Uli Bauknecht: Ein Freigeist geht

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„Was er macht, das macht er aus Leidenschaft“, so zitierte Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr eine Stimme aus der Stadt zu Ulrich Bauknecht. Wenige Tage vor seinen 67. Geburtstag ist Bauknecht auf eigenen Wunsch am 2. Juli aus dem Gremium ausgeschieden.

Die Gemeinderätinnen und Räte erhoben sich und dankten Bauknecht, der dem Rat seit 1989 mit einer Unterbrechung um die Jahrtausendwende angehört hatte, mit langanhaltendem Applaus –  und einem „superedlen Edelstahl-Pendelgrill“, wie Freie-Liste-Sprecher Udo Neudeck verkündete, „damit Du nicht weiterhin alle möglichen Grillgeräte in der Nachbarschaft zusammenbetteln musst“.  Neudeck hatte sich nämlich die Erlaubnis geholt, „eine scharf-lustige Rede zu halten“, während OB Eisenlohr sich eher um Seriosität bemühte.

„Waschechter Schramberger“ vielfältig engagiert

Sie erinnerte denn an Bauknechts Kindheit und Jugend als waschechter Schramberger mit Schullaufbahn und Pfadfinderschaft und später an seine Arbeit als „außerordentlich erfolgreicher Geschäftsmann“ mit zahllosen Firmen. Dem Gemeinderat habe Bauknecht 27 Jahre angehört, war Mitglied in etlichen Ausschüssen und in der Regionalverbandsversammlung. Die CDU habe ihn immer als „Macher, der Ideen hat und umsetzt“ charakterisiert.

Eisenlohr würdigte sein Engagement für das Krankenhaus und die Aktion „Pro Region Schramberg“. Auch für Jazz habe sich Bauknecht engagiert, einst  beim „Alten Socken“ und nun in der „Szene 64“, die er mit initiiert habe. In der Fasnet sei er sowohl bei der Narrenzunft als Säckelmeister und Elferrat aktiv gewesen als auch bei den Falkenhexen, deren Lied er sogar einst mit Gitarrenbegleitung aufgenommen habe. Auf dem Sulgen sei er im Verein Sulgener Selbständiger lange aktiv gewesen, bis dieser mit dem Handels- und Gewerbeverein fusionierte. Die „Szene 64 ist sein ongoing project“, so Eisenlohr.

Da coronabedingt ein Ausstand nicht staffinden konnte, hatte Uli auf allen Plätzen einen passenden Abschiedstrunk platziert.

Die Schramberger beschrieben Bauknecht als „Hans-Dampf in allen Gassen, der, wenn er  – auch ganz wörtlich genommen mit Segway oder auf Skiern – „auf die Nase fällt, immer wieder aufsteht“.  Er sei nie nachtragend, habe immer Verantwortung übernommen und stecke voller kreativer Ideen. Seiner Frau Ute und Uli schenkte sie ein Abonnement des Theaterrings, „damit sie gelegentlich ihre Wohnmobiltour unterbrechen“ und sich wieder im Städtle blicken lassen.

Selbstbewußt und ideenreich

Im Namen des Gemeinderats und der ganzen Stadt dankte Udo Neudeck dem scheidenden Rat für dessen viele Ideen und sein außergewöhnliches Engagement für seine Heimatstadt. „Du warst ein wichtiger, engagierter und selbstbewusster Gemeinderat, der immer seine eigene Meinung vertrat.“

Udo Neudeck bei seiner Rede

Bauknecht sei „nie linientreu“ gewesen, so Neudeck. Er könne sich noch gut erinnern, wie dem damaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden Helmut Banholzer gelegentlich „die Gesichtszüge entglitten, wenn Du wider die Fraktionsmeinung argumentiert hast“. Neudeck zitierte aus einem Gedicht, das er zu Ulis 60. Geburtstag verfasst hatte, und das sich auch mit Bauknechts Wortmeldungen befasste:

„Das Resultat ist immer gleich:

Die CDU-Fraktion wird bleich.“

Vielleicht gerade deshalb seien seine Beiträge immer wertvoll gewesen, überlegte Neudeck. Aber auch mit den Vertretern anderer Fraktionen konnte  Bauknecht „hart streiten, ist aber nie nachtragend gewesen“. Er erinnerte an dessen Einsatz für Kreisverkehre, bevor es irgendwo in der Gegend einen solchen gegeben habe („Das hat Dir den Spitznamen ‚Kreisel-Uli‘ eingebracht“), sein Engagement für den Erhalt des Krankenhauses und schließlich den Bau 64: „Ein typischer Bauknecht.“ Letzteres habe ihm auch „viel Kritik und Ärger eingebracht“, letztlich sei die Szene 64 aber ein Erfolg geworden.

