Fotogilde Schramberg feiert mit Fotoschau
Jubiläums-Ausstellung im Schloss

Zahlreiche Freunde, Familienangehörige und Mitglieder waren im Schloss am Samstagabend zusammengekommen, um 75 Jahre Fotogilde Schramberg – und die dazugehörige Jubiläumsausstellung – zu eröffnen. Ungewöhnlich auch: Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr konnte gleich zwei ihrer Vorgänger, Herbert O. Zinell und Thomas Herzog, willkommen heißen.
Schramberg. In ihrer Begrüßung hob Eisenlohr hervor, wie die Fotogilde den technischen Fortschritt begleitet habe nämlich „von der Dunkelkammer bis zur digitalen Bearbeitung“. Sie habe sich seit ihrer Gründung „zu einer festen Größe im Schramberger Kulturleben entwickelt“.

Die Vorgängergruppe entstand schon 1920 als „Verein zur Förderung der Liebhaberfotografie“. Die NSDAP aber verbot diesen Verein, der dann als „Fotogilde“ 1950 wieder gegründet wurde. Sie organisiere viele Aktionen wie Workshops, vereinsinternen Wettbewerben oder auch die regelmäßigen Ausstellungen. Eisenlohr dankte den Mitgliedern für ihr Engagement und ihre Offenheit für Neues.
Musikalisch umrahmte Jürgen Jäger am Klavier mit Medleys aus den fünfziger Jahren aus den Bereichen Schlager und Jazz die Eröffnungsfeier.

Der Vorsitzende der Fotogilde Bruno Suschinski dankte der Stadt und dem Stadtmuseum für die Unterstützung beim Aufbau der Ausstellung. Bei den Mitgliedern hob er insbesondere den Zeugwart Manfred Schwigk und den Designer Hans-Jürgen Marzahn hervor, die sich sehr für die Ausstellung engagiert hatten.

Viele Aktionen im Jubiläumsjahr
Während des Jubiläumsjahres gebe es neben der Ausstellung noch zahlreiche andere Aktionen, so Suschinski. Er nannte eine Stadtrallye, Fotowalks, Workshops zum Schwarz-Weiß-Fotografieren und Langzeitbelichtung oder auch eine Veranstaltung im September für Jugendliche. Bei Videoabenden im Schloss zeige die Fotogilde Filme etwa zum Lichtspielhaus oder 100 Jahre Foto Kasenbacher.
Eigentlich sei die Fotogilde schon 105 Jahre alt, aber 1933 hätten die Nazis die Vorgängerorganisation verboten. Die Nazis hätten Spione und Agenten unter den Hobbyfotografen gewittert. Nach der Wiedergründung 1950 sei der Verein lange ohne festen Sitz gewesen. Aber seit 42 Jahren habe man dank städtischem Entgegenkommen in der Tiersteinstraße in einem umgebauten Kohlenkeller ein eigenes Vereinslokal.

Die diesjährige Ausstellung sei in drei Bereiche gegliedert: Im Museumscafé hängen die Lieblingsbilder der beteiligten Fotografinnen und Fotografen, im großen Raum dahinter gehe es um Reise und Kultur, und im dritten Raum zeige man außergewöhnliche Aufnahmen und Experimente.
Was ist eine Gilde?
Annette Hehr vom Museumsteam klärte den Begriff Gilde: Eine Gilde war im Mittelalter „ein selbstnütziger und durch einen Schwur besiegelter Zusammenschluss von Kaufleuten einer Stadt zum Schutz und zur Förderung gemeinsamer Interessen“.
Das beschreibe perfekt, worum es bei der Fotogilde gehe, so Hehr. Sie fragte Suschinski, ob es bei ihnen auch einen Schwur gebe. „Bis jetzt nicht“, erwiderte Suschinski, „aber die Idee gefällt mir.“

Seit 1957 veranstalte die Fotogilde regelmäßig Ausstellungen. Die erste fand damals schon im Schloss statt, zu jener Zeit noch Gewerbeschule. Nach mehreren Stationen in der Stadt seien seit 1984 die Ausstellungen fast immer im Stadtmuseum gewesen.
Nachwuchs gesucht
Sie erinnerte an die Treffen alle 14 Tage um sich auszutauschen. Der Verein würde gern auch die 100-Jahr-Marke erreichen, benötige dazu aber jüngere Mitglieder, warb Hehr: „Junge Menschen, die sich mit ihrem eigenen Verständnis von Ästhetik und Technik einbringen mögen.“

Der Wert der Fotografie
Fotografie sei viel mehr als nur das Festhalten eines Moments. „Sie ist eine Sprache, die ohne Worte auskommt, Gefühle vermittelt und Geschichten erzählt.“ Ob in der professionellen Kunst, im Journalismus oder im Alltag, Fotografie bereichere unser Leben und öffne Türen zu neuen Welten.
Hehr ging auf die Fotografie als Werkzeug der Kunst und des individuellen Ausdrucks ein. „Fotografieren als Kunstform schult ungemein die Wahrnehmung und fördert Geduld sowie Aufmerksamkeit“, hob sie hervor. Dies seien Eigenschaften, die in der hektischen Gegenwart guttäten.
Hehr dankte den Verantwortlichen der Fotogilde für die unkomplizierte und sehr professionelle Zusammenarbeit beim Aufbau der Ausstellung. Die hochwertige Schau bereichere das Stadtmuseum.


Nach einem weiteren Stück von den Everly Brothers aus den 50er Jahren erklärte Eisenlohr die Ausstellung für eröffnet. Die Gäste strömten in die Ausstellungsräume, betrachteten die Fotos und erfrischten sich im Café bei Sekt und Orangensaft und Häppchen („Letztmalig“, wie Museumsleiter Carsten Kohlmann bedauerte, das werde künftig dem Sparzwang der Stadt zum Opfer fallen.)





