OneCoin: 20 Millionen Euro für die Opfer?

Ruja Ignatovas Londoner Penthouse als Grundstock für Entschädigungen?

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Ein klein wenig Hoffnung schöpfen können die vielen Tausend Opfer der Kryptoqueen. Der Staatsanwaltschaft Bielefeld ist es gelungen, einen Anspruch auf 20 Millionen Euro aus dem Vermögen von Ruja Ignatova zu erwirken. „Wir dürfen jetzt Gelder in Höhe von 20 Millionen Euro aus Ignatovas Vermögen einziehen“, so Carsten Nowak von der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Bielefeld auf Nachfrage der NRWZ.

Bielefeld/Schramberg. Vorausgegangen ist dieser Entscheidung ein langes juristisches Verfahren. Wann die Anleger tatsächlich etwas von diesem Geld sehen werden, ist ebenfalls noch offen. Gut zehn Millionen Euro liegen derzeit gesichert auf einem Konto der Royal Bank of Scotland auf der Kanalinsel Guernsey.

Ruja ignatovas Küche im Kensingtoner Penthouse. Auf der Anrichte liegt ein Porträtteller, den ihr OneCoin-Anhänger geschenkt hatten. Foto: BBC Archiv: him

Staatsanwalt Nowak erinnert daran, dass seine Behörde bereits im Jahr 2021 beim Amtsgericht einen Arrest auf das Vermögen der in Schramberg aufgewachsenen „Kryptoqueen“ erwirkt hatte. Es ging um ihre Immobilien in London, ein luxuriöses Penthouse und eine kleinere Wohnung für ihre Leibwächter in Kensington. Diese Immobilien soll der Münchner Rechtsanwalt Martin B. mit OneCoin-Geldern für Ignatova im Jahr 2016 für 20 Millionen Euro bezahlt haben. Unter anderem deshalb hat das Landgericht Münster Martin B. im Mai 2024 zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig.

Im Jahr 2024 aber seien die beiden Londoner Immobilien versteigert worden, so Nowak. „Das war uns nicht unlieb, denn Buchgeld ist einfacher zu verwerten als Immobilien.“

Allerdings waren das Penthouse und die kleinere Wohnung inzwischen etwas heruntergekommen, die 20 Millionen ließen sich nicht mehr erzielen. Nach Abzug von Steuern und Gebühren lägen nun etwas mehr als zehn Millionen Euro auf dem Konto in Guernsey.

Angebot für deutlich weniger Geld im Jahr 2024 Foto: On the Market Archiv: him

„Dr. Ignatova ist nun schon so lange verschwunden, die Wahrscheinlichkeit, sie zu finden, sinkt merklich“, sagt Nowak. Deshalb habe seine Behörde ein selbständiges Einziehungsverfahren erwirkt. Das sei möglich, wenn eine Person verschwunden sei. Man wolle das seit 2021 laufende vorläufige Verfahren auch mal abschließen und zwar dauerhaft zugunsten der Geschädigten. „Zumal auch von anderer Seite bereits Begehrlichkeiten auf das Konto zu erkennen waren“, wie Nowak berichtet.

Deshalb habe man das Verfahren beim Landgericht Bielefeld beantragt. Ein für Ignatova beigeordneter Rechtsanwalt habe nach einer positiven Entscheidung des Landgerichts vom Februar sofortige Beschwerde eingelegt. Diese Beschwerde habe Mitte Mai das Oberlandesgericht Hamm zurückgewiesen. „Wir dürfen jetzt Gelder in Höhe von 20 Millionen aus dem Vermögen der Ignatova einziehen.“

Staatsanwalt Carsten Nowak im Münsteraner OneCoin-Prozess im Mai 2023. Archiv-Foto: him

Rechtshilfeersuchen in Guernsey und Dubai

Sobald die Staatsanwaltschaft tatsächlich das Geld hat, werde es in einem Auskehrungsverfahren an die Geschädigten verteilt. Doch so weit ist es noch lange nicht. Der nächste Schritt werde ein Rechtshilfeersuchen an die Vogtei Guernsey sein. Mit dem rechtskräftigen Gerichtsentscheid werde man fordern, „das vorhandene Vermögen uns zur Verfügung zu stellen“.

Bei den Londoner Immobilien sei es eindeutig, dass diese dem Vermögen Ignatovas zuzuordnen seien. Bei den verschiedenen OneCoin-Gesellschaften falle das schwerer. Um an die übrigen knapp zehn Millionen Euro zu kommen, auf die man Anspruch habe, habe die Staatsanwaltschaft Bielefeld sich auch an die Behörden in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit einem Rechtshilfeersuchen gewandt.. „Bislang allerdings vergebens“, bedauert Staatsanwalt Nowak. Auch dort besitzt, oder besaß, Ignatova eine Reihe Immobilien.

Auch in Dubai besaß Ignatova Wohnungen. Foto: privat

Die Villa in Bad Homburg

Mit einer anderen Immobilie habe seine Behörde nichts zu tun: Ignatovas Ehemann Björn S. besitzt in Bad Homburg eine Sieben-Millionen-Euro-Villa, die eine Firma aus dem OneCoin-Umfeld bezahlt haben soll. Gegen Strehl läuft seit Jahren ein Verfahren wegen mutmaßlicher Geldwäsche. Das Landgericht Darmstadt prüft immer noch, ob die Anklage zugelassen wird.

Villa in Bad Homburg. Foto: Daniel Streib/BNN

Im Grundbuch hat die Staatsanwaltschaft Darmstadt inzwischen eine Sicherungshypothek eintragen lassen. Diese diene „der Vermögenssicherung für eine mögliche spätere Vermögensabschöpfung“, so der Darmstädter Staatsanwalt Hartmann. Die Bielefelder hätten damit nichts zu tun, so Nowak.

Viel wird am Ende für die OneCoin-Opfer eh nicht übrigbleiben. Allein im Münsterschen Prozess ging es um die Summe von 300 Millionen Euro, die die Angeklagten für OneCoin einkassiert und weitergeleitet haben sollen. Dagegen sind die vielleicht einmal 20 Millionen „Peanuts“.




Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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