Dienstag, 19. März 2024

Heiligabend in Rottweil: Krippenfeiern unter freiem Himmel

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Noch hängen bunte Herbstblätter an den Bäumen, doch die Kirchen denken weiter. Sie planen Weihnachten zu Corona-Zeiten. Eine Mammutaufgabe, deren Umsetzung in allen Gemeinden zahlreiche Helfer benötigt.

Die aktuelle Corona-Verordnung des Landes gibt die Regeln für die Planung der diesjährigen Weihnachtsfeiern der Kirchengemeinden in Rottweil vor. Kirchenfeste mit hunderten von Besuchern in den Gotteshäusern sind nicht denkbar. Heiligabendgottesdienste mit Krippenspiel und Liedersingen wird es nicht geben, sofern sich die Regeln nicht ändern. Damit rechnet zurzeit kein Verantwortlicher. Gefeiert wird Christi Geburt vielfach im Freien und mit gebührendem Abstand.

Kein Weihnachtsliedersingen in der Oberen Hauptstraße

Das gemeinsame Weihnachtsliedersingen mit der Stadtkapelle in der Oberen Hauptstraße wird in diesem Jahr – Stand der Dinge heute – ebenfalls ausfallen. So lautet die Auskunft von Kulturamtsleiter Marco Schaffert. Versammlungen bis zu 100 Personen im Freien seien zwar momentan möglich. Die Zahl der Besucher in der Oberen Hauptstraße so stark zu begrenzen, hält die Stadt allerdings für unmöglich.

Die Stadtkapelle wird an Heiligabend vermutlich dennoch in der einen oder anderen Besetzung zu hören sein. Münstergemeinde sowie evangelische Kirchengemeinde haben bereits angefragt, ob einzelne Musiker ihre Gottesdienste unter freiem Himmel musikalisch bereichern. Die Überlegungen dazu laufen, sagt Johannes Nikol, Dirigent der Stadtkapelle.

Evangelische Kirche feiert Christi Geburt im Bockshof

Knapp hundert Einzelpersonen dürfen sich in der Predigerkirche zurzeit in den Bänken verteilen. Das reicht an Heiligabend nirgends hin. Rund 1200 Menschen besuchen die drei Heiligabendgottesdienste in normalen Jahren. Diese Weihnacht sei alles anders, stellt Gabriele Waldbauer, geschäftsführende Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde, fest. So wird auch anders gefeiert bei den Protestanten. Fünf kurze Gottesdienste sind geplant: der erste für Familien mit Kindern bis sieben Jahren um 14 Uhr in der Predigerkirche. Um 22 Uhr wird ebenfalls in der Kirche der Geburt Christi gedacht. Alle weiteren Gottesdienste um 15.30 Uhr, 17 Uhr und 18 Uhr finden im Bockshof statt. Im Abstand von drei Metern sollen dort Kerzen die Stellflächen für Einzelpersonen oder Gruppen beleuchten.

Krippenspiele fallen aus

Auf das klassische Krippenspiel werden die Feiernden verzichten müssen. Krippenspielelemente zum Mitsprechen mit pantomimischer Umrahmung durch Kinder des Kirchenchores und aus den Konfirmandengruppen sind derzeit in Planung. Gemeinsames Liedersingen der Gottesdienstbesucher im Freien ist nach jetzigem Stand der Corona-Verordnung möglich. Musikalische Umrahmung durch Musiker des Posaunenchores und weitere Ehrenamtliche ist in Planung. Alle Gottesdienste dauern rund 30 bis 40 Minuten und werden über Lautsprecher verstärkt. Wer sie besuchen möchte, muss sich online anmelden. Die Modalitäten dazu gibt die Kirchengemeinde noch bekannt. Am ersten Weihnachtsfeiertag sind keine zusätzlichen Gottesdienste vorgesehen.

