Beliebter Teich bei Schönbronn wird Teil eines Ökokonto-Gebiets / Angler bleiben

Die Biber und der Gründlesee

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Seit bald 50 Jahren betreibt der Angelsportverein Schramberg einen eigenen Fischteich, den Gründlesee im Stadtteil Schönbronn. 2021 hat die Stadt das Flurstück mit dem See gekauft. In diesem Bereich plant die Stadt ein Ökokonto anzulegen. Seit einigen Jahren lebt dort auch eine Biberfamilie. 

Schramberg. Im Ausschuss für Umwelt und Technik hat der für Grünflächen zuständige Alexander Mönch berichtet, dass mit dem Grunderwerb des knapp einen Hektar großen Geländes auch der Pachtvertrag mit dem Angelsportverein übernommen wurde. Nun laufe der Pachtvertrag aus. Deshalb möchte Mönch einige Probleme, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, aufarbeiten.

Die Biberfamilie mit Licht- und Schattenseiten

„Hauptproblem“ sei der Biber, oder besser inzwischen eine Biberfamilie mit drei Kindern. Die machten, was Biber eben so machten und verstärkten die Probleme, die der Klimawandel sowieso mit sich bringe.

„Um sauerstoffarmes Wasser, sogenanntes ‚Totwasser‘ oder ‚Tiefenwasser‘, abzuleiten, gibt es wie an fast jedem See ein ‚Mönch-Bauwerk‘“, erläutert Mönch in seiner Vorlage.

Das Problem: Es liege „in der Natur des Bibers“, solche Wasserabläufe zu blockieren. Das Tier möchte nämlich, dass die Eingänge zu seinem Bau unter Wasser bleiben und so vor Raubtieren sicher sind. Daher blockiere er sehr oft den „Mönch“ am Gründlesee. Statt des Totwassers fließe sauerstoffreiches Frischwasser ab.

Die Angler müssten deshalb regelmäßig den Mönch von den Biberverstopfungen befreien. Das gehe nur mit Hilfe eines kleinen Bootes. Wenn im Sommer die Frischwasserzuflüsse versiegen, verschärfe sich das Problem. Schließlich nagten die Biber die Bäume an und fällten diese. So fallen schattenspenden Bäume am Ufer weg.

„Wir haben versucht, die Bäume zu schützen“, berichtet Mönch. Doch der Biber sei cleverer. Nun versuche man es mit im Boden verankerten Zäunen.

Gewässerwart Michael Roth hat vor Jahren der NRWZ ein Video mit dem Biber zur Verfügung gestellt.

Steg statt Umwälzanlage

Um die Totwassersituation zu verbessern, möchte Mönch einen Wartungssteg bis zum Mönchbauwerk errichten lassen. Dafür wären überplanmäßig 17.000 Euro erforderlich. Intensiv diskutiert habe er mit den Angelsportlern, ob der Kauf einer 30.000 Euro teuren solarbetriebenen Umwälzanlage Sinn mache.

Dagegen spreche, dass die Anlage zusätzlich pro Jahr 1000 bis 2000 Euro Unterhalt koste. Auch seien negative Wechselwirkungen zum Ökokonto und Biber nicht auszuschließen.

Neben dem Biber tummeln sich auch Bisamratten am Gründlesee und durchlöchern die Dämme. Die Gänge der Bisamratten stürzten ein, und die Stadt fülle die Gänge wieder auf.

Der Biber als Lebensraumgestalter

Mönch stellt in seiner Vorlage klar, einerseits schaffe der Biber Probleme, andererseits sei er aber „ein wichtiger Lebensraumgestalter“.  Er sei für das künftige Ökokonto wichtig, weil er kostenlos für Feucht- und Nassbereiche sorge und „eine einzigartige Dynamik“ erzeuge.

Die meisten Flächen gehörten der Stadt, und der Biber beeinträchtige daher fast keine privaten Flächen. Es komme darauf an, die Arbeiten des Bibers „intelligent in die richtige Richtung“ zu lenken, um so aufwändige langfristige Unterhaltungsmaßnahmen zu minimieren, wie Mönch in seiner Vorlage ausführt.

