Ohne Mundschutz der Praxis verwiesen: So reagiert der Patient

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„Unsozial und egoistisch“ – so ist ein 54-Jähriger vom Leiter einer Kardiologie-Praxis in Schramberg betitelt worden (wir berichteten). Das, weil er in den Praxisräumen keine Mund-Nasen-Schutzmaske habe tragen wollen. Der Arzt, der Internist Dr. Heiko Gertsch aus Schramberg, legt Wert auf die Feststellung, dass er seinen Patienten nicht hinausgeworfen habe. Genau so ist es bei dem 54-Jährigen aber angekommen. Die NRWZ hat sich mit ihm unterhalten.

Facebook findet das ziemlich klasse: Ein Arzt, der die Hygiene-Regeln im Sinne aller Patienten beachtet und im Zweifel auch durchsetzt, indem er einen Patienten eben nicht behandelt, der die Maske partout nicht tragen will. Entsprechend wird Dr. Gertsch Respekt gezollt.

https://www.nrwz.de/schramberg/unsozial-und-egoistisch-kardiologe-wirft-patienten-ohne-maske-raus-und-facebook-spendet-beifall/273731

Höflich, so Gertsch, sei der Patient der vom Team des Arztes in die Vorwartezone vor der Praxistüre verwiesen worden. Er habe sich dann persönlich in einem Gespräch darum bemüht, den Patienten zu bewegen, doch eine Maske zu tragen. Da er sich geweigert habe, habe er die Praxis nicht betreten dürfen. Er kenne den Patienten seit zehn Jahren und halte das Attest seines Arztes, wonach er von der Maskenpflicht befreit sei, für medizinisch nicht gerechtfertigt.

Zu einem Streit gehören immer zwei, deshalb hat die NRWZ den betroffenen Patienten ausfindig gemacht. Hier ist seine Version.

„Ich bin 54 Jahre alt, zu 50 Prozent schwerbehindert, mit verschiedenen Krankheiten belastet.“ So beginnt die Antwort von Marc E. (Name geändert). Er sei „unter anderem psychosomatisch eingeschränkt“ und könne „höchstwahrscheinlich deswegen keine Maske oder Schutzschild tragen, da ich sonst innerhalb weniger Sekunden erbreche und Panikattacken bekomme.“ Dafür gebe es genügend Zeugen in der Familie, unter Arbeitskollegen und den Freunden, zudem im weiteren Bekanntenkreis. Er arbeite bereits verkürzt, es gehe ihm insgesamt nicht gut.

Auch wenigstens zwei weitere Fachärzte würden E.s Problem mit Masken kennen. „Dutzende Versuche, eine Maske anzuziehen, machten das Problem mit dem Erbrechen noch schlimmer.“

Deswegen habe er eine betriebsärztliche Bescheinigung zur Befreiung von der Maskentragepflicht erhalten. Das sei Anfang Juni gewesen. In seinem Wohnort nahe Schramberg sei in allen Geschäften, Tankstellen, Apotheken, Supermärkten und bei Ärzten bekannt, dass er befreit sei.

Seit mehr als zehn Jahren sei er zudem „mit Erfolg“ bei Dr. Gertsch in Behandlung. „Ich war immer sehr zufrieden“, so Marc E. zur NRWZ. „Wir haben es geschafft, dass meine Herzrhythmusstörungen schon viel besser geworden sind. Dafür ein großes Dankeschön“

Seit dem vergangenen Freitag aber hat die Beziehung zwischen Arzt und Patient einen heftigen Knacks. Was in der Praxis im Schramberger Medzentrum passiert sei, habe ihn „zutiefst erschüttert“, so E.

Er erzählt: „Ich hatte diesen Termin schon vor einem halben Jahr ausgemacht und war froh, dass ich diesen auch wahrnehmen konnte. Ich wollte dann noch zum Neurologen, um zu erfahren, warum das bei mir so ist, mit dem Erbrechen und den Panikattacken.“

Also sei er im Medzentrum an den Empfang gegangen, um seine Überweisung samt Medikamentenplan und die Befreiung von der Maskenpflicht vorzulegen. „Daraufhin sagte mir eine Arzthelferin, ich solle raus vor die Tür gehen und warten. Das war der erste Schock.“

Draußen, vor der Praxis, sei dann Dr. Gertsch auf ihn zugetreten, „ich ging ein paar Schritte zurück, um den Abstand zu wahren.“ Der Arzt sei rasch „ziemlich laut“ geworden und habe ihm erklärt, dass er ohne Maske im Medzentrum keinen Zutritt habe – „was ja auch okay ist“, wie E. anfügt. Als er dann aber erklärt habe, dass er keine Maske tragen könne, weil er sich sonst erbreche, habe der Arzt erklärt, dass das lachhaft sei. „Das war der zweite Schock“, so E.

Er sinniert: „Wenn ich schwerbehindert bin und wirklich keine Maske tragen kann, und der medizinische Akademiker hält das für lächerlich, finde ich das besonders schlimm.“

E. habe dem Doktoren dann vorgeschlagen „nach Corona“ einen neuen Termin zu machen – und Gertsch habe darauf verwiesen, dass er selbst bereits seit sechs Monaten Maske trage. Daraufhin habe er, E., nur geantwortet, da könne er, der Arzt, mal sehen, „wie verschieden wir sind“. Daraufhin sei er als „sehr unsozial“ bezeichnet worden. Der dritte Schock.

