Megapanne: Fast 1500 Lehrerstellen fälschlicherweise als besetzt ausgewiesen

In der Kultusverwaltung des Landes Baden-Württemberg wurden 1440 Stellen für Lehrerinnen und Lehrer fälschlicherweise als belegt ausgewiesen, obwohl sie frei waren. Das teilte das Kultusministerium am Mittwoch mit. Die Aufräumarbeiten laufen. Entsprechende Bewerberinnen und Bewerber sowie die Schulleitungen können hoffen, dass die tatsächlich freien Stellen jetzt rasch besetzt werden können.
Grund für die Megapanne seien unter anderem mutmaßliche Fehler im Personal- und Stellenprogramm der Kultusverwaltung, die bis auf das Jahr 2005 zurückgehen, so das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport mit Sitz in Stuttgart. Diese Fehler blieben demnach seither unbemerkt. „Über die Zeit wuchs die Zahl als belegt ausgewiesener Stellen stetig an, obwohl diese Stellen tatsächlich frei waren“, teilte das Ministerium mit.
Nachdem es in Einzelfällen zu Unstimmigkeiten gekommen war, hätten Kultusverwaltung und das Landesamt für Besoldung die tatsächliche Ist-Besetzung der Stellen erstmals komplett neu ermittelt. „Hierzu wurde im Juni 2025 dafür eigens ein neu entwickeltes Programm eingesetzt. Die Neuberechnung ergab 1440 freie Stellen, die bis dato unbesetzt waren“, heißt es in der Mitteilung. „Diese kann das Kultusministerium nun besetzen.“
Um einen solchen Fehler künftig zu vermeiden, haben Kultusministerium und Finanzministerium eine Arbeitsgruppe gebildet, die auch den Rechnungshof einbeziehen wird. Sie soll die Ursachen des Problems identifizieren und beseitigen. Das Kultusministerium will nach eigenen Angaben nun schnellstmöglich einen Plan erstellen, wie die Stellen effektiv an den Schulen eingebracht werden können. Sämtliche Stellen sollen der Unterrichtsversorgung zugutekommen.
Die Kultusverwaltung nutzt nach eigenen Angaben für die Personalverwaltung der Lehrkräfte das IT-Verfahren „DIPSY-Lehrer“ (Dialogisiertes Integriertes Personalverwaltungssystem). Hier werden im Zusammenspiel von Kultusverwaltung und dem Landesamt für Besoldung (LBV) sowohl die individuellen Personaldaten der Lehrer gepflegt, als auch die Stellenverwaltung abgewickelt.
Abweichend von der übrigen Landesverwaltung erfolge bei den Lehrkräften wegen der sehr hohen Anzahl von rund 95.000 Stellen zur Verwaltungsvereinfachung keine konkrete Zuweisung einer Haushaltsstelle zum einzelnen Personalfall. Stattdessen besteht ein Stellenpool, der für Einstellungen von Lehrern zur Verfügung steht. Das LBV hat dafür gemeinsam mit der Kultusverwaltung eine Poolstellenverwaltung mit automatisierter Zuordnung und Freigabe von Stellen programmiert.
Seit 2005 wird DIPSY eingesetzt. Zuvor hatte die Kultusverwaltung ein anderes Programm genutzt. 2005 wurden deshalb die Daten des alten Programms auf DIPSY übertragen. Zusätzlich wurden 2006 noch tarifliche Umstellungen integriert. Denn damals wurde der Bundesangestelltentarifvertrag in den Tarifvertrag der Länder (TV-L) überführt. Die IST-Stellen in DIPSY wurden seit 2005 stets fortgeschrieben, jedoch nie neu ermittelt.
„Derzeit ist davon auszugehen, dass bereits bei der Datenübertragung 2005 ein Fehler passiert sein muss“, heißt es seitens des Ministeriums. Weitere Faktoren, wie die Umstellung auf den Tarifvertrag der Länder, die Einführung der Entgeltordnung für Lehrkräfte sowie manuelle Nachbearbeitungen durch die Kultusverwaltung hätten „mutmaßlich“ zu einem Anwachsen der fehlerhaften IST-Zahlen geführt. Seitdem wurden Jahr für Jahr Stellen als besetzt im Programm geführt, obwohl sie frei waren.