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Knappe Mehrheit für neues Parkhaus

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Das Parkhaus am Nägelesgraben soll gebaut werden. Eine knappe Mehrheit hat sich gestern im Gemeinderat dafür ausgesprochen. Allerdings steht das Thema in der kommenden Woche zur endgültigen Beschlussfassung noch einmal auf der Tagesordnung des Gemeinderats.

Hauptthema einstimmig angenommen

Thema war eigentlich die Umgestaltung des Nägelesgrabens zum „multiaktiven Knoten“, also der Verlegung des zentralen Umsteigeplatzes für die Busse auf den Platz der derzeitigen Parkplätze am Nägelesgraben, sowie die Neugestaltung des Friedrichsplatzes. Damit verbunden sind die Verlegung der Haltestelle in die Hochbrücktorstraße sowie ein Realisierungswettbewerb für den Friedrichsplatz. Das war unstrittig, diese drei Punkte des Antrags wurden auch einstimmig angenommen.

So oder ähnlich könnte künftig der Nägelesgraben gegliedert sein. Grafik: Eble Messerschmitt Partner

Parkhaus umstritten

Der Bau eines zusätzlichen Parkhauses an der Nägelesgrabenstraße nahe dem künftigen Müller-Markt hingegen war umstritten und wurde lange diskutiert. Rudolf Mager argumentierte für die Stadtverwaltung mit der Zahl der fehlenden Stellplätze für Autos. Er und auch Verkehrsplaner Peter Sautter zählten auf, wie viele Parkplätze nördlich der Innenstadt wegfielen: Etwa 150 auf den beiden Parkplätzen an Kriegsdamm und Nägelesgraben. 70 Plätze, bisher den Bewohnern der Innenstadt reserviert, sollten wegfallen; durch die Bewirtschaftung der Parkplätze im Hinterprediger und in der Grundstraße rechnet er mit dem Bedarf von weitern 40 Plätzen. Diese könnten im Parkhaus Kriegsdamm in Form von Dauerparkplätzen belegt werden.

„Ohne kann es nicht funktionieren“

Zudem komme mit dem Betrieb der Hängebrücke weiterer Parkplatzbedarf auf die Stadt zu, denn nicht alle Besucher parkten auf dem Berner Feld, schon gar an Tagen an denen der Aufzugsturm nicht für Besucher geöffnet sei. Sein Fazit: „Ohne das Parkhaus an dieser Stelle kann es nicht funktionieren“. Die beiden plädierten für 230 Plätze. Das Parkhaus reduzier auch den Parksuchverkehr, weil die Autofahrer schon auf den Umgehungsstraßen durch das Parkleitsystem zu freien Plätzen gelenkt würden.

Unbehagen

Die Fraktion der Grünen zog zunächst ihren Antrag, ein Parkhaus im Neckartal beim Kraftwerk zu bauen und mit einem Shuttlebus mit der Innenstadt zu verbinden, wegen Aussichtslosigkeit zurück. Das Unbehagen, an dieser Stelle noch ein großes Gebäude zu erstellen, zog sich durch viele Diskussionsbeiträge – mit unterschiedlichen Auswirkungen.

Monika Hugger (CDU) sprach sich für das Parkhaus aus, und zwar „aus Kostengründen“, weil eine spätere Erweiterung teurer wäre, und auch, um Ladestationen für E-Autos anzubringen.

Culinara aufstocken?

Ganz anders sah dies beispielsweise Ingeborg Gekle-Maier (Grüne), die einerseits die Verkehrsprognose anzweifelte. Andererseits aber wollte sie lieber das vorhandene Culinara-Gebäude aufstocken und an die Stelle, wo derzeit der Parkplatz ist, ebenfalls ein Parkdeck errichten. Culinara-Chef Detlef Maier sei nicht abgeneigt. „Wenn schon mehr Parkfläche, dann doch bitte dort, wo schon welche ist!“, sagte die Fraktionsvorsitzende.

Dr. Michael Gerlich (FDP) schlug als Alternative das Stumpp-Gelände an der Steilen Straße vor. Daran haben wir auch gedacht, es steht aber derzeit nicht zur Verfügung“, erwiderte OB Ralf Broß.

