OneCoin: Anklage gegen Karl Sebastian Greenwood veröffentlicht

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Schon seit Herbst 2018 sitzt Karl Sebastian Greenwood in den USA im Gefängnis. Der Schwede gilt als die einstige Nummer 2 in der Hierarchie des mutmaßlichen OneCoin Schwindels. Gemeinsam mit Ruja Ignatova soll er das Pyramidenschema um die angebliche Kryptowährung aufgebaut haben. Was ihm die Staatsanwaltschaft genau vorwirft, war bis  vor wenigen Tagen unbekannt. Doch jetzt hat der zuständige Richter in New York die ursprüngliche Anklageschrift veröffentlicht –„unsealed“.

Drei Anklagepunkte weist das Papier aus: Verschwörung zum Telekommunikationsbetrug,  Telekommunikationsbetrug und Verschwörung zur Geldwäsche.

Das werfen die Staatsanwälte dem OneCoin-Verkäufer vor

Von 2014 bis 2017 habe Greenwood  gemeinsam mit anderen ein System aufgebaut, um andere Menschen unter Vorspiegelung falscher und betrügerischer Versprechen dazu zu bringen, ihnen Gelder zu überweisen. Weil das über Telekommunikationssysteme funktioniert, ist das nach US-Gesetz „wire fraud“. Und weil es auch im südlichen Distrikt von  New York passierte, ist das dortige  Gericht zuständig. Das Betrugsnetz sei aber „über die ganze Welt“ gespannt gewesen, heißt es weiter.

Aus der Greenwood-Anklageschrift vom 10. Oktober 2017

Greenwood und andere, die in seinem Namen handelten, hätten die Menschen dazu gebracht, in OneCoin, „eine angebliche Kryptowährung“, zu investieren. Sie hätten ihnen gezeigt, wies sie ihre Gelder an OneCoin überweisen können. Weil Greenwood und seine Mittäter gewusst hätten, dass sie die Gelder gesetzeswidrig eingenommen hatten, sei es als Geldwäsche zu werten, als sie diese auf andere Konten übertragen hätten.

Greenwood und  seine Komplizen hätten „hunderte Millionen US-Dollar“ durch ein ausgeklügeltes System verschiedener Finanzinstitute auf der ganzen Welt geschleust, um „die Natur, die Herkunft, die Besitzverhältnisse und die Verfügungsgewalt über die Gewinne aus dem Betrug zu verschleiern“, heißt es in der Anklage. Schließlich ordnete eine Grand Jury an, dass sämtliche Vermögenswerte von Greenwood eingezogen werden.

(Schon vor einem Jahr hatte das Gericht allerdings bereits eine zweite Anklageschrift veröffentlicht. Diese stammte vom 6. Februar 2018 und enthält  fünf Anklagepunkte. Neben den drei aus der ersten Anklage kamen noch Verschwörung zum Wertpapierbetrug und  Wertpapierbetrug   hinzu. Außerdem spricht die Anklagebehörde nun auch bei Greenwood von mehr als einer Milliarde US-Dollar, die Greeenwood Anleger geschädigt haben soll. Nachtrag am 27. April 2021.)

Greenwoods Prozess verschiebt das Gericht auf Antrag seiner Verteidiger immer weiter. Nun soll am 19. Mai beraten werden, wie es weiter geht. Wie berichtet, fordern seine Anwälte regelmäßig mehr Zeit, weil sie Unmengen von beschlagnahmten Unterlagen sichten müssten. Zwei Festplatten mit mehrere Terabite Daten müssten sie auswerten. Unter Corona-Bedingungen sei es schwer mit ihrem Mandanten im Gefängnis zu  sprechen. Und: „ Es geht schließlich um  eine Verfahren mit 15 Milliarden US-Dollar“.  Hier zu hören ab Minute 5.29

Anklageschriften für Greenwood und Ruja Ignatova kamen gleichzeitig

Interessant ist, wann die Anklageschrift in New York abgefasst und unter Verschluss genommen wurde: Am 10. Oktober 2017. Am selben Tag wie die Anklage gegen Ruja Ignatova.