Münstergemeinde feiert Weihnachtsfest auf dem Münsterplatz

Auch die katholische Gesamtkirchengemeinde plant ihre Heiligabendfeiern mehrheitlich im Freien: in der Münstergemeinde, bei der Auferstehung-Christi-Kirche, in Hausen und Neukirch. Mit einer Krippenfeier für Kleinkinder startet die Münstergemeinde um 14 Uhr auf dem Münsterplatz in den Heiligabend. Um 16 Uhr schließt sich eine Krippenfeier mit Abendmahl ebenfalls auf dem Münsterplatz an. Musikalisch umrahmt wird diese von der Mädchenkantorei. Parallel dazu wird um 16 Uhr in der Kapellenkirche eine Christmette in italienischer und deutscher Sprache abgehalten. Um 18 Uhr findet, ebenfalls auf dem Münsterplatz, eine Krippenfeier mit musikalischer Begleitung durch einige Münstersängerknaben statt. Zeitgleich wird in der Kapellenkirche zur Christmette in deutscher Sprache geladen. Die kroatische Gemeinde feiert um 20 Uhr im Münster eine Christmette in ihrer Heimatsprache. Geplant ist zudem eine Christmette um 22 Uhr auf dem Münsterplatz. Das aber müsse die Stadt noch genehmigen, sagt Timo Weber. Der Münsterpfarrer hofft zudem auf musikalische Einlagen der Stadtkapelle bei den drei Freiluft-Gottesdiensten. „Wenn das Singen draußen bis dahin erlaubt ist, wollen wir das auch machen. Da müssen wir abwarten, was möglich ist“, sagt er.

Anmeldung zu allen Gottesdiensten nötig

Alle Gottesdienste dauern höchstens eine Stunde und werden durch Lautsprecher verstärkt. Einzelpersonen oder Gruppen müssen im Freien einen Abstand von drei Metern einhalten. In den nächsten Wochen müsse er also noch den Münsterplatz vermessen und die Markierung der Stellflächen planen. Ähnlich wie die Protestanten denkt auch Weber an Kerzen zur Beleuchtung. Was bei den Katholiken schon seit Monaten praktiziert wird, behält auch an Weihnachten seine Gültigkeit: Gottesdienstbesucher müssen sich vorher anmelden, die Fristen dafür gibt die Gemeinde noch bekannt. „Wenn es voll ist, ist es voll“, sagt Weber dazu. „Wir geben uns größte Mühe, wohl wissend, dass wir nicht alle so befriedigen können wie in anderen Jahren.“ Am ersten Weihnachtsfeiertag bietet die Münstergemeinde zusätzlich zu den Gottesdiensten um 9.30 Uhr und 19 Uhr eine Eucharistiefeier um 11 Uhr und ein Abendlob im Freien um 17.30 Uhr an.

Auch die Auferstehung-Christi-Gemeinde verlegt ihre Gottesdienste an Heiligabend teils in Freie. Um 14 Uhr ist ein Wortgottesdienst für Familien, um 20 Uhr eine Heiligabendfeier außerhalb der Kirche geplant. Zur Eucharistiefeier mit Krippenelementen lädt die Gemeinde um 16 und 18 Uhr in die Kirche. Um Mitternacht feiert die polnische Gemeinde den Heiligen Abend.

Unter Corona-Einschränkungen plant auch die Kirchengemeinde in Hausen: zwei Gottesdienste unter freiem Himmel um 16 und 18 Uhr, eine Eucharistiefeier um 22 Uhr in der Kirche. Eine Krippenfeier in anderer Form ist in Neukirch um 16 Uhr vorgesehen. Dort weicht die Kirchengemeinde ins Bürgerhaus aus.

Alternative Weihnachtsfeiern in der Altstadt

Für Pfarrer Thomas Boebel ist eines ganz klar: „Heiligabend wird nicht so aussehen wie sonst.“ Es sei schwierig abzuschätzen, wie viele Menschen in die Kirchen kommen wollen, sagt der Pfarrer der Pelagius-Gemeinde in Rottweil-Altstadt. Auch in seinen weiteren Gemeinden in Bühlingen, Göllsdorf, Zepfenhan, Feckenhausen und Wellendingen-Wilflingen, planen verschiedene Teams alternative Weihnachtsfeiern für die Gläubigen. So soll etwa in Göllsdorf an Heiligabend bei der Krippe auf dem Rathausplatz eine zusätzliche Feier stattfinden. In der Altstadt sei neben einem einfacheren Gottesdienst in der Kirche auch eine Feier im Freien angedacht. Ideen zur musikalischen Gestaltung gebe es ebenfalls.

Fragezeichen bleiben

Für Pfarrerin Waldbauer wie Pfarrer Weber bleiben alle bisherigen Überlegungen zu Heiligabend mit Fragezeichen versehen. Ändert sich die Corona-Verordnung, werden religiöse Feiern noch stärker beschränkt, sind sie unter Umständen hinfällig. Momentan aber hoffen sie, das bisherige Planungsgerüst mit Leben füllen zu können. Das grüne Licht ihrer Gemeinderäte haben sie in jedem Fall. Tatkräftige Helfer suchen sie noch und freuen sich über jede Menge Freiwillige, die diese besondere Weihnacht auf besondere Weise begehen wollen.

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