Mordanschläge von Hanau: Der AfD-Abgeordnete Emil Sänze sieht die Schuld bei anderen

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Nach dem Mord-Anschlag von Hanau, dem acht Menschen mit Migrationshintergrund und die Mutter des Täters zum Opfer fielen, wandte sich Johannes Haug an den AfD-Landtagsabgeordneten Sänze und forderte ihn „als den für den Rottweiler Wahlkreis zuständigen Zweitmandanten“ auf, diese rassistischen Morde zu verurteilen.

Sänze hatte am 29. Februar auf seiner Facebookseite einen „Kommentar der Woche“ verfasst: In dem etwa 3540 Wörter umfassenden Text beklagt sich Sänze über alles und jeden. Und schreibt dann im Original: „All dies irrationale Kesseltreiben findet statt unter Verweis auf die Mordtaten eines psychisch kranken Menschen statt, nach derzeitigen Stand: eines Einzeltäters, in Hanau.“

Nach einer weiteren Schilderung der seiner Ansicht nach repressiven Methoden des „Staats“ kommt Sänze zu dieser Ansicht: „Die AfD kanalisiert den Protest der völlig zu Recht Unzufriedenen in demokratisch-parlamentarische und rechtsstaatliche Bahnen und gibt diesen Menschen eine parlamentarische Stimme, …. Sie kann nicht für diejenigen Desperados oder Psychopathen verantwortlich sein, und hat mit diesen nichts gemein, die nicht mehr an die Demokratie glauben und ihr Heil in Gewalt suchen.“

Sänze: Schuld sind die anderen

Kein Wort des Mitgefühls für die Angehörigen der neun Mordopfer, kein Wort der Selbstkritik. Vielmehr schreibt Sänze: „Wenn es in diesem Land zu Gewaltexzessen Einzelner gegen Minderheiten kommt, dann muss man fragen, was ist zuvor schiefgegangen, dass Menschen diesen grundfalschen Weg einschlagen zu müssen glauben – und sich scheinbar sogar als eine Art Widerstandskämpfer verstehen wollen.“

Für Johannes Haug war dieser Kommentar Anlass für eine weitere Mail an Sänze. AfD-Parteichef Tino Chrupalla fordere mehr ‚Selbstreflektion‘ innerhalb der AfD und nenne die Morde von Hanau ein „rassistisches Verbrechen“.  Er fordere Sänze auf, seinen Parteichef zu unterstützen „und öffentlich die Morde zu verurteilen“, schreibt Haug.

Sänze antwortet mit einem Facebookausschnitt der AfD-Landtagsfraktion vom 20. Februar. Darin zeigt sich die AfD-Fraktion „erschüttert über diese furchtbare Tat“ und hoffe, dass die Hintergründe rasch aufgeklärt würden. „Unsere Gedanken sind bei den Opfern und den Angehörigen!“

Ein Toter vor Gericht?

Als Anfang März kein Zweifel mehr an der rechtsextremistischen Einstellung des Täters von Hanau bestand, wandte sich Haug erneut an Sänze: „Nachdem nun, wie von Ihnen erhofft, die Hintergründe rasch aufgeklärt worden sind, erwarte ich von Ihnen, dass Sie wie Ihr Parteivorsitzender Chrupalla, diese abscheulichen Morde auch als ‚rassistisches Verbrechen‘ öffentlich verurteilen.“

Sänze beantwortete die Mail zunächst nicht und schrieb nach zwei Nachfragen am 14. März: „Ihre Anmerkung in Ehren, ich denke alle Fragen sind beantwortet. Die Konditionierung und Motivation von Psychopathen steht uns nicht zu, sondern bleibt der Gerichtsbarkeit und den Spezialisten überlassen.“

Sänze schweigt

Damit war Haug nicht zufrieden. Er fragte den AfD-Abgeordneten, ob er nicht wie sein Parteivorsitzender Chrupalla die Morde von Hanau als „rassistisches Verbrechen“ verurteilen wolle. Sänze Aussage, die „Gerichtsbarkeit“ solle über die Motivation von Psychopathen urteilen quittiert Haug mit der Bemerkung: „Die Gerichtsbarkeit wird sich mit diesem Fall nicht befassen, da der mutmaßliche Täter tot ist.“ Dieser hatte sich nachden Morden selbst erschossen.

Emil Sänze. Foto: him

Haug hat sich nochmals an Sänze gewandt, aber bis heute keine Antwort erhalten. Die AfD-Vorsitzenden Chrupalla und Jörg Meuthen hätten in einem offenen Brief an die AfD-Mitglieder geschrieben: „Die Tat von Hanau ist ein rassistisches Verbrechen.“ Der Chef des Bundeskriminalamtes Holger Münch habe klargestellt: „Das BKA bewertet die Tat als eindeutig rechtsextremistisch. Die Tatbegehung beruhte auf rassistischen Motiven“.

Dass Sänze sich nach mehr als einem Monat nicht dazu durchringen kann, der Einschätzung seiner Parteivorsitzenden zu folgen, empört Haug. Er sieht Sänze sehr nahe am „rechtsextremistischen Flügel“ der AfD stehen und fragt: „Oder ist er sogar ein Teil dieses Flügels?“  Haug bedauert sehr, dass der Wahlkreis Rottweil in Stuttgart von einem solchen Abgeordneten vertreten werde. „Ich hoffe sehr, dass dies vielen bewusst wird und dieser Abgeordnete bei der Landtagswahl im kommenden Jahr dafür die Quittung bekommt.“

Das interessiert diese Woche



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Nach dem Mord-Anschlag von Hanau, dem acht Menschen mit Migrationshintergrund und die Mutter des Täters zum Opfer fielen, wandte sich Johannes Haug an den AfD-Landtagsabgeordneten Sänze und forderte ihn „als den für den Rottweiler Wahlkreis zuständigen Zweitmandanten“ auf, diese rassistischen Morde zu verurteilen.

