Freitagabend, Refektorium im Kapuziner – dicht an dicht stehen die Stühle auch in der Adventszeit, wenn Hansjörg Mehl zum „Jazz im Refektorium“ lädt. Ausverkauft, mal wieder, im Publikum hauptsächlich Stammgäste. Im Hintergrund duften die Apfelringe, auf der Bühne duftet Musik für Klaviertrio, in zwei Sets beseelt dargeboten vom Anselm-Krisch-Trio. Launige Einleitung vom Veranstalter, inzwischen seit knapp drei Jahrzehnten Konzertorganisator – dann legt das Trio los.
Krisch? Krass! Ein Dutzend Stücke reicht für großes Halleluja im Saal, darunter zwei eigene Kompositionen von Anselm Krisch. Der stammt, wie Schlagzeuger Ferenc Mehl, aus einer jazzvernarrten Musikerfamilie, und spielt sich am Klavier behände durch diverse Standards der Jazzgeschichte. Tupft hier Montgomery, fegt da durch Peterson, bringt vergangene Jazz-Jahrzehnte galant und spritzig arrangiert zurück in die Gegenwart.
Miles und Monty dürfen da natürlich nicht fehlen, und so ist der Abend auch ein Stück Heimat- und Jazzgeschichte zugleich. Stammt doch Dizzy Krisch aus Schramberg, spielte Monty Alexander in den legendären MPS-Studios ein, leben die Musiker in näherer Fahrdistanz.
Traditionell, groovig und weitaus explosiver als Kammermusik geht das Trio im Refektorium zu Werk. Krisch zaubert auf den Tasten und Mehl legt präzise von fein bis aufbrausend den Beat. Zirkeln mit Sticks und Besen feinziselierte Rhythmen. In ihrer Mitte und auch häufig im Mittelpunkt: Andrey Tatarinets am Bass, über alle Lagen hinweg souverän und spielfreudig.
Der Name trügt nicht, Tatarinets studierte Balalaika an der Moskauer Musikhochschule Gnessin und Kontrabass an der Jazzschule in Bern, ist seit fast einem Jahrzehnt mit dieser Triobesetzung am Werk und schlichtweg grandios. Das sind übrigens auch die Stücke, zu denen Jazzkenner Krisch trocken erklärt: „Schön sind sie doch alle irgendwie, unsere Stücke.“ Und wie!