Aus der Ignatova-Anklageschrift vom 10. Oktober 2017

Ihr werfen die US-Behörden ähnliches vor wie ihrem Partner Greenwood, allerdings ist in ihrem Fall von „mehr als einer Milliarde US Dollar“ die Rede. Greenwood war im Oktober 2017 noch auf freiem Fuß, aber das FBI hatte schon mindestens eine OneCoin-Führungspersönlichkeit in den USA umgedreht: Gilbert Armenta. Armenta, der mit Ruja Ignatova ein Verhältnis hatte, ließ die FBI Agenten mithören, als Ruja, ihn am Telefon ein „rückgratloses A.  loch“ schimpfte. Armenta hatten die US-Behörden schon im September 2017 angeklagt.

In besseren Tagen: OneCoin Promoter Juha Parhiala, Sebastian Greenwood und Ruja Ignatova auf der Bühne

Greenwood taucht zunächst in Thailand unter

Greenwood hatte die Polizei wohl erst im Herbst 2018 in Thailand festgenommen. Wie die „Bangkok Post“ am 5. November 2018 in einem Artikel über eine Sondereinheit der thailändischen Polizei ausplauderte, hatte diese Sondereinheit mit dem US Federal Bureau of Investigation (FBI) zusammengearbeitet, um Sebastian Greenwood festzunehmen. Dieser wurde per internationalem US-Haftbefehl und einer „roten Notiz“ von Interpol gesucht, weil er “ein Schneeballsystem mit einer Digitalwährung betrieb“, so die Post.

Ruja verschwand am 25. Oktober 2017. Mutmaßlich hatte sie Wind von den FBI-Ermittlungen bekommen. Ihr Bruder Konstantin, damals ihr persönlicher Assistent, hatte ihr ein Ryan-Air-Ticket von Sofia nach Athen gekauft. Dort hätten sie russisch sprechende Männer abgeholt und seien mit ihr weggefahren, erzählt Ignatov in einem Gerichtsverfahren.

„Bitte ein besseres Bild…“

Er steht seit Januar in New York unter Hausarrest. Dort liest er offenbar fleißig, was über ihn so in der Presse steht. Auch die NRWZ. Ja, er antwortet sogar auf einen Facebookpost. Als wir am 11. März melden, er sei nun unter Hausarrest, haben wir den Artikel mit einem Polizeifoto bebildert. Seine Reaktion: „Man könnte wenigstens ein besseres Bild von mir nehmen.“ Unserer Bitte, uns doch ein Aktuelles zu schicken, kommt er allerdings nicht nach. Zeit scheint „Konsti Keks“, wie er seinen früheren Facebook Account selbst nannte, zu haben. Sein Facebookprofil hat er von den alten OneCoin-Sachen gesäubert.

Konstantin Ignatov reagiert am 11. März 2021 auf die NRWZ.
Und so sah sich Konstantin Ignatov am 11. August 2016. zwei Monate, nachdem er in die Dienste seiner Schwester getreten war.

Mit der Treue hatte man’s nicht so bei OneCoin

 

Ein halbes Jahr nach seiner Verhaftung Anfang März 2019 hatte Ignatov bekanntlich einen Deal mit der Staatsanwaltschaft geschlossen, dass er  gegen andere OneCoin-Größen aussagen wird. Im Prozess gegen den Geldwäscher Mark Scott beispielsweise hat er zugegeben: „Die OneCoins waren wertlos.“ Mark Scott ist inzwischen verurteilt und wartet drauf, dass der Richter sein Strafmaß verkündet.

In dem Scott-Verfahren erzählt Ignatov aber auch, dass es ihm schwer gefallen sei, sein ruhiges Leben und seinen Job als Gabelstaplerfahrer bei Porsche Logistics aufzugeben und zu seiner Schwester Anfang Juli 2016 nach Bulgarien zu wechseln. Am Geld kann es nicht gelegen haben. Ruja habe sein Gabelstaplergehalt in Deutschland von 2800 Euro grade mal auf 3000 Euro aufgestockt. Seine Schwester habe ihn angeheuert, weil  sie jemanden brauchte, dem sie vertrauen könne. Ruja nämlich hatte ihre bisherige Assistentin gefeuert. Warum? Scotts Anwalt fragt: „Weil diese eine Affäre mit Sebastian Greenwood hatte?“ Konstantin Ignatov laut Gerichtsprotokoll: „Ja.“

