen eröffnet uns technische Alternativen. So kann beispielsweise Hartferrit eine ernstzunehmende Option für bestimmte Anwendungen darstellen.“
Zudem verfolge man eine konsequente Mehrlieferantenstrategie mit Lieferquellen auch außerhalb Chinas, um Abhängigkeiten zu reduzieren.
Ein weiterer Vorteil liege in der hohen Fertigungstiefe bei MS-Schramberg. Durch die Vielzahl an Wertschöpfungsstufen im eigenen Unternehmen verfüge MS Schramberg „über zusätzliche Flexibilität, um auf Veränderungen in der Lieferkette gezielt reagieren zu können“, so Bianca Wäschle abschließend.

Weltweite Kooperation
Der Hardter Hersteller Brugger ist Gründungsmitglied der Rare Earth Industry Association (REIA) mit Sitz in Brüssel. Die REIA ist eine weltweit tätige Vereinigung von im SE-Bereich tätigen Unternehmen. Das beginne bei den Minen, gehe über die Raffinierung der Erze, die Herstellung von Magneten bis hin zum Einsatz der Magnete in unterschiedlichsten Produkten wie Motoren, Sensoren, Lautsprecher oder auch zum Beispiel Haftmagnete.
Neue Lagerstätten
Weltweit würden immer mehr Projekte zur Gewinnung der Erze gestartet. „Vom Start bis zur erfolgreichen Exploration einer Mine können allerdings auch schon mal zehn Jahre ins Land gehen“, weiß Thomas Brugger.
Erfolgreiche Projekte mit Output gebe es bereits in Australien oder in den USA (Mine Mountain Pass). „Aus meiner Sicht können die aktuell im Markt befindlichen Mengen aus Quellen außerhalb Chinas jedoch höchstens die China-Preise einigermaßen in Schranken halten.“
Quasi-Monopol
China habe über die Jahre ein Quasi-Monopol aufgebaut, was Seltene Erden anbelangt. Das wirtschaftliche Exportvolumen der „Seltenen Erden“ sei im Verhältnis zum Gesamtexportvolumen Chinas jedoch praktisch zu vernachlässigen.
Strategisch sehe es jedoch anders aus. „Aus meiner Warte ist der durch die Exportbeschränkung entstehende Druck auf die USA und leider mittelbar auch auf die EU mithilfe der SE recht leicht zu erzeugen. Kurz: alternative Bezugsquellen sind zum einen rar und wirtschaftlich für uns praktisch nicht vertretbar.“ Seine Kunden würden die Preise für die Produkte eher nicht bezahlen, schätzt Brugger.
Für Standardprodukte sieht Brugger nicht allzu schwarz: „Zwei unserer Chinesischen Lieferanten unterhalten ein Lager in Deutschland, an dem wir für unsere gängigen Rohmagnete ein gewisses Sicherheitslager aufgebaut haben. Hier sind wir also einigermaßen gut unterwegs.“
Spezialfertigungen
Sorgen machen ihm die Artikel, die man speziell für Kunden anfertigen und die nur gelegentlich hergestellt werden. Wenn die Produkte mit von der Exportgenehmigung betroffenen Magneten hergestellt werden, kommt es aktuell zwangsläufig zu bis dato unkalkulierbaren Verzögerungen. „Das wird sich sicher auf unseren Umsatz im laufenden Jahr auswirken“, fürchtet Brugger.
Außerdem bedeute der bürokratische Aufwand auch entsprechend höhere Verwaltungskosten und Verknappung von personellen Ressourcen für sinnvollere Tätigkeiten, bedauert Thomas Brugger abschließend.