E.: „Dann war alles vorbei. Achso – ich war die ganze Zeit ruhig und sachlich.“ Den Termin beim Neurologen habe er nicht mehr wahrgenommen.

Und abschließend: „Mir ist schon bewusst, dass die Maskenpflicht besteht, und ich gebe Dr. Gertsch in diesem Punkt recht. Aber es kommt darauf an, wie man es sagt …“


Das interessiert diese Woche



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Facebook findet das ziemlich klasse: Ein Arzt, der die Hygiene-Regeln im Sinne aller Patienten beachtet und im Zweifel auch durchsetzt, indem er einen Patienten eben nicht behandelt, der die Maske partout nicht tragen will. Entsprechend wird Dr. Gertsch Respekt gezollt.

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Höflich, so Gertsch, sei der Patient der vom Team des Arztes in die Vorwartezone vor der Praxistüre verwiesen worden. Er habe sich dann persönlich in einem Gespräch darum bemüht, den Patienten zu bewegen, doch eine Maske zu tragen. Da er sich geweigert habe, habe er die Praxis nicht betreten dürfen. Er kenne den Patienten seit zehn Jahren und halte das Attest seines Arztes, wonach er von der Maskenpflicht befreit sei, für medizinisch nicht gerechtfertigt.

Zu einem Streit gehören immer zwei, deshalb hat die NRWZ den betroffenen Patienten ausfindig gemacht. Hier ist seine Version.

„Ich bin 54 Jahre alt, zu 50 Prozent schwerbehindert, mit verschiedenen Krankheiten belastet.“ So beginnt die Antwort von Marc E. (Name geändert). Er sei „unter anderem psychosomatisch eingeschränkt“ und könne „höchstwahrscheinlich deswegen keine Maske oder Schutzschild tragen, da ich sonst innerhalb weniger Sekunden erbreche und Panikattacken bekomme.“ Dafür gebe es genügend Zeugen in der Familie, unter Arbeitskollegen und den Freunden, zudem im weiteren Bekanntenkreis. Er arbeite bereits verkürzt, es gehe ihm insgesamt nicht gut.

Auch wenigstens zwei weitere Fachärzte würden E.s Problem mit Masken kennen. „Dutzende Versuche, eine Maske anzuziehen, machten das Problem mit dem Erbrechen noch schlimmer.“

Deswegen habe er eine betriebsärztliche Bescheinigung zur Befreiung von der Maskentragepflicht erhalten. Das sei Anfang Juni gewesen. In seinem Wohnort nahe Schramberg sei in allen Geschäften, Tankstellen, Apotheken, Supermärkten und bei Ärzten bekannt, dass er befreit sei.

Seit mehr als zehn Jahren sei er zudem „mit Erfolg“ bei Dr. Gertsch in Behandlung. „Ich war immer sehr zufrieden“, so Marc E. zur NRWZ. „Wir haben es geschafft, dass meine Herzrhythmusstörungen schon viel besser geworden sind. Dafür ein großes Dankeschön“

Seit dem vergangenen Freitag aber hat die Beziehung zwischen Arzt und Patient einen heftigen Knacks. Was in der Praxis im Schramberger Medzentrum passiert sei, habe ihn „zutiefst erschüttert“, so E.

Er erzählt: „Ich hatte diesen Termin schon vor einem halben Jahr ausgemacht und war froh, dass ich diesen auch wahrnehmen konnte. Ich wollte dann noch zum Neurologen, um zu erfahren, warum das bei mir so ist, mit dem Erbrechen und den Panikattacken.“

Also sei er im Medzentrum an den Empfang gegangen, um seine Überweisung samt Medikamentenplan und die Befreiung von der Maskenpflicht vorzulegen. „Daraufhin sagte mir eine Arzthelferin, ich solle raus vor die Tür gehen und warten. Das war der erste Schock.“

Draußen, vor der Praxis, sei dann Dr. Gertsch auf ihn zugetreten, „ich ging ein paar Schritte zurück, um den Abstand zu wahren.“ Der Arzt sei rasch „ziemlich laut“ geworden und habe ihm erklärt, dass er ohne Maske im Medzentrum keinen Zutritt habe – „was ja auch okay ist“, wie E. anfügt. Als er dann aber erklärt habe, dass er keine Maske tragen könne, weil er sich sonst erbreche, habe der Arzt erklärt, dass das lachhaft sei. „Das war der zweite Schock“, so E.

Er sinniert: „Wenn ich schwerbehindert bin und wirklich keine Maske tragen kann, und der medizinische Akademiker hält das für lächerlich, finde ich das besonders schlimm.“

E. habe dem Doktoren dann vorgeschlagen „nach Corona“ einen neuen Termin zu machen – und Gertsch habe darauf verwiesen, dass er selbst bereits seit sechs Monaten Maske trage. Daraufhin habe er, E., nur geantwortet, da könne er, der Arzt, mal sehen, „wie verschieden wir sind“. Daraufhin sei er als „sehr unsozial“ bezeichnet worden. Der dritte Schock.

E.: „Dann war alles vorbei. Achso – ich war die ganze Zeit ruhig und sachlich.“ Den Termin beim Neurologen habe er nicht mehr wahrgenommen.

Und abschließend: „Mir ist schon bewusst, dass die Maskenpflicht besteht, und ich gebe Dr. Gertsch in diesem Punkt recht. Aber es kommt darauf an, wie man es sagt …“


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Peter Arnegger (gg)
Peter Arnegger (gg)https://www.nrwz.de
... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.

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