Auto ruft Rettungskräfte – die Rechnung wird der Halter bekommen

Weil das Notrufsystem eines Autos die 112 gerufen und auf diese Weise einen Unfall vorgegaukelt hat, rückten Feuerwehr, DRK und Polizei am Samstagmittag in Rottweil zum Parkplatz eines großen Möbelhauses aus. Vor Ort benötigte glücklicherweise niemand medizinische Versorgung.
Die Familie aus einem Nachbarlandkreis war gerade beim Einkaufen im Möbelhaus, als die Einsatzkräfte eintrafen: Ein Rüstzug der Rottweiler Feuerwehr, unterstützt von einem Löschfahrzeug aus der Altstadt, auf deren Gemarkung der Notruf ausgelöst worden war, ein Rettungswagen des DRK, ein Notarzt, der Organisatorische Leiter Rettungsdienst und eine Streife der Polizei fuhren an. Allein seitens der Rottweiler Feuerwehr 25 Kräfte, wie deren Sprecher Marius Daute sagte.
Braucht hier jemand Hilfe?
Sie rechneten zunächst mit einem schweren Verkehrsunfall, dann mit einem möglichen medizinischen Problem. Denn: Der Alarm des Autos wurde, so hieß es im Verlauf des Einsatzes, händisch ausgelöst. Also absichtlich, nicht automatisch. Es könnte also jemand in einem der vielen an diesem Samstag vor dem Möbelhaus abgestellten Wagen medizinischer Hilfe bedürfen. Vielleicht gerade noch den Notruf betätigt haben können, dann nichts mehr … Denn die Leitstelle konnte sich nicht mit jemandem aus dem meldenden Fahrzeug in Verbindung setzen.
Wie Stadtbrandmeister Frank Müller als Einsatzleiter der NRWZ berichtete, habe er die Information bekommen, dass das alarmierende Fahrzeug anhand seiner gesendeten Koordinaten links vom Eingang des Möbelhauses stehen sollte. Das übermittelte die Leitstelle, die den Notruf erhalten hatte. Links vom Eingang befanden sich zu dem Zeitpunkt nicht nur ungezählte Wagen auf dem Parkplatz, sondern 20 weitere auf dem Parkdeck des Möbelhauses, das über eine Rampe links des Eingangs angefahren werden kann.
Einsatzkräfte schauen in jedes infrage kommende Auto

Dort also schauten Einsatzkräfte in jedem der abgestellten Wagen nach – und konnten vermelden, dass niemand in einem der Autos liege. Dass der Alarm manuell und nicht automatisch ausgelöst worden war, das führte laut dem Rottweiler Feuerwehrsprecher Daute automatisch dazu, dass das infrage kommende Gelände besonders akribisch abgesucht wurde. Unterdessen blieb das Möbelhaus geöffnet, konnten Kunden es weiterhin betreten und verlassen. Die Kräfte des Roten Kreuzes hielten sich bereit. „Wir warten, haben aber noch keinen Patienten“, hieß es aus ihren Reihen.
Die Feuerwehr erfuhr über die vom Alarmgeber gesendete Nachricht an die Leitstelle die Fahrgestellnummer des Autos. Darüber den Hersteller – Škoda – und mithilfe der Polizei auch das Kennzeichen und den Halter. Dieser wurde im Möbelhaus ausgerufen und eilte zu seinem Kombi. Erklären konnte er den Notruf nicht.
Rechnung könnte vierstellig ausfallen
Fest steht, dass der Fall für ihn teuer werden könnte. Wie es an der Einsatzstelle hieß, werde der Fahrzeughalter des Škoda eine Rechnung erhalten, in der die am Einsatz beteiligten Fahrzeuge und Kräfte aufgelistet werden, zudem die Einsatzdauer. Da es sich um eine Alarmierung nach dem recht hohen Einsatzstichwort „Hilfeleistung 3“ handelte, wird diese vierstellig werden. Möglich ist, dass dieser finanzielle Schaden durch die Kfz-Haftpflicht des Halters abgedeckt ist.
Als klar war, dass es sich nicht um einen echten Notfall handelte, sondern dass moderne Technik möglicherweise einen Fehler gemacht hat, wurde deren Fluch und Segen vor Ort diskutiert. Für die Einsatzkräfte jedenfalls stand fest: „Seien wir froh, dass nichts passiert ist“, wie es ein Feuerwehrmann formulierte. Und: „Wo Technik ist, können Fehler passieren.“