OneCoin: Ist Ruja Ignatova Bitcoin Milliardärin?

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Ruja Ignatova soll seit 2015 insgesamt 230.000 Bitcoins besitzen, die heute etwa 13 Milliarden Dollar wert wären. Die „Crypto-Queen“ wäre demnach nicht nur mit ihrer eigenen Schwindel-Kryptowährung „OneCoin“ reich geworden, sondern auch mit der von ihr häufig kritisierten Konkurrenz. Kurioserweise hat die einstige Schrambergin Ignatova dieses Vermögen zumindest indirekt ihren OneCoin zu verdanken.

Ruja Ignatova bei einem OneCoin-Werbeevent. Screenshot: him

Mit zahlreichen Dokumenten belegt der Londoner Rechtsanwalt Dr. Jonathan Levy seine Behauptung. Levy vertritt „OneCoin“-Geschädigte. Er berichtet, es gehe um 500 Millionen US-Dollar in bar, sowie Werte in Höhe von einer Milliarde, die in Dubai noch vorhanden seien und um die „in mehreren Verfahren von Vertretern von Ruja, Sebastian Greenwood, dem zweiten Mann in der OneCoin-Hierarchie, einem Scheich aus den Emiraten und anderen mit OneCoin in Verbindung Stehenden gestritten“ werde.

Ruja und Konstantin aus Schramberg

Ruja Ignatova und ihr Bruder Konstantin Ignatov sind in Schramberg aufgewachsen, beide haben das Schramberger Gymnasium besucht. Sie machte nach ihrem Abitur 1999 eine steile akademische und berufliche Karriere, sie „erfand“ OneCoin – und tauchte im Oktober 2017 unter.

Die Geschwister in besseren Tagen (aus einem Facebook Posting).

Ihr Bruder Konstantin hat in Königsfeld sein Abi gemacht und in Tübingen studiert. Bevor ihn 2016 seine Schwester in Bulgarien in die OneCoin-Organisation holte, fuhr er für Porsche im Raum Stuttgart Gabelstapler. Nach Rujas Verschwinden wurde Konstantin das Gesicht von OneCoin, reiste um die Welt und propagierte die Kryptowährung. Nach einem Geschäftstermin in Las Vegas nahm ihn das FBI im März 2019 am Flughafen in Los Angeles fest. Derzeit steht  er unter Hausarrest in New York. Der Vorwurf: Milliardenbetrug. Ihm droht eine lange Gefängnisstrafe.

Ruja und die Scheichs

Die OneCoin-Gründerin Ignatova hat offenbar kurz nach der Gründung ihrer Kryptowährung im Jahr 2014 begonnen, Gelder nach Dubai zu schleusen. Unter anderem bei der United Arab Bank soll sie Konten unterhalten haben. Der Sohn des Bankchefs,  seine Exzellenz Sheikh Saoud bin Faisal Al Qassimi, so berichtet der Londoner Anwalt Levy, habe Ignatova geholfen, diplomatische Bestätigungen zu erhalten, um ihr das Reisen zu erleichtern.

Diplomatische Bestätigung der UAE für Ruja Ignatova. Foto: Levy

Allerdings tauchte schon im Jahr 2015 der Verdacht auf, dass Ignatova und Greenwood die OneCoin-Gelder in Dubai wuschen. Daraufhin fror die Bank ihre Konten ein.

Der Sohn des Bankchefs habe daraufhin Ruja aus der Patsche geholfen und ihr im Gegenzug zu den eingefrorenen Konten 230.000 Bitcoin auf vier USB-Sticks übergeben, so jedenfalls schreibt Geschädigten-Anwalt Levy. Damals seien die Bitcoins etwa 50 Millionen Dollar wert gewesen. Es sei die höchste Transaktion in Bitcoin gewesen, die es je gab, so sieht es jedenfalls der Anwalt.

Vertragsauszug, in dem die 230.000 Bitcoin und der Verkauf von OneCoin Ltd. bestätigt werden. Foto: Levy

Levi präsentiert als Belege beispielsweise einen Vertrag, den Ruja und der Scheich geschlossen haben sollen. Darin verkauft Ruja Ignatova ihre OneCoin Firma in Abu Dhabi an Al Qassimi und erhält im Gegenzug die vier USB-Sticks mit den BitCoin. Ein zweites Dokument, das Anwalt Levy veröffentlicht hat, bestätigt den Empfang und enthält Ruja Ignatovas Unterschrift.

