Stiller Protestmarsch gegen Corona-Auflagen

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Als Teil eines bundesweiten Aufrufs zum stillen und vermeintlich unorganisierten Protest gegen die Corona-Maßnahmen und eine mögliche Impfpflicht haben sich am Montagabend rund 250 Menschen in Rottweil versammelt. Sie bildeten einen Protestzug durch die historische Innenstadt. Die Polizei schaute dem Treiben zu – mit einem Streifenwagen. Es soll eine Fortsetzung geben.

Der Protest gegen Corona-Auflagen hat nun auch in Rottweil ein Gesicht. Oder vielmehr etwa 250 Gesichter, wobei die Schätzungen auseinander gehen. Ein Teilnehmer berichtet online, rund 300 Demonstranten gezählt zu haben, eine Tageszeitung berichtet von „gut 100“. Mit der Polizei einigte sich die NRWZ zwischenzeitlich auf gut 200. Sie alle haben an einem vermeintlich unorganisierten Protestmarsch teilgenommen. Dieser begann zunächst6 an zwei Orten, weil unterschiedliche Gruppierungen unterschiedliche Startpunkte vereinbart hatten, einmal an der Predigerkirche, einmal am Alten Rathaus. Dieser Platz wurde dann zum offiziellen Startpunkt, alle versammelten sich kurz nach 18 Uhr dort, um dann einen Zug durch die Innenstadt zu bilden. Mehrfach die Hochbrücktorstraße und den Friedrichsplatz entlang.

Am Startpunkt des Lichterspaziergangs. Foto: gg

Es war eine sehr heterogene Gruppe. Darunter Mütter, die keinesfalls auf einem Bild in der Zeitung erscheinen wollen, die nur „wegen der schwierigen Situation an den Schulen“ an der als Lichterspaziergang angekündigten Aktion teilnehmen wollten. Darunter andererseits aber auch der stadtbekannte Corona-Leugner, der seinem Gegenüber nahe kommen will wie vor 2020, ihm die Hand schütteln will wie in Pre-Pandemie-Zeiten. Unter den Teilnehmenden waren vor allen Dingen Menschen, die nach eigenen Angaben eine eigene Wahrheit „abseits des Mainstreams“ suchen, die „alternative Medien“ konsumieren und eine Weltverschwörung zur Unterdrückung oder gar Dezimierung der Menschheit nicht ausschließen möchten.

Geäußert haben sie diesen Protest freilich nur in persönlichen Gesprächen, nicht etwa auf Plakaten oder in Sprechchören. Es handelte sich nicht um eine angemeldete Demonstration. Sondern um eine nicht offiziell angekündigte Zusammenkunft Gleichgesinnter, zu der in einer Chatgruppe des Kreisverbands der Partei „Die Basis“ ebenso wie in weiteren Chatgruppen aufgerufen wurde.

Nicht überrascht davon war die Rottweiler Stadtverwaltung, die NRWZ traf Oberbürgermeister Ralf Broß einige Minuten vor der Demo, er war informiert, wollte sich den Protest anschauen, fuhr dann aber kurz nach 18 Uhr nach Hause in den Feierabend.

Ein sogenannter Lichterspaziergang als Protest gegen die Corona-Maßnahmen – mit anfänglich rund 100 Teilnehmerinnen und…

Gepostet von NRWZ.de am Montag, 13. Dezember 2021

Überrascht schien hingegen die Polizei, die genau einen Streifenwagen samt Besatzung aufbot. Die beiden Beamten beobachteten den Protestzug. Obgleich Abstandsregeln und Maskenpflicht nicht eingehalten worden sind, griff die Staatsmacht nicht ein. Dass die Polizei sie gewähren ließ, haben Demonstrierende online bereits dankend erwähnt. Auch ihrerseits blieben sie völlig friedlich. Die Stimmung: gelöst.

Nachdem es am Wochenende bei Demonstrationen von Corona-Maßnahmen-Gegnern etwa in Reutlingen und Stuttgart zu Ausschreitungen gekommen war, hatte das Innenministerium eine härtere Gangart angekündigt. Die Polizei Baden-Württemberg beteilige sich an der Überwachung der Corona-Verordnung bereits seit Beginn, bekämpfe damit intensiv die Pandemie und unterstütze so auch die zuständigen Städte und Gemeinden, teilte das Innenministerium am Montan mit. Dies geschehe – zusätzlich zu den originären polizeilichen Aufgaben – in Form von zahlreichen Überwachungsmaßnahmen im Rahmen des Regeldienstes, von Zusatzdiensten und von präsidiumsweiten Schwerpunktkontrollen.

Laut Innenminister Thomas Strobl am Montag sind allein in dieser Woche mehr als 100 weitere zusätzliche gezielte polizeiliche Kontrollaktionen geplant. Zusätzlich zu den Schwerpunktkontrollen führen die regionalen Polizeipräsidien demnach auch zahlreiche weitere lokale Corona-Kontrollaktionen durch, die teilweise eng mit den Ortspolizeibehörden abgestimmt seien. Neben den regionalen Polizeipräsidien sollen Kräfte des Polizeipräsidiums Einsatz vor Ort dabei sein. Dabei werde ein besonderes Augenmerk auf die Einhaltung der Maskentragepflicht im öffentlichen Raum, einschließlich des ÖPNV sowie auf die Ausgangsbeschränkungen gelegt.

Nicht so bei dieser überraschenden Demonstration in Rottweil am Montagabend. Auch der städtische Vollzugsdienst war nicht anwesend.

