Lärmaktionsplan für Schramberg kommt mit Verspätung

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Dass Lärm krank macht, ist seit langem bekannt. Seit langem, nämlich seit 2002  fordert deshalb auch die Europäische Union , dass die Länder mit besonderen Aktionen gegen den krankmachenden Lärm vorgehen Und „Minderungsmaßnahmen ergreife“, wie Stadtplaner Bent Liebrich dem Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) erläutert hat.

Deutschland, das sich ja so gern als Musterknabe sieht, hat allerdings geschlampert und erst Jahre später im Bundesimmissionsschutzgesetz Lärmaktionspläne vorgeschrieben. 2007 hat das Land zum ersten Mal  Lärmkarten erstellt. Diese Karten zeigen, an welchen Straßen, Bahnlinien oder Flughäfen welcher Lärm entsteht. Konsequenzen allerdings haben die Kommunen vielerorts daraus nicht gezogen. Deshalb droht der Bundesrepublik nun ein EU-Vertragsverletzungsverfahren. Auch Schramberg gehört zu den Nachzüglern, wie gut die Hälfte aller Kommunen im Land. „Wir wollen unseren Plan aber dieses Jahr in Angriff nehmen“, so Liebrich.

Er wies darauf hin, dass  in Schramberg nur entlang der B 462 mit der Umgehungsstraße Sulgen, der Oberndorfer Straße, Schlossstraße Bahnhofstraße und Am Hammergraben ein Lärmaktionsplan vorgeschrieben sei. Die Mindestfahrzeugzahl habe der Gesetzgeber nämlich auf 8200 pro Tag festgelegt, und nur an der B 462 werde diese Zahl überschritten. Bürgerinnen und Bürger hätten die Verwaltung auch auf andere Lärmstellen an Landes- und Kreisstraßen hingewiesen. Diese will die Stadt ebenfalls, aber außerhalb des Lärmaktionsplans prüfen, versprach Liebrich. „Das wollen wir peu à peu untersuchen und dem Rat Maßnahmen vorschlagen.“

Doe Lärmbelastung am Tag entlang der B 462…

Tempolimits am wahrscheinlichsten

Beim Lärmaktionsplan könnte die Stadt mit baulichen Maßnahmen den Lärm mindern. Das könnten auch Schallschluckfenster sein, deren Einbau man schon bisher an vielen Häusern entlang der Oberndorfer Straße gefördert hat. Typischerweise würden aber Geschwindigkeitsbeschränkungen vorgeschlagen. Diese könnten den ganzen Tag gelten oder auch nur nachts.  Ein Fachbüro soll die verschiedenen Maßnahmen prüfen und den Aktionsplan erarbeiten.

Vor dem teuren Flüsterasphalt riet die Fachbereichsleiterin Petra Schmittmann-Deniz ab. Dieser mache nur bei höheren Geschwindigkeiten Sinn. Innerstädtisch bei Stop-and-Go-Verkehr setzten sich die Poren im Asphalt rasch zu, und der Effekt sei dahin.

Jürgen Kaupp (CDU) aus Waldmössingen war überzeugt, auch durch Waldmössingen würden täglich mehr als 8200 Fahrzeuge rollen. Er habe gelesen, dass es im  benachbarten Seedorf etwa 9000 Fahrzeuge seien. Und mit Seedorf teile man sich ja das „Interkommunale Industriegebiet“. Laut der aktuellen Lärmkartierung des Landes aus dem Jahr 2017 sei nur die B 462 auf Schramberger Gemarkung betroffen, erwiderte Liebrich. Diese Karten überprüfe die Landesanstalt für Umwelt LUBW alle fünf Jahre auf mögliche Änderungen.

Emil Rode (Freie Liste) fragte, wer die Kosten für die Lärmschutzmaßnahmen trage. „Die Kommune“, entgegnete Liebrich. Sollte es sich lediglich um  Tempobegrenzungen handeln, seien die Kosten für die Schilder aber überschaubar.

Warten auf die Talstadtumfahrung?