Alternativen

Eine stärkere Einbeziehung des zu bauenden Parkhauses auf der Großschen Wiese forderte Frank Sucker (Grüne), und Anne Mokinski (SPD+FfR) griff den Vorschlag ihrer Fraktion auf, den Platz an der Stadthalle zu nutzen und einen Shuttlebus einzurichten.

Mit dem Satz „ich war noch nie so einig mit den Grünen wie heute“ verblüffte Reimond Hoffmann /(AfD) die Anwesenden. Er stellte auf den Spielplatz am Nägelesgraben ab.

Tiefgarage zu teuer

Auf die Möglichkeit, am Nägelesgraben eine Tiefgarage statt eines Parkhauses zu bauen, war nur Monika Hugger eingegangen. Eine solche mit 230 Plätzen würde fast über neun Millionen Euro mehr kosten als ein Parkhaus, hatte Mager argumentiert – umgerechnet würde jeder Stellplatz würde das Dreifach von einem im Parkhaus kosten (60.000 statt 20.000 Euro).

Bei der Abstimmung setzten sich dann CDU, Freie Wähler, FDP und OB Broß mit zwölf Stimmen gegen SPD+FfR, Grüne und AfD durch, die es auf zehn Stimmen brachten.

Da dies lediglich eine Vorberatung war, gibt es noch einen formellen Beschluss. Dieser wird in der kommenden Woche auf der Tagesordnung stehen.

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Wolf-Dieter Bojus
Wolf-Dieter Bojus
... war 2004 Mitbegründer der NRWZ und deren erster Redakteur. Mehr über ihn auf unserer Autoren-Seite.

5 Kommentare

  1. Aternativlos?

    Die Stadt hat besser geeignete Plätze als im Nägelesgraben!
    Warum nicht am Bahnhof in Rottweil?
    Wenn es hier die bessere Anbindung über den neuen Ringzughat und Aufzug geben soll, dann muss das doch für ein Parkhaus reichen, oder? ( Oder glaub ihr das sind Luftnummern, und das wird ja eh nichts?)

    An alle Räte: Prüft nochmals alle Flächen in der Stadt auf ihre Eignung bevor ihr die Innenstadt weiter kaputt macht und ein schönen Spielplatz den Autos opfert!
    Autos sind nicht die Zukunft!!!

  2. Ich schließe mich Herrn Breuer und allen anderen bisherigen Kommentaren an – ich finde dies Parkhausgeplane ganz und gar daneben und verstehe nicht, weshalb nicht ein großer Aufschrei durch die Stadt geht. Eine Tiefgarage wäre denkbar und zu diskutieren, ein Aufstocken am Culinara, ein Einbeziehen samt shuttle der Parkflächen an der Stadthalle – alles wäre denkbar. Ein Parkhaus am Nägelesgraben ist es nicht. Optisch verheerend, finanziell fragwürdig, weil in der Tat die Fläche damit nur und ausschließlich dem Parken des Individualverkehrs vorbehalten ist, und ökologisch und stadtplanerisch eine Vollkatastrophe. Was muss eigentlich geschehen,dass man in der CDU erkennt, was die Uhr geschlagen hat? Oder ist man da so gefangen in seiner Rolle als Lobbyistenverein? Es geht darum, Städte nachhaltig und grün bewohnbar zu gestalten, es geht um öffentlichen Nahverkehr und um Anreize für Familien in die Städte zu ziehen statt in immer dickere Speckgürtel. Man fasst es nicht!

  3. „…weisst Du, Michael, wir hatten nie Geld. Aber mein Vater sagte immer – Billiges ist für uns zu teuer“.

    Dies sagte mir eine ältere Frau mit Lebenserfahrung, als ich Kind war. Viel mehr weiss ich nicht mehr von ihr. Aber diese Weisheit hat mich bis heute begleitet, ich lebe danach und sie hat mir viele Entscheidungen abgenommen, über die ich heute sehr froh und dankbar bin.