Alle Abbildung aus einer Präsentation von Alexander Mönch.

Eingeschränkter Zugang zum See

Für das Ökokonto möchte die Stadt etwa ein Drittel der See-Fläche sperren. Hier sollen ein Verlandungsbereich mit Schilf und eine besonnte Flachwasserzone entstehen. Das steigert die Artenvielfalt und die Biotopqualität und generiert damit Ökopunkte. Auch der Uferbereich soll umgestaltet werden.

Nicht mehr alle Bereiche sollen zugänglich bleiben. Dafür soll hohes Gras sorgen. Das werde man mit dem Angelsportverein abstimmen. Überhaupt möchte die Stadt „die Expertise vor Ort“ des Angelsportvereins nutzen, versprach Mönch.

In Vertretung von Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr dankte ihre Stellvertreterin Tanja Witkowski den Angelsportlern für die wertvolle Zusammenarbeit.

Oskar Rapp (Freie Liste) erkundigte sich, ob es eine automatische Mönchreinigungsanlage gebe – eine Frage, die nicht nur bei Alexander Mönch für Heiterkeit sorgte. Nein die gebe es leider nicht, weder für ihn noch für das Bauwerk, antwortete er. Technisch sei alles möglich, es sei aber eine Kostenfrage, fügte er wieder ernst hinzu.

Keine Begehrlichkeiten wecken

Mirko Witkowski (SPD-Buntspecht) wollte wissen, weshalb der Verein keine Vereinszuschüsse erhalte. Das hänge mit der Vereinsstruktur – keine Jugendlichen Mitglieder – und der fehlenden Mitgliedschaft in einem der Stadtverbände zusammen, erwiderte Abteilungsleiter Konrad Ginter.

Er nannte auch die Gründe, weshalb die Stadt gegen eine Umwälzanlage sei: Es sei „keine kommunale Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Angler dickere Fische fangen“, so Ginter. Außerdem könnte die Anschaffung Begehrlichkeiten etwa beim Tiergehege in Waldmössingen oder auch in Tennenbronn wecken. Der Ausschuss sah es genauso und lehnte den Kauf einer Umwälzanlage einstimmig ab.

Das interessiert diese Woche



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Seit bald 50 Jahren betreibt der Angelsportverein Schramberg einen eigenen Fischteich, den Gründlesee im Stadtteil Schönbronn. 2021 hat die Stadt das Flurstück mit dem See gekauft. In diesem Bereich plant die Stadt ein Ökokonto anzulegen. Seit einigen Jahren lebt dort auch eine Biberfamilie. 

Schramberg. Im Ausschuss für Umwelt und Technik hat der für Grünflächen zuständige Alexander Mönch berichtet, dass mit dem Grunderwerb des knapp einen Hektar großen Geländes auch der Pachtvertrag mit dem Angelsportverein übernommen wurde. Nun laufe der Pachtvertrag aus. Deshalb möchte Mönch einige Probleme, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, aufarbeiten.

Die Biberfamilie mit Licht- und Schattenseiten

„Hauptproblem“ sei der Biber, oder besser inzwischen eine Biberfamilie mit drei Kindern. Die machten, was Biber eben so machten und verstärkten die Probleme, die der Klimawandel sowieso mit sich bringe.

„Um sauerstoffarmes Wasser, sogenanntes ‚Totwasser‘ oder ‚Tiefenwasser‘, abzuleiten, gibt es wie an fast jedem See ein ‚Mönch-Bauwerk‘“, erläutert Mönch in seiner Vorlage.

Das Problem: Es liege „in der Natur des Bibers“, solche Wasserabläufe zu blockieren. Das Tier möchte nämlich, dass die Eingänge zu seinem Bau unter Wasser bleiben und so vor Raubtieren sicher sind. Daher blockiere er sehr oft den „Mönch“ am Gründlesee. Statt des Totwassers fließe sauerstoffreiches Frischwasser ab.

Die Angler müssten deshalb regelmäßig den Mönch von den Biberverstopfungen befreien. Das gehe nur mit Hilfe eines kleinen Bootes. Wenn im Sommer die Frischwasserzuflüsse versiegen, verschärfe sich das Problem. Schließlich nagten die Biber die Bäume an und fällten diese. So fallen schattenspenden Bäume am Ufer weg.

