Lauterbacher Rathaus: „Probleme im zwischenmenschlichen Bereich“
Organisationsgutachten muss warten / Entspannung zeichnet sich ab

Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung Anfang Juli eine Entscheidung über das von Bürgermeister Jürgen Leichtle gewünschte Organisationsgutachten erst einmal vertagt. Der Rat und später auch der Bürgermeister waren sich einig, dass interne Gespräche zunächst wichtiger seien, um die verzwickte Lage im Lauterbacher Rathaus zu entspannen.
Lauterbach. Schon zuvor in der Einwohnerfragestunde war das Thema Gutachten aufgekommen, wie das Amtsblatt „Bürger und Gemeinde“ berichtet. Theresia Buchholz habe zum geplanten Organisationsgutachten zu bedenken gegeben, dass jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin in der Gemeinde ihre Aufgaben habe und ein solches Gutachten teuer sei. Auch wollte sie wissen, welche Haushaltsmittel dafür umgeschichtet werden sollen.
Bürgermeister Leichtle meinte, man könne die Kosten für das das Gutachten teilweise über die Einnahmen aus der Windkraftanlage abdecken. Er erhoffe sich durch das Organisationsgutachten Synergie-Effekte, Stellenbewertungen und eine gerechte Verteilung der Aufgaben.
Gutachten hilft nicht weiter
Verena Oehl sieht in dem Gutachten keine Antwort auf die derzeitige Krise im Bereich der Verwaltung. Zunächst gehe es darum, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerecht und fair zu behandeln und die Konflikte zu lösen. Hier sei insbesondere die Führung im Rathaus gefragt. Theresia Buchholz forderte, man müsse auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzubeziehen. Leichtle fand, ein Organisationsgutachten könne ein mögliche Startpunkt für eine gute Zusammenarbeit sein.
Verena Oehl bedankte sie sich bei Gemeinderat Emilie Epagna für die offenen Worte im Zusammenhang mit der Diskussion um ein mögliches Organisationsgutachten. Aus ihrer Sicht sei es wichtig, dass sich der Gemeinderat mit der gesamten Angelegenheit auch öffentlich positioniere.
Bürgermeister wirbt für Gutachten
Dies geschah dann auch später in der Sitzung. Da hat Bürgermeister Leichtle an die vorletzte Gemeinderatssitzung erinnert. In dieser Sitzung habe er angekündigt, dass die Verwaltung beabsichtige, ein Organisationsgutachten für die Kernverwaltung in Auftrag zu geben.
„Ziel ist eine externe Analyse und Optimierung der inneren Verwaltungsstruktur, insbesondere mit Blick auf Zuständigkeiten, Arbeitsabläufe, Stellenbeschreibungen und eine dauerhafte Entlastung überlasteter Strukturbereiche, wie der Finanzverwaltung“, zitiert das Amtsblatt Leichtle. Zudem sollten verbindliche Handlungsstrukturen geschaffen werden, an denen sich alle Beschäftigten orientieren können.
Er habe mehrere qualifizierte Beratungsunternehmen zur Angebotsabgabe aufgefordert. Vier Angebote seien eingegangen. Er sei für das Angebot der Firma IMAKA. Er begründete dies mit einer praxisnahen Umsetzung, einer persönlichen Betreuung vor Ort und auch einem klaren Fokus auf die Umsetzbarkeit des Gutachtens. Die Finanzierung soll über eine außerplanmäßige Ausgabe erfolgen.
Anschließend stellte Susanne Girod das Angebot der Firma IMAKA und die Firma selbst vor. Sie verwies ausdrücklich darauf, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz stark mit einbezogen werden. Das Projekt beginne mit der Aufnahme der Ist-Situation. Es folge eine Ist-Analyse, die Soll-Konzeption und schließlich die Ergebnissicherung beziehungsweise die -präsentation. Ebenfalls könne ihr Unternehmen, wenn gewünscht, später den Prozess weiter begleiten.
Rat ist zwiegespalten
In der Diskussion waren die Meinungen laut Amtsblatt „zwiegespalten“. Elias Kunz fand viele Probleme seien hausgemacht. Andererseits wolle er sich nicht entgegenstellen, wenn Probleme mit Hilfe von außen gelöst werden.
Susanne Girod gab zu bedenken, dass ein Blick von außen nie schade. Sandra Winterhalter fand, die Mitarbeiter im Rathaus würden ihre eigentlichen Aufgaben kennen. Die Haushaltslage sei schwierig. Deshalb könne sie ein entsprechendes Gutachten nicht befürworten.
Ansgar Fehrenbacher hingegen war grundsätzlich für ein solches Gutachten. Dadurch könne die Effizienz gesteigert werden. Auch haben der Gemeinderat endlich eine gute Grundlage, um beurteilen zu können, ob die Gemeinde personell richtig ausgestattet ist. Siegfried King lobte die sehr gute Präsentation. Andererseits lägen die Probleme „stark im zwischenmenschlichen Bereich“. Es gelte, dort tätig zu werden.
Ein Blick von außen, so Stefan Weinmann, helfe aus seiner Sicht sehr. Er gehe davon aus, dass die Effizienz durchaus gesteigert, dass Abläufe optimiert und dadurch die ausgegebenen Mittel beim Gutachten wieder hereingeholt werden können.
Entschuldigen und auf die Mitarbeiter zugehen
Emilie Epagna wies darauf hin, dass “die jetzige Situation in großen Teilen hausgemacht ist“. Er forderte, gemachte Fehler müssten eingesehen werden, es müsse Entschuldigungen geben. Solange die Führungsebene nicht auf Mitarbeiter zugehe, werde es keine Verbesserungen geben. Der Bürgermeister habe Fehler gemacht und es gelte jetzt zunächst, mit den Betroffenen zu sprechen. Marius Müller sah es genauso. Er fand, dass sich die Verwaltung selbst strukturieren müsse, bevor ein Organisationsgutachten Sinn mache.
Rolf Buchholz forderte Bürgermeister Jürgen Leichtle auf, „mehr Rückgrat zu zeigen“. Auch Kämmerer Karl-Heinz Villinger solle in finanziellen Dingen optimistischer vorgehen und „das Glas nicht immer als halb leer betrachten“.
Bürgermeister will „die Angelegenheit zum Guten wenden“
Bürgermeister Leichtle versicherte, er wolle, die ganze Angelegenheit zum Guten zu wenden. Er kündigte an, entsprechende Mitarbeitergespräche, auch hinsichtlich des Organisationsgutachtens, zu führen. Abschließend regte er an, die Entscheidung über ein Organisationsgutachten zu vertagen. Zunächst sollen die Grundlagen geschaffen werden, bevor mit dem Organisationsgutachten ein weiterer Schritt gegangen werde.
Entsprechend diesem Vorschlag lehnte der Gemeinderat den eigentlichen Beschlussvorschlag, die Firma IMAKA zu beauftragen, mit großer Mehrheit ab. Bis zur weiteren internen Klärung hat der Rat die Entscheidung vertagt.