Erinnerung an das „Kornsandverbrechen“

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Schramberg.  Nur ein paar Stunden haben gefehlt, und Rudolf Gruber und fünf andere Menschen hätten den Terror des Naziregimes überlebt. Unmittelbar bevor die US-Amerikaner den Rhein überschritten, brachten fanatische Nazis am 21. März 1945 die fünf Männer und eine Frau bei Nierstein am Rhein um.

Im Rahmen des „Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ berichteten Peter Gruber, Hans-Peter Hexemer und Johanna Stein am Freitagabend im Stadtmuseum über das  Kornsandverbrechen und wie man in Rheinhessen heute damit umgeht.

Die Eheleute Gruber.

Ein gebürtiger Schramberger unter den Opfern

Peter Gruber ist der Urgroßneffe von Rudolf Gruber. Dieser war 1893 in Schramberg zur Welt gekommen und in einem Haus am Schlangenbühl aufgewachsen. Er hatte Uhrmacher bei Junghans gelernt und war 1932 nach Oppenheim gezogen. Dort hatte er ein Uhrengeschäft eröffnet.

Erfolgreicher Geschäftsmann in Oppenheim.

Im zweiten Weltkrieg sei er am Ende zum Volkssturm eingezogen worden, berichtete Peter Gruber.  Über das tragische Ende seines Verwandten habe er erst spät erfahren.

Hier ist Rudolf Gruber aufgewachsen.

Er sei auch der Enkelin eines der Haupttäter des Kornsandverbrechens begegnet. Sie habe erzählt, es sei für sie schlimm, dass, wenn sie mit ihrem Opa über die Ereignisse von damals gesprochen habe, dieser erklärt habe, er würde genauso wieder handeln. „Da läuft doch etwas in die falsche Richtung.“

Hans-Peter Hexemer hat sich als Vorsitzender des Geschichtsvereins Nierstein intensiv mit dem Kornsand-Verbrechen beschäftigt. Die Geschichte kurz zusammengefasst:

Das Geschehen am Kornsand

Am 18. März 1945 stellten Nazifunktionäre im Niersteiner Rathaus ein „Arbeitskommando“ aus politischen Gegnern zusammen. Sie schickten die sechs nach Darmstadt zur Gestapo. Die schickte sie wieder heim, es läge nichts gegen sie vor.

Die kleine Gruppe kam zurück zur Fähre am Rhein. Leutnant Heinrich Fink erkannte die sechs. Das seien „die größten Lumpen von Nierstein“, die dürften nicht zurück, forderte er und setzte sie im Fährgasthaus fest. Einem gelang die Flucht, die anderen mussten bleiben.

Hans-Peter Hexemer deutet auf den Kornsand, eine Stelle am Rheinufer bei Nierstein.

Da kam Rudolf Gruber beim Fährhaus als Volkssturmmann an. Er habe seinen Rucksack auf der anderen Seite vergessen und wollte nochmal hinübersetzen. Der NS-Kommandant schickte jemand anderes, der den Rucksack holen sollte.

Als der ohne Rucksack zurückkam, legte der NS-Führer Gruber dies als Fahnenfluchtversuch aus. Ohne Prozess, ohne Standgericht, einfach aus seiner Macht heraus verurteilte er Gruber und die fünf anderen zum Tod. Sozialdemokraten, Kommunisten und eine Jüdin.

Keiner der einfachen Soldaten wollte das Urteil vollstrecken. Da meldete sich ein 18-jähriger Leutnant. Und dieser Hans Kaiser tötete alle sechs Menschen durch Genickschuss.

Am nächsten Tag überquerten die US-Truppen den Rhein.

Täter kamen glimpflich davon

Die Täter, so Hexemer, seien später zwar teilweise zu Zuchthausstrafen verurteilt worden, aber in Zeiten des Kalten Krieges „glimpflich davon gekommen. Die Urteile wurden der Grausamkeiten der Verbrechen nicht gerecht.“

Johanna Stein las eine Kurzgeschichte zum Thema, und sie und Hexemer berichteten über die Erinnerungsarbeit sowohl in Nierstein als auch in Oppenheim. In der Arbeit mit jungen Menschen sei es wichtig, nicht die Schuldfrage in den Vordergrund zu stellen, sondern man müsse klar sagen was Recht und was Unrecht ist, so Stein.

Stolperstein für Rudolf Gruber in Oppenheim.

Die Gäste aus Rheinhessen bedankten sich mit Wein aus ihrer Heimat – und Oberbürgermeisterin Dorothee hatte Honig und Schreibgeräte aus heimischer Produktion. „Wir wussten ja, dass unser Wein nicht so gut ist wie Ihrer“, scherzte sie.

