HGears: weiterhin schwierige Zeiten für Kleingetriebehersteller
Aktionärsversammlung im Brambach

Erstmals in der noch jungen Geschichte von HGears als Aktiengesellschaft tagte am Mittwoch die Hauptversammlung am Firmensitz im Brambach. Und diese Versammlung hatte es in sich, wie sich spätestens bei der Fragerunde der Aktionäre zeigte.
Schramberg. Fast 72 Prozent der insgesamt 10,4 Millionen Aktien waren vertreten, wie der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende Volker Stauch mitteilte. Etwa 30 Aktionärinnen und Aktionäre waren persönlich anwesend, darunter auch die Vertreter der beiden Hauptanteilseigner.
Stauch wickelte die Formalien ab und vermeldete, der Aufsichtsrat habe regelmäßig mit dem Vorstand über die Geschäftsentwicklung beraten. Von den Prüfern habe es einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk gegeben.

Immer noch volle Lager
Der Vorstandsvorsitzende Sven Arend berichtete anschließend über das Geschäftsjahr 2024 und gab einen Ausblick für das laufende Jahr.
hGears sei ein Spezialist für hochpräzise teile in Zerspanungs- und Sintertechnik. Das Unternehmen habe an seinen drei Standorten in Deutschland, Italien und China Ende 2024 noch 644 Mitarbeiter in Vollzeit beschäftigt. Ihnen dankte Arend „für ihre Treue zum Unternehmen und Leistungsbereitschaft in schwierigen Zeiten“. Im Vorjahr lag die Zahl noch bei 724 Beschäftigten.
Konjunktur, Kriege und Krisen sowie eine massiv schlechte Stimmung bei den Verbrauchern hätten auch 2024 HGears stark belastet. In China habe man Mitarbeiter entlassen müssen, in Deutschland und Italien Kurzarbeit eingeführt und in Schramberg die freiwillige 35-Stunden-Woche. Leider hätten sich „die Marktbedingungen nicht verbessert“, so Arend.

Der Lagerabbau bei E-Bikes und bei E-Mobility daure an. Lediglich E-Tools, also Elektrowerkzeuge für Haus und Garten, hätten sich auf niedrigerem Niveau stabilisiert. Der Personallabbau werde auch in diesem Jahr weitergehen, denn es gebe „keine Anzeichen auf Erholung“.
Umsatz und Gewinn gesunken
Der Umsatz habe 2024 nur 95,2 Millionen Euro betragen, fast 15 Prozent weniger als im Vorjahr. Das bereinigte EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) lag bei 0,5 Millionen Euro. Für dieses Jahr erwarte er einen Umsatz von 80 bis 90 Millionen Euro und ein bereinigtes EBITDA von minus 4 bis minus 1 Million Euro.
Dennoch ist Arend vorsichtig optimistisch: Irgendwann müssten die Lager ja geräumt sein. „Erste Anzeichen, dass sich eine Trendwende abzeichnen könnte“, hat er ausgemacht. Dennoch seien „härtere Maßnahmen“ nicht ausgeschlossen.
Finanzfachmann gefragt
Der Aufsichtsratsvorsitzende Stauch kündigte seinen Rückzug aus dem Gremium an und präsentierte zugleich seinen Nachfolger: Marco Freiherr von Maltzan. Der Diplomingenieur hat langjährige Erfahrung als Manager unter anderem bei BMW.
Stauch versicherte, er sei weder beleidigt, noch erkrankt. „Ich bin ein Fabrikler“, meinte er. HGears brauche jetzt aber jemanden, „der auch von Finanzen sehr viel versteht“. Er komme aber weiterhin gern zum Helfen.

Kritische Fragen zum Personal und der Refinanzierung
Torsten Stefan von der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger eröffnete die Fragerunde. Er erkundigte sich zum Personalabbau, in welchen Segmenten man abgebaut habe und ob genug Leute da seien, wenn die Lager abgebaut und „der Markt zurückkommt“. Er fragte nach Konkurrenten in China und wie die Zahlen aussähen, wenn die Firma normal liefe.
Finanzvorstand Daniel Basok meinte, dann läge der Umsatz bei 140 bis 160 Millionen und man erreichte eine EBITDA-Marge von 14 bis 16 Prozent.

Der Personalabbau sei im „Overheadbereich“ erfolgt, aber auch auftragsbezogen im E-Bike-Bereich, so Arend. Und natürlich wolle man Fähigkeiten erhalten, wenn Aufträge zurückkommen. Das sei aber nicht absehbar. In China gebe es „bis dato keine großen Player“ im HGears-Segment.
Harald Klein von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erkundigte sich nach der Anschlussfinanzierung der laufenden Kredite im nächsten Jahr. Dann laufen mehrere Kreditverträge aus, die derzeit mit zum Teil gut zehn Prozent Zinsen zu Buche schlagen.
Er fürchtete, dass die Zinsen nächstes Jahr noch höher ausfallen könnten „und Sie von den Zinsen aufgefressen werden.“ Eine entsprechende Risikowarnung finde sich auch im Bericht der Wirtschaftsprüfer.
Klein erkundigte sich auch nach dem aktuelle Auftragsbestand. Weil eine Firma, die ein Hauptanteilseigner sei, laut Bundesanzeiger aufgelöst sei, war Klein ebenfalls irritiert. Er bat Finanzvorstand Basok schließlich, die „Finanzlage ungeschönt zu schildern“. Zum Schluss gab es dann doch noch ein Lob: „Die Produkte sind klasse, die Gesellschaft ist klasse, technisch super aufgestellt“, so Klein. Er hoffe, dass hGears aus der Krise gestärkt hervorgehe.
Mehrere Finanzierungsangebote
Der Vorstand beantwortete Kleins Fragen und beruhigte: Für die Anschlussfinanzierung lägen mehrere Angebote vor, so Basok. Dabei lägen die Zinsen im Rahmen der gegenwärtigen Marktkonditionen zwischen acht und zwölf Prozent.
Lob gab es von einem weiteren Aktionärsvertreter für die Art und Weise, wie das Management die Krise bewältige. Die allermeisten Aktionäre sahen das wohl ebenso und entlasteten den Vorstand mit 99,99 Prozent und den Aufsichtsrat mit 97,76 Prozent des stimmberechtigten Kapitals. Und dies, obwohl der HGears-Aktienkurs von einst 27 Euro auf derzeit nur noch 1,40 Euro gefallen ist, wie Harald Klein angemerkt hatte.