Einladung zum Weiterwundern

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Himmelfahrt erzählt vom Sehen und Nicht-Sehen. Auch in der aktuellen Ausstellung im Forum Kunst geht es um diese Pole von Wahrnehmung – und die Frage, welchem Sinneseindruck man nun glauben soll.

Zu sehen sind Arbeiten von Franziskus Wendels. Einerseits. Denn was „zu sehen“ ist, hängt nicht nur – wie eigentlich immer – von Blickwinkeln, Vorwissen und anderen Faktoren ab. Manches ist auch nur manchmal zu sehen. Je nach Licht. Aber selbst wenn man es nicht (mehr) sieht, weiß man, dass es (doch) da ist.

Mit solchen Doppelebenen, Kippeffekten und Gleichzeitigkeiten zu spielen, ist zentral für das Schaffen des 1960 geboren Malers, der in Daun und Köln lebt und arbeitet. Wendels ist ein auch biografisch interessanter Kopf. Kein Geradeauskünstler, der über eine Akademieausbildung  direkt auf Sichtbarkeit im Kunstbetrieb zustrebte.

Fast wie die „verrauchte“ Maltechnik der Renaissance: Wendels arbeitet gezielt mit Unschärfen. Foto: al

Wendels hat zunächst eine Bäckerlehre gemacht. Dann Abitur und Zivildienst. Später studierte er neben Bildender Kunst auch Katholische Theologie in Mainz und Montpellier sowie Philosophie und Kunstgeschichte in Berlin. Vielleicht erklärt diese bemerkenswerte Breite, warum seine Arbeiten eine faszinierende Tiefenstruktur bieten. Und Grundfrage des Lebens sinnlich spiegeln. Zum Beispiel die Frage nachdem was „ist“. Wie man sein Bild von „Welt“ zusammenzimmert – und worauf man letztlich bauen kann.

Zentral ist für Wendels dabei das Thema „Licht“. In seinen Malereien bewegt er sich in Grenzbereichen zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Ein prägendes Stilmittel ist eine Unschärfe, die wie ein gesteigertes Sfumato wirkt – die Technik, mit der Renaissance-Künstler Gemälde geheimnisvoller, schwingender machten, als mit scharfkantig oberflächlicher Präzision. Sehen ist nämlich weit mehr als Erkennen. Sehen bedeutet auch Hineininterpretieren – und glauben.

Was zunächst aussieht wie eine Rumpelkammer…
… stellt sich in anderem Licht fast wie eine nächtliche Skyline dar. Fotos: al

Das erlebt man bei vielen der mehrdeutigen Arbeiten Wendels im Bürgersaal. Und ganz besonders bei einer Installation im Treppenhaus. Wenn man dort eintritt, meint man genau zu verstehen, was man sieht. Ein Lichtwechsel jedoch verändert das fundamental.

Wendels Arbeiten sind eine wunderbare Einladung, sich nicht mit dem ersten Anschein zufrieden zu geben. Nicht nur das für abschließend wahr zu halten, was man im Moment zu sehen meint. Sondern offen zu bleiben. Sich weiter wundern zu können. An Himmelfahrt und darüber hinaus.

Info: Die Ausstellung mit Malereien von Franziskus Wendels ist bis 22.  Juni dienstags, mittwochs und freitags von 14 bis 17 Uhr, donnerstags 17 bis 20 Uhr sowie am Wochenende von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr zu sehen.




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