Oskar Rapp (Freie Liste) fragte nach Lärmschutzwänden und wollte wissen, ob bauliche Maßnahmen sinnvoll seien, angesichts der Tatsache dass  die Talstadtumfahrung ja kommen solle. In der Stadt seien Lärmschutzwände nicht umsetzbar, befand Liebrich.

Vom Sitzungsleiter kam der Hinweis, dass allein die Vorplanung der Talstadtumfahrung noch fünf Jahre brauche. Bis die Umfahrung tatsächlich fertig sei, gingen mindestens noch zwei Jahrzehnte ins Land. „Solange sollten wir die Lärm-Geplagten dann doch warten lassen.“ Das sahen Rapp und die übrigen Ausschussmitglieder genauso und stimmten der Beschlussempfehlung, den Lärmaktionsplan auf den Weg zu bringen, einstimmig zu. Am Donnerstag, 4. März befasst sich der Gemeinderat mit dem Plan.

Auch  die Bärensiedlung wird berücksichtigt

Im Nachgang zur AUT-Sitzung meldete sich eine Leserin und wies darauf hin, dass auch die Bärensiedlung in Sulgen vom B-462-Lärm betroffen sei. „Seit ein paar Tagen ist nun durch die Baumfällung auf dem Hils/Aldi-Gelände noch eine weitere Lärmschneise in unsere Siedlung entstanden.“

Einige Bäume wirkten als Lärmschutz…
… doch nun sind sie gefällt. Fotos: privat

Zurzeit sei Dank Corona die Verkehrssituation etwas entspannter, aber die Motorradsaison und der LKW-Verkehr werde demnächst wieder zunehmen, fürchtet sie.

Aus der Luft gut zu erkennen, links von der Umfahrung Sulgen, die Haldenhofsiedlung rechts die Bärensiedlung. Archiv-Foto: rem

Der Lärmaktionsplan betrifft laut Vorlage die gesamte Gemarkung Schramberg, also auch entlang der Sulgener Umfahrung werden  Schutzmaßnahmen  geprüft.

Übersichtsplan B 464 in Schramberg und Sulgen. Karte: Stadt

Das interessiert diese Woche



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Dass Lärm krank macht, ist seit langem bekannt. Seit langem, nämlich seit 2002  fordert deshalb auch die Europäische Union , dass die Länder mit besonderen Aktionen gegen den krankmachenden Lärm vorgehen Und „Minderungsmaßnahmen ergreife“, wie Stadtplaner Bent Liebrich dem Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) erläutert hat.

Deutschland, das sich ja so gern als Musterknabe sieht, hat allerdings geschlampert und erst Jahre später im Bundesimmissionsschutzgesetz Lärmaktionspläne vorgeschrieben. 2007 hat das Land zum ersten Mal  Lärmkarten erstellt. Diese Karten zeigen, an welchen Straßen, Bahnlinien oder Flughäfen welcher Lärm entsteht. Konsequenzen allerdings haben die Kommunen vielerorts daraus nicht gezogen. Deshalb droht der Bundesrepublik nun ein EU-Vertragsverletzungsverfahren. Auch Schramberg gehört zu den Nachzüglern, wie gut die Hälfte aller Kommunen im Land. „Wir wollen unseren Plan aber dieses Jahr in Angriff nehmen“, so Liebrich.

Er wies darauf hin, dass  in Schramberg nur entlang der B 462 mit der Umgehungsstraße Sulgen, der Oberndorfer Straße, Schlossstraße Bahnhofstraße und Am Hammergraben ein Lärmaktionsplan vorgeschrieben sei. Die Mindestfahrzeugzahl habe der Gesetzgeber nämlich auf 8200 pro Tag festgelegt, und nur an der B 462 werde diese Zahl überschritten. Bürgerinnen und Bürger hätten die Verwaltung auch auf andere Lärmstellen an Landes- und Kreisstraßen hingewiesen. Diese will die Stadt ebenfalls, aber außerhalb des Lärmaktionsplans prüfen, versprach Liebrich. „Das wollen wir peu à peu untersuchen und dem Rat Maßnahmen vorschlagen.“

