„Lieber Gott, lass‘ es schütten“

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Die Rottweiler Fasnet fällt in diesem Jahr aus. Kein Abstauben, kein Schmotziger, keine Narrensprünge. Die NRWZ hat sich bei ein paar Rottweiler Narren umgehört, was Ihnen am meisten fehlt und was sie für die fünfte Jahreszeit planen.

Timo Weber ist ein Neig’schmeckter, einer den das Fasnetsvirus vor 25 Jahren als Schüler am Konvikt packte, wo der Münsterpfarrer 1999 sein Abitur ablegte. Seither hat der gebürtige Göppinger keine Rottweiler Fasnet versäumt und ist bei seiner Rückkehr vor zwei Jahren erneut tief eingetaucht in die Narretei. Nicht nur im Kleidle ist der 43-Jährige unterwegs, seine Stube ist an Fasnetsmontag und -dienstag gut besucht – von Narren wie Musikern. Das sei anstrengend, aber wunderschön, sagt Weber, der übrigens vor der Fasnetszeit im Haus immer zwei Häser aus Fridingen und Mühlheim a. D. aufstellt. Dort wirkte Weber acht Jahre lang ebenfalls als Pfarrer.

Was bedeutet für Sie die Fasnet generell?

Fasnet hat für mich ganz viel mit Heimat zu tun. Als ich als Konviktor nach Rottweil kam, war das etwas ganz Besonderes für mich, das hatte ich zuvor noch nie gesehen. Als Schüler bekam ich dann die Gelegenheit d‘ Stadt nab zu gehen und fühlte mich gleich dazugehörig. Schon bevor ich nach Rottweil kam, habe ich alle Fasnetsübertragungen mit Werner Mezger und Sonja Schrecklein auf Video aufgezeichnet und viele Male angesehen, dabei mehr und mehr über die Identität der einzelnen Figuren erfahren. Das finde ich einfach spannend.

Was haben Sie empfunden, als klar war, die Fasnet 2021 fällt aus?

Ich war erst einmal traurig und dachte, dass wir letztes Jahr noch Glück hatten, die Fasnet feiern zu dürfen. Lange hatte ich die Hoffnung gehegt, im Herbst sei alles rum. Als aber dann die ersten Absagen für Narrentreffen im Frühjahr kamen, schwand diese schnell dahin. Jetzt tröste ich mich mit der Erinnerung. Und: es gibt es 2022!

Kein Schmotziger, keine Narrensprünge – was schmerzt am meisten und warum?

Die Gänsehaut, die ich habe, wenn ich um 8 Uhr hinterm Schwarzen Tor stehe, die Träne, die ich tatsächlich verdrücke – all das wird mir fehlen. Ich empfinde eine richtige Trauer, dass das nicht sein kann. Da ist etwas tot.

Was haben Sie für ein Alternativprogramm an der Fasnet 2021?

Das Kleidle habe ich schon rausgeholt und das Kopfstück auf der Truhe in der Stube drapiert. Beim Glockenläuten am 6. Januar war ich auch dabei. Am Fasnetsonntag halte ich die Narrenmesse mit Narrenpredigt und am Montag um 8 Uhr habe ich tatsächlich einen Termin im Münster. Doch danach fehlt mir ein Programm. „Lieber Gott, lass‘ es schütten“, habe ich schon gedacht. Dann tut es nicht so weh. So richtig weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll. Letztes Jahr waren rund 100 Leute bei mir, haben mir aufgesagt, gegessen und gefeiert. Das ist dieses Jahr coronabedingt leider nicht möglich. Vielleicht – bin ich ja einfach weg.

Das interessiert diese Woche



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Die Rottweiler Fasnet fällt in diesem Jahr aus. Kein Abstauben, kein Schmotziger, keine Narrensprünge. Die NRWZ hat sich bei ein paar Rottweiler Narren umgehört, was Ihnen am meisten fehlt und was sie für die fünfte Jahreszeit planen.

Timo Weber ist ein Neig’schmeckter, einer den das Fasnetsvirus vor 25 Jahren als Schüler am Konvikt packte, wo der Münsterpfarrer 1999 sein Abitur ablegte. Seither hat der gebürtige Göppinger keine Rottweiler Fasnet versäumt und ist bei seiner Rückkehr vor zwei Jahren erneut tief eingetaucht in die Narretei. Nicht nur im Kleidle ist der 43-Jährige unterwegs, seine Stube ist an Fasnetsmontag und -dienstag gut besucht – von Narren wie Musikern. Das sei anstrengend, aber wunderschön, sagt Weber, der übrigens vor der Fasnetszeit im Haus immer zwei Häser aus Fridingen und Mühlheim a. D. aufstellt. Dort wirkte Weber acht Jahre lang ebenfalls als Pfarrer.

Was bedeutet für Sie die Fasnet generell?

Fasnet hat für mich ganz viel mit Heimat zu tun. Als ich als Konviktor nach Rottweil kam, war das etwas ganz Besonderes für mich, das hatte ich zuvor noch nie gesehen. Als Schüler bekam ich dann die Gelegenheit d‘ Stadt nab zu gehen und fühlte mich gleich dazugehörig. Schon bevor ich nach Rottweil kam, habe ich alle Fasnetsübertragungen mit Werner Mezger und Sonja Schrecklein auf Video aufgezeichnet und viele Male angesehen, dabei mehr und mehr über die Identität der einzelnen Figuren erfahren. Das finde ich einfach spannend.

Was haben Sie empfunden, als klar war, die Fasnet 2021 fällt aus?

Ich war erst einmal traurig und dachte, dass wir letztes Jahr noch Glück hatten, die Fasnet feiern zu dürfen. Lange hatte ich die Hoffnung gehegt, im Herbst sei alles rum. Als aber dann die ersten Absagen für Narrentreffen im Frühjahr kamen, schwand diese schnell dahin. Jetzt tröste ich mich mit der Erinnerung. Und: es gibt es 2022!

Kein Schmotziger, keine Narrensprünge – was schmerzt am meisten und warum?

Die Gänsehaut, die ich habe, wenn ich um 8 Uhr hinterm Schwarzen Tor stehe, die Träne, die ich tatsächlich verdrücke – all das wird mir fehlen. Ich empfinde eine richtige Trauer, dass das nicht sein kann. Da ist etwas tot.

Was haben Sie für ein Alternativprogramm an der Fasnet 2021?

Das Kleidle habe ich schon rausgeholt und das Kopfstück auf der Truhe in der Stube drapiert. Beim Glockenläuten am 6. Januar war ich auch dabei. Am Fasnetsonntag halte ich die Narrenmesse mit Narrenpredigt und am Montag um 8 Uhr habe ich tatsächlich einen Termin im Münster. Doch danach fehlt mir ein Programm. „Lieber Gott, lass‘ es schütten“, habe ich schon gedacht. Dann tut es nicht so weh. So richtig weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll. Letztes Jahr waren rund 100 Leute bei mir, haben mir aufgesagt, gegessen und gefeiert. Das ist dieses Jahr coronabedingt leider nicht möglich. Vielleicht – bin ich ja einfach weg.

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