Exotische Inseln

Der Londoner Anwalt  prozessiert im British Indian Ocean Territory (BIOT), einer Inselgruppe im Indischen Ozean mit gerade mal 3000 Einwohnern – fast alles US-Soldaten oder Militärangestellte. Die Internetdomain .io  würde häufig von Krypto-Kriminellen genutzt, die aber nur auf Webseiten und nicht tatsächlich  existierten (by crypto criminals with no real presence other than websites), so der Londoner Anwalt  Levy. Er vertritt nach eigenen Angaben  einen „Crypto Currency Resolution Trust“ auf den Bahamas. Der Supreme Court der BIOT hat seinen Sitz in Großbritannien.

Die Bafin ermittelt gegen Versicherungsvertreter

Unterdessen ist auch in Deutschland OneCoin wieder einmal in die Schlagzeilen geraten. Die Bundesanstalt für die Finanzaufsicht Bafin ermittelt gegen einen Homepagebetreiber, den der Webseite onecoin-pfalz.de. Dieser hat, so die Darstellung der Bafin, keine Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften, Erbringen von Finanzdienstleistungen oder Zahlungsdiensten.

Wie dazu Business Insider berichtet, handle es sich um einen Versicherungsvertreter, der vor Jahren selbst OneCoin gekauft habe. Er habe wohl auch Werbeveranstaltungen organisiert. Wenn er gewusst hätte, dass die Homepage strafbar sei, hätte er sie längst abgeschaltet, zitiert ihn Business Insider.

Konstantin Ignatov: Richter verschiebt Urteilsverkündung

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft hat Richter Edgardo Ramos am 12. Mai den Termin für die nächste Anhörung zu einem Urteilsspruch auf den 12. November verschoben. Die Staatsanwaltschaft hatte einen Aufschub von etwa sechs Monaten erbeten.

Ignatov hatte sich in seinem Deal mit der Staatsanwaltschaft verpflichtet, auch in anderen Verfahren im OneCoin-Komplex als Zeuge auszusagen. Als nächstes steht das Verfahren gegen Karl Sebastian Greenwood an. Doch auch dieses Verfahren verzögert sich immer weiter.

Das interessiert diese Woche



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Ruja Ignatova soll seit 2015 insgesamt 230.000 Bitcoins besitzen, die heute etwa 13 Milliarden Dollar wert wären. Die „Crypto-Queen“ wäre demnach nicht nur mit ihrer eigenen Schwindel-Kryptowährung „OneCoin“ reich geworden, sondern auch mit der von ihr häufig kritisierten Konkurrenz. Kurioserweise hat die einstige Schrambergin Ignatova dieses Vermögen zumindest indirekt ihren OneCoin zu verdanken.

Ruja Ignatova bei einem OneCoin-Werbeevent. Screenshot: him

Mit zahlreichen Dokumenten belegt der Londoner Rechtsanwalt Dr. Jonathan Levy seine Behauptung. Levy vertritt „OneCoin“-Geschädigte. Er berichtet, es gehe um 500 Millionen US-Dollar in bar, sowie Werte in Höhe von einer Milliarde, die in Dubai noch vorhanden seien und um die „in mehreren Verfahren von Vertretern von Ruja, Sebastian Greenwood, dem zweiten Mann in der OneCoin-Hierarchie, einem Scheich aus den Emiraten und anderen mit OneCoin in Verbindung Stehenden gestritten“ werde.

Ruja und Konstantin aus Schramberg

Ruja Ignatova und ihr Bruder Konstantin Ignatov sind in Schramberg aufgewachsen, beide haben das Schramberger Gymnasium besucht. Sie machte nach ihrem Abitur 1999 eine steile akademische und berufliche Karriere, sie „erfand“ OneCoin – und tauchte im Oktober 2017 unter.

Die Geschwister in besseren Tagen (aus einem Facebook Posting).

