Samstag, 20. April 2024

„Madonna von der Augenwende“ für die Predigerkirche nimmt Gestalt an

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ROTTWEIL – Eine Gruppe des evangelischen Kirchengemeinderates hat sich mit Dr. Albrecht Foth am vergangenen Wochenende auf den Weg nach Schramberg gemacht, um in der Werkstatt von Andrea Wörner zu sehen, wie die Kopie der “Madonna von der Augenwende“ Gestalt annimmt.

Bereits im Jahr 2017, als die Madonna während der Renovierungsarbeiten im Heilig-Kreuz Münster in der Predigerkirche auf dem Hochalter stand, keimte in der evangelischen Gemeinde der Wunsch, eine Kopie der „Madonna von der Augenwende“ zu bekommen. Nach langem Hin und Her gab das Denkmalamt im Herbst 2020 seine Zustimmung für eine Replik mit leichten Veränderungen. Eine Woche später erteilte der Kirchengemeinderat der in Schramberg arbeitenden Bildhauerin Andrea Wörner den Auftrag, diese Kopie zu schnitzen. Schließlich wurde am 16. Juli 2021 ein Scan der Madonna erstellt, auf dessen Grundlage ein 3-D-Druck hergestellt wurde. Mit dieser 1:1 Figur im Atelier konnte nun die eigentliche Arbeit beginnen.

Ziel des Werkstattbesuchs sollte es sein, „Frau Wörner über die Schulter zu schauen, wie sie die Gestalt der 3D-Kopie in den groben Holzblock überträgt und so ein Ebenbild des Ursprungsschnitzwerkes schafft“, sagte Dr. Albrecht Foth. Und da gab es einiges zu sehen. Da stand links die Madonna aus dem Drucker. Eine weiße, wächserne Kunststoffskulptur, detailgetreu abgebildet in Originalgröße. Und davor steht ein eigenartiges Gestänge, das so genannte Punktiergerät. Ein Punktiergerät ist eine Messvorrichtung zur Anfertigung von Kopien in der Bildhauerei.

Es beruht auf dem stereometrischen Gesetz, dass von drei beliebigen Fixpunkten im Raum ein vierter Punkt durch Abstandsmessungen definiert werden kann. Am Ende des Gestänges befindet sich eine verschiebbare Nadel, mit der die Oberfläche des Modells senkrecht abgetastet werden kann. Wenn das Punktiergerät auf das Werkstück umgesetzt wird – hier ist es der daneben stehende verleimte Holzblock aus Lindenholz – kann die Bildhauerin ablesen, wie viel Material an dem betreffenden Punkt noch weggearbeitet werden muss.

Dieser Vorgang wiederholt sich so oft, bis sie am gesuchten Punkt angekommen ist. Erkennbar sind bereits der Kopf der Madonna und das Jesuskind. Die Bearbeitung erfolgt von oben nach unten, dann von vorne nach hinten. Es wird wohl noch etliche Wochen dauern, bis mit der Feinarbeit und der Oberflächenbearbeitung begonnen werden kann.

Die evangelische Kirchengemeinde bittet noch um Spenden für die Herstellung der Madonna unter: Kreissparkasse Rottweil, IBAN: DE27 6425 0040 0000 1007 73 BIC: SOLADES1RWL; Verwendungszweck: Madonna

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