Eine ausführliche Darstellung des Kornsandverbrechens und was später mit den Tätern geschah, findet sich hier:

 

Das interessiert diese Woche



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Schramberg.  Nur ein paar Stunden haben gefehlt, und Rudolf Gruber und fünf andere Menschen hätten den Terror des Naziregimes überlebt. Unmittelbar bevor die US-Amerikaner den Rhein überschritten, brachten fanatische Nazis am 21. März 1945 die fünf Männer und eine Frau bei Nierstein am Rhein um.

Im Rahmen des „Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ berichteten Peter Gruber, Hans-Peter Hexemer und Johanna Stein am Freitagabend im Stadtmuseum über das  Kornsandverbrechen und wie man in Rheinhessen heute damit umgeht.

Die Eheleute Gruber.

Ein gebürtiger Schramberger unter den Opfern

Peter Gruber ist der Urgroßneffe von Rudolf Gruber. Dieser war 1893 in Schramberg zur Welt gekommen und in einem Haus am Schlangenbühl aufgewachsen. Er hatte Uhrmacher bei Junghans gelernt und war 1932 nach Oppenheim gezogen. Dort hatte er ein Uhrengeschäft eröffnet.

Erfolgreicher Geschäftsmann in Oppenheim.

Im zweiten Weltkrieg sei er am Ende zum Volkssturm eingezogen worden, berichtete Peter Gruber.  Über das tragische Ende seines Verwandten habe er erst spät erfahren.

Hier ist Rudolf Gruber aufgewachsen.

Er sei auch der Enkelin eines der Haupttäter des Kornsandverbrechens begegnet. Sie habe erzählt, es sei für sie schlimm, dass, wenn sie mit ihrem Opa über die Ereignisse von damals gesprochen habe, dieser erklärt habe, er würde genauso wieder handeln. „Da läuft doch etwas in die falsche Richtung.“

Hans-Peter Hexemer hat sich als Vorsitzender des Geschichtsvereins Nierstein intensiv mit dem Kornsand-Verbrechen beschäftigt. Die Geschichte kurz zusammengefasst:

Das Geschehen am Kornsand

Am 18. März 1945 stellten Nazifunktionäre im Niersteiner Rathaus ein „Arbeitskommando“ aus politischen Gegnern zusammen. Sie schickten die sechs nach Darmstadt zur Gestapo. Die schickte sie wieder heim, es läge nichts gegen sie vor.

Die kleine Gruppe kam zurück zur Fähre am Rhein. Leutnant Heinrich Fink erkannte die sechs. Das seien „die größten Lumpen von Nierstein“, die dürften nicht zurück, forderte er und setzte sie im Fährgasthaus fest. Einem gelang die Flucht, die anderen mussten bleiben.

Hans-Peter Hexemer deutet auf den Kornsand, eine Stelle am Rheinufer bei Nierstein.

Da kam Rudolf Gruber beim Fährhaus als Volkssturmmann an. Er habe seinen Rucksack auf der anderen Seite vergessen und wollte nochmal hinübersetzen. Der NS-Kommandant schickte jemand anderes, der den Rucksack holen sollte.

Als der ohne Rucksack zurückkam, legte der NS-Führer Gruber dies als Fahnenfluchtversuch aus. Ohne Prozess, ohne Standgericht, einfach aus seiner Macht heraus verurteilte er Gruber und die fünf anderen zum Tod. Sozialdemokraten, Kommunisten und eine Jüdin.

Keiner der einfachen Soldaten wollte das Urteil vollstrecken. Da meldete sich ein 18-jähriger Leutnant. Und dieser Hans Kaiser tötete alle sechs Menschen durch Genickschuss.

Am nächsten Tag überquerten die US-Truppen den Rhein.

Täter kamen glimpflich davon

Die Täter, so Hexemer, seien später zwar teilweise zu Zuchthausstrafen verurteilt worden, aber in Zeiten des Kalten Krieges „glimpflich davon gekommen. Die Urteile wurden der Grausamkeiten der Verbrechen nicht gerecht.“

Johanna Stein las eine Kurzgeschichte zum Thema, und sie und Hexemer berichteten über die Erinnerungsarbeit sowohl in Nierstein als auch in Oppenheim. In der Arbeit mit jungen Menschen sei es wichtig, nicht die Schuldfrage in den Vordergrund zu stellen, sondern man müsse klar sagen was Recht und was Unrecht ist, so Stein.

Stolperstein für Rudolf Gruber in Oppenheim.

Die Gäste aus Rheinhessen bedankten sich mit Wein aus ihrer Heimat – und Oberbürgermeisterin Dorothee hatte Honig und Schreibgeräte aus heimischer Produktion. „Wir wussten ja, dass unser Wein nicht so gut ist wie Ihrer“, scherzte sie.

Eine ausführliche Darstellung des Kornsandverbrechens und was später mit den Tätern geschah, findet sich hier:

 

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.