Sänze hatte am 29. Februar auf seiner Facebookseite einen „Kommentar der Woche“ verfasst: In dem etwa 3540 Wörter umfassenden Text beklagt sich Sänze über alles und jeden. Und schreibt dann im Original: „All dies irrationale Kesseltreiben findet statt unter Verweis auf die Mordtaten eines psychisch kranken Menschen statt, nach derzeitigen Stand: eines Einzeltäters, in Hanau.“

Nach einer weiteren Schilderung der seiner Ansicht nach repressiven Methoden des „Staats“ kommt Sänze zu dieser Ansicht: „Die AfD kanalisiert den Protest der völlig zu Recht Unzufriedenen in demokratisch-parlamentarische und rechtsstaatliche Bahnen und gibt diesen Menschen eine parlamentarische Stimme, …. Sie kann nicht für diejenigen Desperados oder Psychopathen verantwortlich sein, und hat mit diesen nichts gemein, die nicht mehr an die Demokratie glauben und ihr Heil in Gewalt suchen.“

Sänze: Schuld sind die anderen

Kein Wort des Mitgefühls für die Angehörigen der neun Mordopfer, kein Wort der Selbstkritik. Vielmehr schreibt Sänze: „Wenn es in diesem Land zu Gewaltexzessen Einzelner gegen Minderheiten kommt, dann muss man fragen, was ist zuvor schiefgegangen, dass Menschen diesen grundfalschen Weg einschlagen zu müssen glauben – und sich scheinbar sogar als eine Art Widerstandskämpfer verstehen wollen.“

Für Johannes Haug war dieser Kommentar Anlass für eine weitere Mail an Sänze. AfD-Parteichef Tino Chrupalla fordere mehr ‚Selbstreflektion‘ innerhalb der AfD und nenne die Morde von Hanau ein „rassistisches Verbrechen“.  Er fordere Sänze auf, seinen Parteichef zu unterstützen „und öffentlich die Morde zu verurteilen“, schreibt Haug.

Sänze antwortet mit einem Facebookausschnitt der AfD-Landtagsfraktion vom 20. Februar. Darin zeigt sich die AfD-Fraktion „erschüttert über diese furchtbare Tat“ und hoffe, dass die Hintergründe rasch aufgeklärt würden. „Unsere Gedanken sind bei den Opfern und den Angehörigen!“

Ein Toter vor Gericht?

Als Anfang März kein Zweifel mehr an der rechtsextremistischen Einstellung des Täters von Hanau bestand, wandte sich Haug erneut an Sänze: „Nachdem nun, wie von Ihnen erhofft, die Hintergründe rasch aufgeklärt worden sind, erwarte ich von Ihnen, dass Sie wie Ihr Parteivorsitzender Chrupalla, diese abscheulichen Morde auch als ‚rassistisches Verbrechen‘ öffentlich verurteilen.“

Sänze beantwortete die Mail zunächst nicht und schrieb nach zwei Nachfragen am 14. März: „Ihre Anmerkung in Ehren, ich denke alle Fragen sind beantwortet. Die Konditionierung und Motivation von Psychopathen steht uns nicht zu, sondern bleibt der Gerichtsbarkeit und den Spezialisten überlassen.“

Sänze schweigt

Damit war Haug nicht zufrieden. Er fragte den AfD-Abgeordneten, ob er nicht wie sein Parteivorsitzender Chrupalla die Morde von Hanau als „rassistisches Verbrechen“ verurteilen wolle. Sänze Aussage, die „Gerichtsbarkeit“ solle über die Motivation von Psychopathen urteilen quittiert Haug mit der Bemerkung: „Die Gerichtsbarkeit wird sich mit diesem Fall nicht befassen, da der mutmaßliche Täter tot ist.“ Dieser hatte sich nachden Morden selbst erschossen.

Emil Sänze. Foto: him

Haug hat sich nochmals an Sänze gewandt, aber bis heute keine Antwort erhalten. Die AfD-Vorsitzenden Chrupalla und Jörg Meuthen hätten in einem offenen Brief an die AfD-Mitglieder geschrieben: „Die Tat von Hanau ist ein rassistisches Verbrechen.“ Der Chef des Bundeskriminalamtes Holger Münch habe klargestellt: „Das BKA bewertet die Tat als eindeutig rechtsextremistisch. Die Tatbegehung beruhte auf rassistischen Motiven“.

Dass Sänze sich nach mehr als einem Monat nicht dazu durchringen kann, der Einschätzung seiner Parteivorsitzenden zu folgen, empört Haug. Er sieht Sänze sehr nahe am „rechtsextremistischen Flügel“ der AfD stehen und fragt: „Oder ist er sogar ein Teil dieses Flügels?“  Haug bedauert sehr, dass der Wahlkreis Rottweil in Stuttgart von einem solchen Abgeordneten vertreten werde. „Ich hoffe sehr, dass dies vielen bewusst wird und dieser Abgeordnete bei der Landtagswahl im kommenden Jahr dafür die Quittung bekommt.“

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.