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Schrödingers Katze, Junghans und KiQi

Workshop zu Marketing und KI

Das war nicht das Standardpublikum: Marketingleute, Werbegrafikerinnen Designer, Texter, Softwareentwicklerinnen, aber auch Personalerinnen und Leute aus der Produktion waren am Dienstagabend im Auto- und Uhrenmuseum zusammengekommen. Von Holger Siegel wollten sie bei einem Workshop erfahren, wie KI ihre Marketingbemühungen verbessern kann.

Schramberg. Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer stammten aus Schramberg oder dem Umland. Aber auch Gäste aus Neuseeland, und – nicht ganz so weit – Rheinau hatten den Weg in die H.A.U. gefunden. Organisiert von der Schramberger KI-Impact Group mit Mark Finnern und der Wirtschaftsförderung der Stadt im Rahmen von „Make it in Schramberg“ sollte der Abend zeigen, wie man mit KI und Programmen wie ChatGPT nicht nur standardisierten Werbesprech produzieren kann.

Mark Finnern wirbt für KI. Foto: him

Holger Siegel und Marc Millenet, zwei Marketingspezialisten mit KI-Bezug, kommen von der id pool aus Backnang. Beide sind gelernte Journalisten und dann ins Marketing gewechselt.

Finnern wies zur Einführung auf ein neues Logo der KI Impact Group hin – eine Katze. Nicht so sehr wegen der „hoorig Katz“ – auch wenn der ein oder andere Fasnetsbegeisterte im Publikum war, sondern wegen „Schrödingers Cat“. Das berühmte Paradoxon des Physikers Schrödinger sei so etwas wie die gedankliche Urzelle von KI, so Finnern. Dass diese schon viel kann, zeigte eine KI-generierte Animation der Katze. Dass sie aber auch noch Fehler macht, eben auch.

Wo liegt der Fehler? Foto: him

KI im Marketing, Beispiel Junghans

Holger Siegel wollte an mehreren Beispielen zeigen, was KI schon kann. Dazu nahm er sich die Firma Junghans vor. In einem „Sparring“ mit einer besonders trainierten ChatGPT ließ er das Junghans-Image und Marketing durchleuchten.

Die KI war beispielsweise der Ansicht, die Werbebotschaft „die deutsche Uhr“ sein nicht geschickt, schließlich gebe es noch etliche andere deutsche Uhren-Firmen. Thomas Fiedler, Leiter Marketing und Brand Marketing für Junghans, war beim Workshop dabei und berichtete, man habe den Spruch kürzlich ausgetauscht.

KI kritikfähig machen

Wichtig sei, die KI dazu zu bewegen, auch kritisch zu sein. Normalerweise lobe sie immer: „großartige Frage – das hast Du sehr richtig festgestellt“… Man bekomme keinen Widerspruch, deshalb müsse man sie „kitzeln“. Fragen nach Problemen stellen beispielsweise. Bei Junghans könnte man die KI fragen: Wie positioniert sich Junghans im Vergleich zu den anderen?

Grenzen der KI

Siegel: „KI klingt sehr intelligent, ist aber nur wahrscheinlich richtig.“ Sie sei gut, wenn es um klare Regeln geht, Fakten, Normen.  Wenn er an seinem Motorrad eine Problem habe, frage er die KI statt früher seinen Vater. „Sie besitzt die ganze Lebensweisheit aller Foren. “

Schwer werde es für KI, wenn die Daten lückenhaft, verrauscht, emotional und nicht verifizierbar seien.

Der Workshop wird dokumentiert. Foto: him

Das Netz wird geflutet

Täglich werde man von Werbebotschaften überflutet. 10.000 bis 13.000 Werbungen prasselten auf uns ein. Wahrnehmen könne man aber nur etwa 3000, berichtete Siegel.

Mit KI werde das noch schlimmer. „Sie wird das Netz fluten.“ Immer mehr schnell zusammengestellte Texte erschienen auf den Businessplattformen wie LinkedIn. „Das rauscht an uns vorbei.“

ChatGPT trainieren

In seiner Firma habe er zusammen mit Marc Millenet mehrere ChatGPT-Versionen mit Marketing aber auch Konsumpsychologie und Verhaltensökonomie gefüttert. Das Ergebnis „KIQI“ ist nicht auf dem Markt zu haben, so Siegel.

Für Siegel gibt es drei wesentliche Dinge fürs Marketing:

Die Kunden kaufen emotional. Die zentrale Frage sei: „Was habe ich davon?“

Man kann die Menschen über das Problem erreichen.

Man muss eine richtige Geschichte erzählen.

Beispiel Wassermeister

Am Beispiel einer Personalsuchanzeige der Stadtwerke veranschaulichten die Beiden ihre These. Die Stadtwerke suchten lange auf allen Kanälen einen Wassermeister und warben in einer ellenlangen Anzeige für die Stelle. Vergebens. Viele Fakten, viele Informationen zum Job, Gehalt und Aufgaben. Aber weshalb sollte jemand den Arbeitgeber wechseln?

Lars Bornschein von Hitcom stellte eine Frage zur Stadtwerke-Anzeige. Foto mf

KIQI schlug vor, den Aspekt des Engagement für andere in den Mittelpunkt zu stellen. „Du sicherst die Wasserversorgung für 30.000 Menschen in Schramberg und Umgebung.“

Ob die Idee funktionieren würde? Leider kann man es nicht mehr ausprobieren, denn die Stelle ist inzwischen nicht mehr auf der Seite der Stadtwerke zu finden – also wohl wieder besetzt.

Mit herzlichem Beifall bedankten sich die etwa 30 Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmer bei den KI-Profis für einen anregenden Abend.

Kontakt: KI-Impact Group Schramberg mark@finnern.com
Nächster Termin: „Prozesse mit KI orchestrieren“ am 30. September. Anmeldung und
weitere Informationen über die KI-Impact Group Schramberg http://ki-impact.org Dort kann man für den
Austausch der LinkedIn KI-Impact Gruppe beitreten.




Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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