Das interessiert diese Woche



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Schon seit Herbst 2018 sitzt Karl Sebastian Greenwood in den USA im Gefängnis. Der Schwede gilt als die einstige Nummer 2 in der Hierarchie des mutmaßlichen OneCoin Schwindels. Gemeinsam mit Ruja Ignatova soll er das Pyramidenschema um die angebliche Kryptowährung aufgebaut haben. Was ihm die Staatsanwaltschaft genau vorwirft, war bis  vor wenigen Tagen unbekannt. Doch jetzt hat der zuständige Richter in New York die ursprüngliche Anklageschrift veröffentlicht –„unsealed“.

Drei Anklagepunkte weist das Papier aus: Verschwörung zum Telekommunikationsbetrug,  Telekommunikationsbetrug und Verschwörung zur Geldwäsche.

Das werfen die Staatsanwälte dem OneCoin-Verkäufer vor

Von 2014 bis 2017 habe Greenwood  gemeinsam mit anderen ein System aufgebaut, um andere Menschen unter Vorspiegelung falscher und betrügerischer Versprechen dazu zu bringen, ihnen Gelder zu überweisen. Weil das über Telekommunikationssysteme funktioniert, ist das nach US-Gesetz „wire fraud“. Und weil es auch im südlichen Distrikt von  New York passierte, ist das dortige  Gericht zuständig. Das Betrugsnetz sei aber „über die ganze Welt“ gespannt gewesen, heißt es weiter.

Aus der Greenwood-Anklageschrift vom 10. Oktober 2017

Greenwood und andere, die in seinem Namen handelten, hätten die Menschen dazu gebracht, in OneCoin, „eine angebliche Kryptowährung“, zu investieren. Sie hätten ihnen gezeigt, wies sie ihre Gelder an OneCoin überweisen können. Weil Greenwood und seine Mittäter gewusst hätten, dass sie die Gelder gesetzeswidrig eingenommen hatten, sei es als Geldwäsche zu werten, als sie diese auf andere Konten übertragen hätten.

Greenwood und  seine Komplizen hätten „hunderte Millionen US-Dollar“ durch ein ausgeklügeltes System verschiedener Finanzinstitute auf der ganzen Welt geschleust, um „die Natur, die Herkunft, die Besitzverhältnisse und die Verfügungsgewalt über die Gewinne aus dem Betrug zu verschleiern“, heißt es in der Anklage. Schließlich ordnete eine Grand Jury an, dass sämtliche Vermögenswerte von Greenwood eingezogen werden.

(Schon vor einem Jahr hatte das Gericht allerdings bereits eine zweite Anklageschrift veröffentlicht. Diese stammte vom 6. Februar 2018 und enthält  fünf Anklagepunkte. Neben den drei aus der ersten Anklage kamen noch Verschwörung zum Wertpapierbetrug und  Wertpapierbetrug   hinzu. Außerdem spricht die Anklagebehörde nun auch bei Greenwood von mehr als einer Milliarde US-Dollar, die Greeenwood Anleger geschädigt haben soll. Nachtrag am 27. April 2021.)

Greenwoods Prozess verschiebt das Gericht auf Antrag seiner Verteidiger immer weiter. Nun soll am 19. Mai beraten werden, wie es weiter geht. Wie berichtet, fordern seine Anwälte regelmäßig mehr Zeit, weil sie Unmengen von beschlagnahmten Unterlagen sichten müssten. Zwei Festplatten mit mehrere Terabite Daten müssten sie auswerten. Unter Corona-Bedingungen sei es schwer mit ihrem Mandanten im Gefängnis zu  sprechen. Und: „ Es geht schließlich um  eine Verfahren mit 15 Milliarden US-Dollar“.  Hier zu hören ab Minute 5.29

Anklageschriften für Greenwood und Ruja Ignatova kamen gleichzeitig

Interessant ist, wann die Anklageschrift in New York abgefasst und unter Verschluss genommen wurde: Am 10. Oktober 2017. Am selben Tag wie die Anklage gegen Ruja Ignatova.