Die Teilnehmenden feiern sich unterdessen in ihren Chatgruppen für ihre Aktion. Im Vorfeld hatten einzelne noch angezweifelt, einen solchen Protest in der Beamtenstadt Rottweil auf die Beine stellen zu können. Für den kommenden Montag ist bereits eine Neuauflage angekündigt.

Das interessiert diese Woche



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Der Protest gegen Corona-Auflagen hat nun auch in Rottweil ein Gesicht. Oder vielmehr etwa 250 Gesichter, wobei die Schätzungen auseinander gehen. Ein Teilnehmer berichtet online, rund 300 Demonstranten gezählt zu haben, eine Tageszeitung berichtet von „gut 100“. Mit der Polizei einigte sich die NRWZ zwischenzeitlich auf gut 200. Sie alle haben an einem vermeintlich unorganisierten Protestmarsch teilgenommen. Dieser begann zunächst6 an zwei Orten, weil unterschiedliche Gruppierungen unterschiedliche Startpunkte vereinbart hatten, einmal an der Predigerkirche, einmal am Alten Rathaus. Dieser Platz wurde dann zum offiziellen Startpunkt, alle versammelten sich kurz nach 18 Uhr dort, um dann einen Zug durch die Innenstadt zu bilden. Mehrfach die Hochbrücktorstraße und den Friedrichsplatz entlang.

Am Startpunkt des Lichterspaziergangs. Foto: gg

Es war eine sehr heterogene Gruppe. Darunter Mütter, die keinesfalls auf einem Bild in der Zeitung erscheinen wollen, die nur „wegen der schwierigen Situation an den Schulen“ an der als Lichterspaziergang angekündigten Aktion teilnehmen wollten. Darunter andererseits aber auch der stadtbekannte Corona-Leugner, der seinem Gegenüber nahe kommen will wie vor 2020, ihm die Hand schütteln will wie in Pre-Pandemie-Zeiten. Unter den Teilnehmenden waren vor allen Dingen Menschen, die nach eigenen Angaben eine eigene Wahrheit „abseits des Mainstreams“ suchen, die „alternative Medien“ konsumieren und eine Weltverschwörung zur Unterdrückung oder gar Dezimierung der Menschheit nicht ausschließen möchten.

Geäußert haben sie diesen Protest freilich nur in persönlichen Gesprächen, nicht etwa auf Plakaten oder in Sprechchören. Es handelte sich nicht um eine angemeldete Demonstration. Sondern um eine nicht offiziell angekündigte Zusammenkunft Gleichgesinnter, zu der in einer Chatgruppe des Kreisverbands der Partei „Die Basis“ ebenso wie in weiteren Chatgruppen aufgerufen wurde.

Nicht überrascht davon war die Rottweiler Stadtverwaltung, die NRWZ traf Oberbürgermeister Ralf Broß einige Minuten vor der Demo, er war informiert, wollte sich den Protest anschauen, fuhr dann aber kurz nach 18 Uhr nach Hause in den Feierabend.

Ein sogenannter Lichterspaziergang als Protest gegen die Corona-Maßnahmen – mit anfänglich rund 100 Teilnehmerinnen und…

Gepostet von NRWZ.de am Montag, 13. Dezember 2021

Überrascht schien hingegen die Polizei, die genau einen Streifenwagen samt Besatzung aufbot. Die beiden Beamten beobachteten den Protestzug. Obgleich Abstandsregeln und Maskenpflicht nicht eingehalten worden sind, griff die Staatsmacht nicht ein. Dass die Polizei sie gewähren ließ, haben Demonstrierende online bereits dankend erwähnt. Auch ihrerseits blieben sie völlig friedlich. Die Stimmung: gelöst.

Nachdem es am Wochenende bei Demonstrationen von Corona-Maßnahmen-Gegnern etwa in Reutlingen und Stuttgart zu Ausschreitungen gekommen war, hatte das Innenministerium eine härtere Gangart angekündigt. Die Polizei Baden-Württemberg beteilige sich an der Überwachung der Corona-Verordnung bereits seit Beginn, bekämpfe damit intensiv die Pandemie und unterstütze so auch die zuständigen Städte und Gemeinden, teilte das Innenministerium am Montan mit. Dies geschehe – zusätzlich zu den originären polizeilichen Aufgaben – in Form von zahlreichen Überwachungsmaßnahmen im Rahmen des Regeldienstes, von Zusatzdiensten und von präsidiumsweiten Schwerpunktkontrollen.

Laut Innenminister Thomas Strobl am Montag sind allein in dieser Woche mehr als 100 weitere zusätzliche gezielte polizeiliche Kontrollaktionen geplant. Zusätzlich zu den Schwerpunktkontrollen führen die regionalen Polizeipräsidien demnach auch zahlreiche weitere lokale Corona-Kontrollaktionen durch, die teilweise eng mit den Ortspolizeibehörden abgestimmt seien. Neben den regionalen Polizeipräsidien sollen Kräfte des Polizeipräsidiums Einsatz vor Ort dabei sein. Dabei werde ein besonderes Augenmerk auf die Einhaltung der Maskentragepflicht im öffentlichen Raum, einschließlich des ÖPNV sowie auf die Ausgangsbeschränkungen gelegt.

Nicht so bei dieser überraschenden Demonstration in Rottweil am Montagabend. Auch der städtische Vollzugsdienst war nicht anwesend.

Die Teilnehmenden feiern sich unterdessen in ihren Chatgruppen für ihre Aktion. Im Vorfeld hatten einzelne noch angezweifelt, einen solchen Protest in der Beamtenstadt Rottweil auf die Beine stellen zu können. Für den kommenden Montag ist bereits eine Neuauflage angekündigt.

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Peter Arnegger (gg)
Peter Arnegger (gg)https://www.nrwz.de
... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.

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