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Denkmalschutz und Krankenhausentwicklung widersprechen sich / Ab wo gilt der Schutz des Parks?

Gut Berneck und der Denkmalschutz: Steim schimpft über „Universaldilettanten“

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Heftige Kritik am Vorgehen der Stadt bei der möglichen Verwertung des Krankenhausareals hat Dr. Hans-Jochem Steim am Rande eines Konzerts in Gut Berneck geäußert. Wie berichtet hat ein Investor den Plan, neben dem eigentlichen Krankenhausaureal auch einen Teil des früheren Parks von Gut Berneck mit Mehrfamilienhäusern zu bebauen. Das werde die historische Ansicht des Gebäudes zerstören, ist Steim überzeugt. Steim hatte 2016 Gut Berneck von der Stadt erworben und in den letzten Jahren mit hohem Aufwand sanieren lassen.

Schramberg. In seiner Einführung sprach Steim vor etwa 120 Konzertbesucherinnen und -besuchern von „Universaldilettanten“ bei der Stadt: „Nur Laien können sich vorstellen, dass der Park bebaut wird.“ Die Besucher hätten den schönen Park vor Konzertbeginn ja schon gesehen.

Historische Aufnahme von Gut Berneck zeigt auch die weitläufige Parkanlage. Archiv: Kohlmann

Der ursprünglich von Arthur Junghans Ende des 19. Jahrhunderts angelegte Park reichte ursprünglich bis zur Schillerstraße. Der Parktorweg heißt nach dem ursprünglichen Parkeingang mit einem Tor. Beim Bau des Krankenhauses und des Personalwohnheims wurden bereits große Teile des Parks überbaut.

Der Parktorweg erinnert an die einstige Zufahrt zum Gut Berneck. Foto: him

Gesamtheit Gut, Villa und Gruft unter Schutz

Seit 1991 sind allerdings die Gesamtheit von Gut Berneck, der Gruft im Wald oberhalb der Weihergasse und der gesamte – restliche – Park unter Denkmalschutz gestellt. Am 21. Februar 1990 teilte das Regierungspräsidium Freiburg mit, dass neben dem Schloss, dem Dieselbau, der Villa Junghans und der Falkensteinkapelle die „Sachgesamtheit ehemaliges Gut Berneck, Villa und Gruft“ als „Kulturdenkmale besonderer Bedeutung“ in das Denkmalbuch eingetragen werden sollen. Am 7. Februar 1991 erfolgte dann dieser Eintrag.

Die fünf Denkmäler in Schramberg.
Gut Berneck als Sachgesamtheit im Denkmalbuch eingetragen. Foto: privat

In einem Gutachten heißt es: „Das heute noch das Stadtbild Schrambergs prägende Gebäude mit zugehörigem Park und Gruft ist durch seine Architektur und Ausstattung einzigartig.“ Die Erhaltung stehe aus künstlerischem und heimatgeschichtlichen Gründen „in besonderem öffentlichem Interesse“.

Ab wo gilt der Denkmalschutz für den Park?

Steim verweist auf dieses Gutachten und erklärt: „Hier ist alles unter Denkmalschutz, die Villa, der Park und die Gruft.“ Die Stadt hingegen gehe davon aus, dass der Denkmalschutz erst ab der Terrasse, ab dem „Burgfried“ gelte, der Bereich unterhalb aber nicht.

Die Terrasse mit dem „Burgfried.

Für Steim ist klar, gemeint ist der gesamte, von Arthur Junghans einst angelegte Park also bis hinunter zur bestehenden Wohnbebauung. Dass die Stadt „ihren“ Park in den vergangenen Jahrzehnten nicht gepflegt und erhalten hat, sei im Grunde ein Verstoß gegen den Denkmalschutz.

Der untere Park von Gut Berneck im Dornröschenschlaf.  Kaum erkennbar: Die Mauer des „Burgfried“.

Investor will unteren Teil des Parks bebauen

Bei einem Investorenwettbewerb, der eigentlich längst abgeschlossen ist, hat ein Investor nun vorgeschlagen, im unteren Teil des Parks, der ja der Stadt gehört, parallel zur Schillerstraße einige Mehrfamilienhäuser in der „zweiten Reihe“  zu errichten.

In diesem Gebiet wären Mehrfamilienhäuser angedacht.

Das Gelände ist allerdings sehr steil, und Immobilienfachleute bezweifeln, dass in dieser Lage attraktiver Wohnraum zu einem für Schramberg akzeptablen Preis überhaupt gebaut werden kann.

Am unteren Parkende ist das Gelände sehr steil.

Eigentlich wollte Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr schon vor der Sommerpause die Pläne und den Investor präsentieren. Mit Hinweis auf laufende Verhandlungen verschob sie den Termin auf nach der Sommerpause – um dann wiederum mitzuteilen, die Verhandlungen seien noch nicht beendet. In nichtöffentlicher Sitzung erfuhren die Ratsmitglieder allerdings von den Plänen – und der Schwarzwälder Bote berichtete.

Besichtigung soll Lage klären

Auf Wunsch des Ältestenrates hat sich Oberbürgermeisterin Eisenlohr an Steim mit der Bitte um eine Besichtigung des sanierten Guts Berneck gewandt. Man wolle die gelungene Renovierung anschauen und Steims „große Leistung für die Stadt würdigen“, schrieb sie.

Steim hat daraufhin Rat, Verwaltungsspitze und Presse für den 3. November zur Besichtigung eingeladen. „Nach einem Besuch können die Stadträte die Problematik, Bauen im Denkmalschutzgebiet, leichter erkennen.“

So sah Gut Berneck mit Park vor hundert Jahren aus. Postkarte: Stadtarchiv

 

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.