„Der Grill isch scho in deim Wohnmobil!“ Symbolisch gab es noch Zange und Handschuhe.

Freude über jetzt perfektes Freibad

Bauknecht selbst wollte sich „kurz und schmerzlos“ bei den Kolleginnen und Kollegen, den Wegbegleitern in seiner Gemeinderatszeit und der Stadtverwaltung verabschieden und für die konstruktive Zeit bedanken. Er dankte seiner Frau Ute, die oft als „alleinerziehende Mutter“ die drei Kinder  versorgte, und ihn „für Schramberg die Welt retten ließ“, wie sie das nannte.

Ute hatte ihren Uli zum Abschied extra schön angezogen…

Drei Dinge erwähnte Bauknecht stellvertretend, die in den vergangenen drei Jahrzehnten mit seine Handschrift trügen. Sein größter Misserfolg: das denkbar knappe Scheitern des „Gegenverkehrs“ im Schlossbergtunnel. Gescheitert an der Stimme des damaligen CDU-Oberbürgermeisters Reichert. Erfolgreich dagegen sein Einsatz – vorbei an der Verwaltung – für den Kreisverkehr in Waldmössingen.

Besonders stolz sei er, dass er den Umbau des Tennenbronner Freibads zwei Jahre  verhindert habe, denn es wäre im Verhältnis zu den Kosten viel zu klein geworden. Jetzt bekomme die Stadt „nicht nur ein perfektes Freibad“, sondern auch noch 2,7 Millionen Euro Zuschuss. Am Ende bekannte er, dass der Abschied ihn nun doch schmerze, er dankte für die herzhaften und wohltuenden Worte. Und meinte: „Also dann Tschau, ich bin dann mal weg.“

Er blieb noch ein paar Minuten, nahm gerührt den Beifall entgegen, holte seine Frau Ute und schritt Arm in Arm mit ihr Richtung Ausgang Aula.

Uli, wir werden dich vermissen.

Das interessiert diese Woche



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„Was er macht, das macht er aus Leidenschaft“, so zitierte Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr eine Stimme aus der Stadt zu Ulrich Bauknecht. Wenige Tage vor seinen 67. Geburtstag ist Bauknecht auf eigenen Wunsch am 2. Juli aus dem Gremium ausgeschieden.

Die Gemeinderätinnen und Räte erhoben sich und dankten Bauknecht, der dem Rat seit 1989 mit einer Unterbrechung um die Jahrtausendwende angehört hatte, mit langanhaltendem Applaus –  und einem „superedlen Edelstahl-Pendelgrill“, wie Freie-Liste-Sprecher Udo Neudeck verkündete, „damit Du nicht weiterhin alle möglichen Grillgeräte in der Nachbarschaft zusammenbetteln musst“.  Neudeck hatte sich nämlich die Erlaubnis geholt, „eine scharf-lustige Rede zu halten“, während OB Eisenlohr sich eher um Seriosität bemühte.

„Waschechter Schramberger“ vielfältig engagiert

Sie erinnerte denn an Bauknechts Kindheit und Jugend als waschechter Schramberger mit Schullaufbahn und Pfadfinderschaft und später an seine Arbeit als „außerordentlich erfolgreicher Geschäftsmann“ mit zahllosen Firmen. Dem Gemeinderat habe Bauknecht 27 Jahre angehört, war Mitglied in etlichen Ausschüssen und in der Regionalverbandsversammlung. Die CDU habe ihn immer als „Macher, der Ideen hat und umsetzt“ charakterisiert.

Eisenlohr würdigte sein Engagement für das Krankenhaus und die Aktion „Pro Region Schramberg“. Auch für Jazz habe sich Bauknecht engagiert, einst  beim „Alten Socken“ und nun in der „Szene 64“, die er mit initiiert habe. In der Fasnet sei er sowohl bei der Narrenzunft als Säckelmeister und Elferrat aktiv gewesen als auch bei den Falkenhexen, deren Lied er sogar einst mit Gitarrenbegleitung aufgenommen habe. Auf dem Sulgen sei er im Verein Sulgener Selbständiger lange aktiv gewesen, bis dieser mit dem Handels- und Gewerbeverein fusionierte. Die „Szene 64 ist sein ongoing project“, so Eisenlohr.