Aus der Ignatova-Anklageschrift vom 10. Oktober 2017

Ihr werfen die US-Behörden ähnliches vor wie ihrem Partner Greenwood, allerdings ist in ihrem Fall von „mehr als einer Milliarde US Dollar“ die Rede. Greenwood war im Oktober 2017 noch auf freiem Fuß, aber das FBI hatte schon mindestens eine OneCoin-Führungspersönlichkeit in den USA umgedreht: Gilbert Armenta. Armenta, der mit Ruja Ignatova ein Verhältnis hatte, ließ die FBI Agenten mithören, als Ruja, ihn am Telefon ein „rückgratloses A.  loch“ schimpfte. Armenta hatten die US-Behörden schon im September 2017 angeklagt.

In besseren Tagen: OneCoin Promoter Juha Parhiala, Sebastian Greenwood und Ruja Ignatova auf der Bühne

Greenwood taucht zunächst in Thailand unter

Greenwood hatte die Polizei wohl erst im Herbst 2018 in Thailand festgenommen. Wie die „Bangkok Post“ am 5. November 2018 in einem Artikel über eine Sondereinheit der thailändischen Polizei ausplauderte, hatte diese Sondereinheit mit dem US Federal Bureau of Investigation (FBI) zusammengearbeitet, um Sebastian Greenwood festzunehmen. Dieser wurde per internationalem US-Haftbefehl und einer „roten Notiz“ von Interpol gesucht, weil er “ein Schneeballsystem mit einer Digitalwährung betrieb“, so die Post.

Ruja verschwand am 25. Oktober 2017. Mutmaßlich hatte sie Wind von den FBI-Ermittlungen bekommen. Ihr Bruder Konstantin, damals ihr persönlicher Assistent, hatte ihr ein Ryan-Air-Ticket von Sofia nach Athen gekauft. Dort hätten sie russisch sprechende Männer abgeholt und seien mit ihr weggefahren, erzählt Ignatov in einem Gerichtsverfahren.

„Bitte ein besseres Bild…“

Er steht seit Januar in New York unter Hausarrest. Dort liest er offenbar fleißig, was über ihn so in der Presse steht. Auch die NRWZ. Ja, er antwortet sogar auf einen Facebookpost. Als wir am 11. März melden, er sei nun unter Hausarrest, haben wir den Artikel mit einem Polizeifoto bebildert. Seine Reaktion: „Man könnte wenigstens ein besseres Bild von mir nehmen.“ Unserer Bitte, uns doch ein Aktuelles zu schicken, kommt er allerdings nicht nach. Zeit scheint „Konsti Keks“, wie er seinen früheren Facebook Account selbst nannte, zu haben. Sein Facebookprofil hat er von den alten OneCoin-Sachen gesäubert.

Konstantin Ignatov reagiert am 11. März 2021 auf die NRWZ.
Und so sah sich Konstantin Ignatov am 11. August 2016. zwei Monate, nachdem er in die Dienste seiner Schwester getreten war.

Mit der Treue hatte man’s nicht so bei OneCoin

 

Ein halbes Jahr nach seiner Verhaftung Anfang März 2019 hatte Ignatov bekanntlich einen Deal mit der Staatsanwaltschaft geschlossen, dass er  gegen andere OneCoin-Größen aussagen wird. Im Prozess gegen den Geldwäscher Mark Scott beispielsweise hat er zugegeben: „Die OneCoins waren wertlos.“ Mark Scott ist inzwischen verurteilt und wartet drauf, dass der Richter sein Strafmaß verkündet.

In dem Scott-Verfahren erzählt Ignatov aber auch, dass es ihm schwer gefallen sei, sein ruhiges Leben und seinen Job als Gabelstaplerfahrer bei Porsche Logistics aufzugeben und zu seiner Schwester Anfang Juli 2016 nach Bulgarien zu wechseln. Am Geld kann es nicht gelegen haben. Ruja habe sein Gabelstaplergehalt in Deutschland von 2800 Euro grade mal auf 3000 Euro aufgestockt. Seine Schwester habe ihn angeheuert, weil  sie jemanden brauchte, dem sie vertrauen könne. Ruja nämlich hatte ihre bisherige Assistentin gefeuert. Warum? Scotts Anwalt fragt: „Weil diese eine Affäre mit Sebastian Greenwood hatte?“ Konstantin Ignatov laut Gerichtsprotokoll: „Ja.“

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.