    Und diese Worte kommen mir wieder in den Sinn, wenn ich die Argumentation über Parkhaus versus Tiefgarage sehe. Es wird ein stolzer Betrag von 10 Mio Differenz in den Raum gestellt. Mit diesem Betrag ließe sich an anderer Stelle ebenfalls etliches finanzieren. Aber trotzdem ist die Tiefgarage nicht einfach 10 Mio teurer. Mit einem Parkhaus ist die bebaute Fläche für eine alternative Nutzung wertlos geworden. Mit einer Tiefgarage aber erhalte ich einen Wert der Fläche. Für einen sinnvolleren Bau statt nur für oberirdische Parkfläche, oder aber für mehr Grün- und Freizeitfläche für uns Rottweiler und die Besucher unserer Stadt. Zumal schon im vorderen Bereich des Nägelesgraben durch den sinnvolleren ZUP viel Fläche dem Verkehr geopfert wird. Plus noch einem Parkhaus im hinteren Bereich des Nägelesgraben? Da müssen die Planer wahrlich sehr kreativ sein, um einen landschaftlich schönen und grünen Bogen vom Dominikaner bis zum Hochturm zu spannen. Das kann man alles diskutieren und planen. Wenn aber ein Parkhaus steht, ist diese wertvolle Fläche verloren. Und über welche Halbwertszeit einer Tiefgarage sprechen wir eigentlich? 5 Jahre, 15 Jahre, 50 Jahre und mehr? Wenn wir Rottweiler der Meinung sind, dass das Verparken der Autos aus dem Sichtfeld muss und man die zeitliche Dimension von kurz- auf langfristig streckt, relativiert sich eine höhere, aber sinnvolle Investition. Und da es sich beim Nägelesgraben um eine vermutlich zu sanierende Fläche handelt, stünden eventuell weitere Fördergelder zur Verfügung? Der kurzfristig eingesparte Betrag kann uns und die nächste Generation zumindest ideell noch teuer zu stehen kommen.

    „…weisst Du, Rottweil,….

  4. Ausnahmsweise weiß ich mich einmal mit Herrn Albrecht einig.
    Aber wieso läuft diese Plattform generell nicht über mit wütenden Zuschriften? Ist den Rottweilern das Thema wirklich so egal?
    Gehörte es nicht zu den ursprünglichen Ideen, mittels einer Hängebrücke die Besucher vom Turm in die Stadt zu locken?
    Jetzt habe ich den Eindruck, es soll andersherum funktionieren: Parkplatz in der Stadt, über die Brücke zum Turm.
    Man muss sich mit dem Thema nicht einmal allzu sehr beschäftigen, um zu wissen: Mehr Parkangebote, desto höher das
    Verkehrsaufkommen. Ist es das, was Rottweil braucht: Noch mehr Verkehr in der Innenstadt? Vorwärts in die Sechziger Jahre?
    Warum sind sie anderswo schlauer?
    Passt das einfach nur in die allgemeine Rückwärtsgewandtheit – zurück in die guten alten Zeiten? Ein Landratsamt, das
    sich einer Machbarkeitsstudie zur Wiederbelebung des Bahnverkehrs zwischen RW und Balingen verweigert,
    und das bei Bewältigung der Coronakrise ein beschämendes Bild abgeliefert hat? Und jetzt die Stadt mit einem weiteren
    Parkhaus? Leider weiss ich nicht mehr, aus welchem Film der Satz stammt: „Das Gehirn ist eine wunderbare Sache. Sie sollten sich auch eines zulegen!“
    Wir leben in Zeiten, in denen manche zu ahnen beginnen, dass dem Autoverkehr womöglich nicht mehr die Zukunft gehört.
    Aber anstatt in den ÖPNV zu investieren und / oder überhaupt schlüssige Konzepte zu entwickeln, z. B. Radwege, die diesen Namen auch verdienen, heisst es hier im Kreis: Weiter so! Es ist unfaßbar. Bis zur Abstimmung am 21. Juli bleibt nicht mehr viel Zeit.
    Bearbeiten Sie Ihre Gemeinderäte!

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