Freitag, 29. März 2024

Plötzlich weg

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Prof. Dirk B. gehörte zu den gefeierten Medizinern an der Rottweiler Helios-Klinik. Stieg zuletzt, im Juni, zum Ärztlichen Direktor auf. Dann: die plötzliche Kündigung. Und Gerüchte: Hat Gefahr für Patienten bestanden? Wurde der Mann von der Polizei abgeholt?

Nein. Das nicht. „Das können wir nicht bestätigen“, so eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Tuttlingen auf Nachfrage der NRWZ. Dabei geht das Gerücht um: Prof. Dirk B. sei „vor einigen Tagen von der Polizei abgeführt“ worden, schreibt uns jemand. Anschließend sei der Mediziner entlassen worden, „möglicherweise fristlos.“ Nur wenige Tage zuvor hatte er in der Rottweiler Klinik Operationen vorgenommen.

Das mit der Entlassung stimmt. „Es ist richtig, dass Prof. B. nicht mehr bei uns beschäftigt ist“, bestätigt eine Sprecherin des Krankenhauses. Die Klinikleitung habe dazu vergangene Woche die Mitarbeiter informiert. Mit nach Angaben der Sprecherin folgendem Wortlaut:

Wir haben Prof. Dr. B. während der Probezeit die Kündigung ausgesprochen. Dies hat persönliche Gründe, auf die wir aufgrund des Arbeitsrechts nicht weiter eingehen können. Wir bedauern allerdings sein Ausscheiden. Chefarzt Dr. Maunz wird nun interimsweise die Leitung dieses Bereiches übernehmen, so dass er ab sofort als Chefarzt beide Kliniken für Innere Medizin verantwortet. Wir werden die vakante Stelle nun umgehend ausschreiben. Zur Nachfolge des ärztlichen Direktors unserer Klinik werden wir zeitnah informieren.“

Dass B. von der Polizei abgeführt worden sei, stimme jedoch nicht. Es gebe für die Klinikleitung, so die Sprecherin weiter, „auch keinen Anlass, davon auszugehen, dass eine Gefahr für die Patienten unserer Klinik bestanden hat.“

Darüber hinaus gibt es nur wenig Informationen über die Entlassung. Das bereitet den Boden für Gerüchte. „Die Geschäftsführung hüllt sich zu dem Vorfall komplett im Schweigen“, hat unser Informant beobachtet. Und: „Alle Verweise beziehungsweise Personenangaben zu Dr. B. wurden von die Helios-Webseite binnen Tagen entfernt, was normalerweise selbst nach Wochen nach einer personelle Veränderung bei Chefärzten nicht geschieht.“ Und: Was hinter der Entlassung steckt, das zu erfahren, hätten die Allgemeinheit und die Rottweiler Bürger ein großes Recht. Die Geschäftsführung versuche, etwas zu vertuschen. „Insbesondere es ist völlig unklar, ob der Vorfall oder das Vergehen des ehemaligen Chefarztes möglicherweise mit einer Gefahr für Leib und Leben von Patienten der Helios-Klinik zusammen gingen“, so unser Informant weiter.

Auf eines hat die Sprecherin eine klare Antwort: „Was die Webseite angeht: Die wird direkt von mir gepflegt, und ich bemühe mich tatsächlich um Aktualität, gerade bei Personalveränderungen.“

Der Klinikleitung liege zudem nichts ferner, als etwas zu vertuschen. Das Arbeitsrecht setze allerdings enge Grenzen, was die Auskünfte von Arbeitgebern zu Mitarbeitern oder ehemaligen Mitarbeitern und deren persönlichen Belangen angeht.

Wenige Wochen vor seiner plötzlichen Entlassung lobte B., der an verschiedenen Universitätskliniken tätig gewesen ist, noch das „freundliche Miteinander“ im kleinen Rottweiler Haus. „Besonders der Funktionsbereich mit dem super ausgebildeten und motivierten Team sticht hier hervor.“ Es mache ihm jeden Tag Freude, mit diesem Team zusammen zu arbeiten. Und noch ein anderer Raum hat es ihm angetan: „Ich mag die Kapelle im Krankenhaus sehr, ein schöner Ort der Ruhe und Einkehr.“

Geradlinig aber scheint seine Karriere nicht verlaufen zu sein. Am 1. Oktober 2018 hätte B. nach Informationen der NRWZ eine Stelle als Chefarzt an einem Krankenhaus in der Schweiz antreten sollen. Er erschien nicht. Der Klinikleitung habe er einen Tag später, am 2. Oktober, erst mitgeteilt, er könne die Stelle „aus persönlichen, unvorhersehbaren Gründen nicht antreten“, berichten regionale Medien. Welche Folgen das für den Mediziner hatte, bleibt aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes unklar. Damals wie nun in Rottweil mussten Kollegen interimsweise für ihn einspringen.

Als neuer Ärztlicher Direktor hätte Prof. B. in der Klinikleitung nun das Bindeglied zwischen der Klinikgeschäftsführerin Cornelia Koch, Pflegedirektorin Martina Hattler und der Ärzteschaft bilden sollen. Koch noch im Juni 2019: „Ich freue mich sehr, dass Prof. Dr. B. das Amt des Ärztlichen Direktors übernehmen wird. Ich habe mit ihm einen erfahrenen Mediziner zur Seite, der sich in kürzester Zeit bei uns im Haus hohe Anerkennung bei Patienten wie Kollegen erarbeitet hat.“

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Peter Arnegger (gg)https://www.nrwz.de
... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.