„Wir haben versucht, die Bäume zu schützen“, berichtet Mönch. Doch der Biber sei cleverer. Nun versuche man es mit im Boden verankerten Zäunen.

Gewässerwart Michael Roth hat vor Jahren der NRWZ ein Video mit dem Biber zur Verfügung gestellt.

Steg statt Umwälzanlage

Um die Totwassersituation zu verbessern, möchte Mönch einen Wartungssteg bis zum Mönchbauwerk errichten lassen. Dafür wären überplanmäßig 17.000 Euro erforderlich. Intensiv diskutiert habe er mit den Angelsportlern, ob der Kauf einer 30.000 Euro teuren solarbetriebenen Umwälzanlage Sinn mache.

Dagegen spreche, dass die Anlage zusätzlich pro Jahr 1000 bis 2000 Euro Unterhalt koste. Auch seien negative Wechselwirkungen zum Ökokonto und Biber nicht auszuschließen.

Neben dem Biber tummeln sich auch Bisamratten am Gründlesee und durchlöchern die Dämme. Die Gänge der Bisamratten stürzten ein, und die Stadt fülle die Gänge wieder auf.

Der Biber als Lebensraumgestalter

Mönch stellt in seiner Vorlage klar, einerseits schaffe der Biber Probleme, andererseits sei er aber „ein wichtiger Lebensraumgestalter“.  Er sei für das künftige Ökokonto wichtig, weil er kostenlos für Feucht- und Nassbereiche sorge und „eine einzigartige Dynamik“ erzeuge.

Die meisten Flächen gehörten der Stadt, und der Biber beeinträchtige daher fast keine privaten Flächen. Es komme darauf an, die Arbeiten des Bibers „intelligent in die richtige Richtung“ zu lenken, um so aufwändige langfristige Unterhaltungsmaßnahmen zu minimieren, wie Mönch in seiner Vorlage ausführt.

Alle Abbildung aus einer Präsentation von Alexander Mönch.

Eingeschränkter Zugang zum See

Für das Ökokonto möchte die Stadt etwa ein Drittel der See-Fläche sperren. Hier sollen ein Verlandungsbereich mit Schilf und eine besonnte Flachwasserzone entstehen. Das steigert die Artenvielfalt und die Biotopqualität und generiert damit Ökopunkte. Auch der Uferbereich soll umgestaltet werden.

Nicht mehr alle Bereiche sollen zugänglich bleiben. Dafür soll hohes Gras sorgen. Das werde man mit dem Angelsportverein abstimmen. Überhaupt möchte die Stadt „die Expertise vor Ort“ des Angelsportvereins nutzen, versprach Mönch.

In Vertretung von Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr dankte ihre Stellvertreterin Tanja Witkowski den Angelsportlern für die wertvolle Zusammenarbeit.

Oskar Rapp (Freie Liste) erkundigte sich, ob es eine automatische Mönchreinigungsanlage gebe – eine Frage, die nicht nur bei Alexander Mönch für Heiterkeit sorgte. Nein die gebe es leider nicht, weder für ihn noch für das Bauwerk, antwortete er. Technisch sei alles möglich, es sei aber eine Kostenfrage, fügte er wieder ernst hinzu.

Keine Begehrlichkeiten wecken

Mirko Witkowski (SPD-Buntspecht) wollte wissen, weshalb der Verein keine Vereinszuschüsse erhalte. Das hänge mit der Vereinsstruktur – keine Jugendlichen Mitglieder – und der fehlenden Mitgliedschaft in einem der Stadtverbände zusammen, erwiderte Abteilungsleiter Konrad Ginter.

Er nannte auch die Gründe, weshalb die Stadt gegen eine Umwälzanlage sei: Es sei „keine kommunale Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Angler dickere Fische fangen“, so Ginter. Außerdem könnte die Anschaffung Begehrlichkeiten etwa beim Tiergehege in Waldmössingen oder auch in Tennenbronn wecken. Der Ausschuss sah es genauso und lehnte den Kauf einer Umwälzanlage einstimmig ab.

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.