Doe Lärmbelastung am Tag entlang der B 462…

Tempolimits am wahrscheinlichsten

Beim Lärmaktionsplan könnte die Stadt mit baulichen Maßnahmen den Lärm mindern. Das könnten auch Schallschluckfenster sein, deren Einbau man schon bisher an vielen Häusern entlang der Oberndorfer Straße gefördert hat. Typischerweise würden aber Geschwindigkeitsbeschränkungen vorgeschlagen. Diese könnten den ganzen Tag gelten oder auch nur nachts.  Ein Fachbüro soll die verschiedenen Maßnahmen prüfen und den Aktionsplan erarbeiten.

Vor dem teuren Flüsterasphalt riet die Fachbereichsleiterin Petra Schmittmann-Deniz ab. Dieser mache nur bei höheren Geschwindigkeiten Sinn. Innerstädtisch bei Stop-and-Go-Verkehr setzten sich die Poren im Asphalt rasch zu, und der Effekt sei dahin.

Jürgen Kaupp (CDU) aus Waldmössingen war überzeugt, auch durch Waldmössingen würden täglich mehr als 8200 Fahrzeuge rollen. Er habe gelesen, dass es im  benachbarten Seedorf etwa 9000 Fahrzeuge seien. Und mit Seedorf teile man sich ja das „Interkommunale Industriegebiet“. Laut der aktuellen Lärmkartierung des Landes aus dem Jahr 2017 sei nur die B 462 auf Schramberger Gemarkung betroffen, erwiderte Liebrich. Diese Karten überprüfe die Landesanstalt für Umwelt LUBW alle fünf Jahre auf mögliche Änderungen.

Emil Rode (Freie Liste) fragte, wer die Kosten für die Lärmschutzmaßnahmen trage. „Die Kommune“, entgegnete Liebrich. Sollte es sich lediglich um  Tempobegrenzungen handeln, seien die Kosten für die Schilder aber überschaubar.

Warten auf die Talstadtumfahrung?

Oskar Rapp (Freie Liste) fragte nach Lärmschutzwänden und wollte wissen, ob bauliche Maßnahmen sinnvoll seien, angesichts der Tatsache dass  die Talstadtumfahrung ja kommen solle. In der Stadt seien Lärmschutzwände nicht umsetzbar, befand Liebrich.

Vom Sitzungsleiter kam der Hinweis, dass allein die Vorplanung der Talstadtumfahrung noch fünf Jahre brauche. Bis die Umfahrung tatsächlich fertig sei, gingen mindestens noch zwei Jahrzehnte ins Land. „Solange sollten wir die Lärm-Geplagten dann doch warten lassen.“ Das sahen Rapp und die übrigen Ausschussmitglieder genauso und stimmten der Beschlussempfehlung, den Lärmaktionsplan auf den Weg zu bringen, einstimmig zu. Am Donnerstag, 4. März befasst sich der Gemeinderat mit dem Plan.

Auch  die Bärensiedlung wird berücksichtigt

Im Nachgang zur AUT-Sitzung meldete sich eine Leserin und wies darauf hin, dass auch die Bärensiedlung in Sulgen vom B-462-Lärm betroffen sei. „Seit ein paar Tagen ist nun durch die Baumfällung auf dem Hils/Aldi-Gelände noch eine weitere Lärmschneise in unsere Siedlung entstanden.“

Einige Bäume wirkten als Lärmschutz…
… doch nun sind sie gefällt. Fotos: privat

Zurzeit sei Dank Corona die Verkehrssituation etwas entspannter, aber die Motorradsaison und der LKW-Verkehr werde demnächst wieder zunehmen, fürchtet sie.

Aus der Luft gut zu erkennen, links von der Umfahrung Sulgen, die Haldenhofsiedlung rechts die Bärensiedlung. Archiv-Foto: rem

Der Lärmaktionsplan betrifft laut Vorlage die gesamte Gemarkung Schramberg, also auch entlang der Sulgener Umfahrung werden  Schutzmaßnahmen  geprüft.

Übersichtsplan B 464 in Schramberg und Sulgen. Karte: Stadt

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.