Ihr Bruder Konstantin hat in Königsfeld sein Abi gemacht und in Tübingen studiert. Bevor ihn 2016 seine Schwester in Bulgarien in die OneCoin-Organisation holte, fuhr er für Porsche im Raum Stuttgart Gabelstapler. Nach Rujas Verschwinden wurde Konstantin das Gesicht von OneCoin, reiste um die Welt und propagierte die Kryptowährung. Nach einem Geschäftstermin in Las Vegas nahm ihn das FBI im März 2019 am Flughafen in Los Angeles fest. Derzeit steht  er unter Hausarrest in New York. Der Vorwurf: Milliardenbetrug. Ihm droht eine lange Gefängnisstrafe.

Ruja und die Scheichs

Die OneCoin-Gründerin Ignatova hat offenbar kurz nach der Gründung ihrer Kryptowährung im Jahr 2014 begonnen, Gelder nach Dubai zu schleusen. Unter anderem bei der United Arab Bank soll sie Konten unterhalten haben. Der Sohn des Bankchefs,  seine Exzellenz Sheikh Saoud bin Faisal Al Qassimi, so berichtet der Londoner Anwalt Levy, habe Ignatova geholfen, diplomatische Bestätigungen zu erhalten, um ihr das Reisen zu erleichtern.

Diplomatische Bestätigung der UAE für Ruja Ignatova. Foto: Levy

Allerdings tauchte schon im Jahr 2015 der Verdacht auf, dass Ignatova und Greenwood die OneCoin-Gelder in Dubai wuschen. Daraufhin fror die Bank ihre Konten ein.

Der Sohn des Bankchefs habe daraufhin Ruja aus der Patsche geholfen und ihr im Gegenzug zu den eingefrorenen Konten 230.000 Bitcoin auf vier USB-Sticks übergeben, so jedenfalls schreibt Geschädigten-Anwalt Levy. Damals seien die Bitcoins etwa 50 Millionen Dollar wert gewesen. Es sei die höchste Transaktion in Bitcoin gewesen, die es je gab, so sieht es jedenfalls der Anwalt.

Vertragsauszug, in dem die 230.000 Bitcoin und der Verkauf von OneCoin Ltd. bestätigt werden. Foto: Levy

Levi präsentiert als Belege beispielsweise einen Vertrag, den Ruja und der Scheich geschlossen haben sollen. Darin verkauft Ruja Ignatova ihre OneCoin Firma in Abu Dhabi an Al Qassimi und erhält im Gegenzug die vier USB-Sticks mit den BitCoin. Ein zweites Dokument, das Anwalt Levy veröffentlicht hat, bestätigt den Empfang und enthält Ruja Ignatovas Unterschrift.

Exotische Inseln

Der Londoner Anwalt  prozessiert im British Indian Ocean Territory (BIOT), einer Inselgruppe im Indischen Ozean mit gerade mal 3000 Einwohnern – fast alles US-Soldaten oder Militärangestellte. Die Internetdomain .io  würde häufig von Krypto-Kriminellen genutzt, die aber nur auf Webseiten und nicht tatsächlich  existierten (by crypto criminals with no real presence other than websites), so der Londoner Anwalt  Levy. Er vertritt nach eigenen Angaben  einen „Crypto Currency Resolution Trust“ auf den Bahamas. Der Supreme Court der BIOT hat seinen Sitz in Großbritannien.

Die Bafin ermittelt gegen Versicherungsvertreter

Unterdessen ist auch in Deutschland OneCoin wieder einmal in die Schlagzeilen geraten. Die Bundesanstalt für die Finanzaufsicht Bafin ermittelt gegen einen Homepagebetreiber, den der Webseite onecoin-pfalz.de. Dieser hat, so die Darstellung der Bafin, keine Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften, Erbringen von Finanzdienstleistungen oder Zahlungsdiensten.

Wie dazu Business Insider berichtet, handle es sich um einen Versicherungsvertreter, der vor Jahren selbst OneCoin gekauft habe. Er habe wohl auch Werbeveranstaltungen organisiert. Wenn er gewusst hätte, dass die Homepage strafbar sei, hätte er sie längst abgeschaltet, zitiert ihn Business Insider.

Konstantin Ignatov: Richter verschiebt Urteilsverkündung

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft hat Richter Edgardo Ramos am 12. Mai den Termin für die nächste Anhörung zu einem Urteilsspruch auf den 12. November verschoben. Die Staatsanwaltschaft hatte einen Aufschub von etwa sechs Monaten erbeten.

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.