Da coronabedingt ein Ausstand nicht staffinden konnte, hatte Uli auf allen Plätzen einen passenden Abschiedstrunk platziert.

Die Schramberger beschrieben Bauknecht als „Hans-Dampf in allen Gassen, der, wenn er  – auch ganz wörtlich genommen mit Segway oder auf Skiern – „auf die Nase fällt, immer wieder aufsteht“.  Er sei nie nachtragend, habe immer Verantwortung übernommen und stecke voller kreativer Ideen. Seiner Frau Ute und Uli schenkte sie ein Abonnement des Theaterrings, „damit sie gelegentlich ihre Wohnmobiltour unterbrechen“ und sich wieder im Städtle blicken lassen.

Selbstbewußt und ideenreich

Im Namen des Gemeinderats und der ganzen Stadt dankte Udo Neudeck dem scheidenden Rat für dessen viele Ideen und sein außergewöhnliches Engagement für seine Heimatstadt. „Du warst ein wichtiger, engagierter und selbstbewusster Gemeinderat, der immer seine eigene Meinung vertrat.“

Udo Neudeck bei seiner Rede

Bauknecht sei „nie linientreu“ gewesen, so Neudeck. Er könne sich noch gut erinnern, wie dem damaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden Helmut Banholzer gelegentlich „die Gesichtszüge entglitten, wenn Du wider die Fraktionsmeinung argumentiert hast“. Neudeck zitierte aus einem Gedicht, das er zu Ulis 60. Geburtstag verfasst hatte, und das sich auch mit Bauknechts Wortmeldungen befasste:

„Das Resultat ist immer gleich:

Die CDU-Fraktion wird bleich.“

Vielleicht gerade deshalb seien seine Beiträge immer wertvoll gewesen, überlegte Neudeck. Aber auch mit den Vertretern anderer Fraktionen konnte  Bauknecht „hart streiten, ist aber nie nachtragend gewesen“. Er erinnerte an dessen Einsatz für Kreisverkehre, bevor es irgendwo in der Gegend einen solchen gegeben habe („Das hat Dir den Spitznamen ‚Kreisel-Uli‘ eingebracht“), sein Engagement für den Erhalt des Krankenhauses und schließlich den Bau 64: „Ein typischer Bauknecht.“ Letzteres habe ihm auch „viel Kritik und Ärger eingebracht“, letztlich sei die Szene 64 aber ein Erfolg geworden.

„Der Grill isch scho in deim Wohnmobil!“ Symbolisch gab es noch Zange und Handschuhe.

Freude über jetzt perfektes Freibad

Bauknecht selbst wollte sich „kurz und schmerzlos“ bei den Kolleginnen und Kollegen, den Wegbegleitern in seiner Gemeinderatszeit und der Stadtverwaltung verabschieden und für die konstruktive Zeit bedanken. Er dankte seiner Frau Ute, die oft als „alleinerziehende Mutter“ die drei Kinder  versorgte, und ihn „für Schramberg die Welt retten ließ“, wie sie das nannte.

Ute hatte ihren Uli zum Abschied extra schön angezogen…

Drei Dinge erwähnte Bauknecht stellvertretend, die in den vergangenen drei Jahrzehnten mit seine Handschrift trügen. Sein größter Misserfolg: das denkbar knappe Scheitern des „Gegenverkehrs“ im Schlossbergtunnel. Gescheitert an der Stimme des damaligen CDU-Oberbürgermeisters Reichert. Erfolgreich dagegen sein Einsatz – vorbei an der Verwaltung – für den Kreisverkehr in Waldmössingen.

Besonders stolz sei er, dass er den Umbau des Tennenbronner Freibads zwei Jahre  verhindert habe, denn es wäre im Verhältnis zu den Kosten viel zu klein geworden. Jetzt bekomme die Stadt „nicht nur ein perfektes Freibad“, sondern auch noch 2,7 Millionen Euro Zuschuss. Am Ende bekannte er, dass der Abschied ihn nun doch schmerze, er dankte für die herzhaften und wohltuenden Worte. Und meinte: „Also dann Tschau, ich bin dann mal weg.“

Er blieb noch ein paar Minuten, nahm gerührt den Beifall entgegen, holte seine Frau Ute und schritt Arm in Arm mit ihr Richtung Ausgang Aula.

Uli, wir werden dich vermissen.

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.