Renaissance trifft Stahl-Moderne
Ausstellung "Jürgen Knubben zum Siebstigsten" in Glatt

Mit einer Doppel-Ausstellung ehrt der Landkreis den Bildhauer Jürgen Knubben zum Siebzigsten. Der Teil in Glatt lässt sich bestens mit dem Besuch der jüngst eröffneten Ausstellung zu 500 Jahren Bauernkrieg zwischen Schwarzwald und Neckar verbinden.
Der Aufruhr von 1524/25 wird im Glatter Wasserschloss beleuchtet, das umgebende Areal beleben Skulpturen Jürgen Knubbens. Das bildet einerseits einen starken Kontrast: Auf einer einen Seite der aufs Zarte zielende Renaissance-Stil, auf der anderen die Kantigkeit einer geometrischen Moderne.

Darin, dass sich Knubbens stählerne Körper biegen und winden kann man aber auch etwas Verbindendes sehen: Drinnen wie draußen geht es um Kräfte, die wirken, gewissermaßen um das Standhalten und Nachgeben. Und während drinnen ein halbes Jahrtausend zurückgeschaut wird, zeugt die Patina auf den zeitgenössischen Kunstwerken überdeutlich von vergehender Zeit.

Es ist eine gute Idee, den renommierten Bildhauer, einflussreichen Kurator und ideenreichen Kunstvermittler Jürgen Knubben mit dieser Schau zu würdigen. Sie verortet ihn in der Region, wo er seit vielen Jahren zu den prägenden künstlerischen Akteuren zählt. Zugleich lässt sie auch Knubbens nationale und internationale Ausstrahlung anklingen.

Die gewählten Objekte zeigen einmal mehr: Knubben ist ein Meister der Reduktion mit unverkennbarer Handschrift. Mit strengen, klaren Körpern, oft in Ensembles gruppiert, bringt er das geometrische Grundvokabular immer wieder neu zum Sprechen.
Konsequent lotet er seit vielen Jahren die Ausdruckspotenziale seiner bevorzugten Materialien Eisen und Baustahl aus. Feste Ordnung bringt er dabei mit Kräften der Offenheit in Balance. Und bricht den Anspruch von Dauerhaftigkeit der Metalle durch eine Patina aus Rost. Damit verweist er auch auf nie endende Prozesse der Veränderung und schafft obendrein samtige, erstaunlich vielgestaltige Oberflächen.

Um das zu sehen, muss man nahe heran an die Skulpturen – ohne freilich den Blick fürs Ganze zu verlieren. Große Gestalt und kleines Detail stehen bei Knubben ohnehin in enger Verbindung: Für beides will er mit seinem bildhauerischen Werk die Sinne schärfen. Bei der Ausstellung in Glatt lässt sich die Verknüpfung beider Dimensionen wunderbar erfahren, noch dazu eingebettet in ein grandioses Ambiente – als Begegnung von tänzereischer Renaissance und um Klarheit ringender Stahl-Moderne.
Info: Die Skulpturen Jürgen Knubbens im Park des Kultur- und Museumszentrums Schloss Glatt sind bis 2. November zu sehen.