Trumpf Laser: Talsohle erreicht
Gespräch mit dem Chef von Trumpf Laser in Schramberg Björn Dymke / Teil 1

Vergangene Woche hat der Werkzeugmaschinenbauer und Laserspezialist Trumpf seine Geschäftszahlen vorgelegt. Nicht gut. Umsatz und Gewinn sind deutlich zurückgegangen. Was bedeutet das für die Schramberger Tochter Trumpf Laser? Wie geht der Geschäftsführer Björn Dymke mit den Herausforderungen um, die sein Unternehmen, aber auch viele andere Schramberger Betriebe, zu bewältigen haben? Welche neuen Produkte hat das Unternehmen “in der Pipeline“? Björn Dymke hat sich für ein Gespräch mit der Presse viel Zeit genommen. Hier der erste Teil eines ausführlichen Berichts.
Schramberg. Für den erfolgsverwöhnten Familienkonzern aus Ditzingen sind schwere Zeiten angebrochen. Bei der Bilanzpressekonferenz vergangene Woche musste Firmenchefin Nicola Leibinger-Kammüller über einen weiteren deutlichen Umsatzrückgang von mehr als 16 Prozent, nämlich von etwa 5,2 auf 4,3 Milliarden Euro, berichten.
Auch der Auftragseingang ging wie schon 2024 weiter zurück. Geradezu dramatisch war der Einbruch beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern, nämlich von einer halben Milliarde auf gerade noch 50 Millionen Euro.
Bei der Lasertechnik war der Einbruch nicht ganz so stark. Da verlor der Umsatz “nur“ knapp zehn Prozent.

Viele Krisen auf einmal
Die weltweite Entwicklung mit Kriegen, Zöllen, Lieferschwierigkeiten, Ausfuhrstopps macht allen Schwierigkeiten, so auch dem Schramberger Tochterunternehmen von Trumpf. Bei all den Unwägbarkeiten, wie kann man da überhaupt noch irgendetwas planen? Dymke nickt. „Herausfordernd“ sei das. “Wir arbeiten mit Szenarien.“ Was wäre wenn?
Aber eine Planung in langen Linien wie früher? Derzeit nicht möglich. „Wir fahren auf Sicht.“ Für ihn als Manager und die gesamte Mannschaft heiße das: „Flexibel bleiben.“ Die Zeit sei extrem schnelllebig, Jahrespläne für ein, drei oder fünf Jahre seien passé.
Natürlich habe sein Unternehmen weiterhin eine „Roadmap“. Aber das Wichtigste sei, die Kundenwünsche zu erkennen und dafür die richtige Anwendung anbieten zu können.
Seitwärtsbewegung
Nach drei schlechten Jahren mit Umsatzrückgängen und zuletzt gar Personalabbau in Schramberg sieht Dymke inzwischen „den Boden erreicht“. Es sei „einen Tick besser, allerdings auf einem sehr niedrigen Niveau“. Daher plane er konservativ mit einer Seitwärtsbewegung.
An der gegenwärtigen Lage sei das besondere, dass sie so lange dauere und vielschichtig sei. Frühere Krisen seien nach ein oder zwei Jahren vorüber gewesen. Jetzt stecke man wegen Corona, Krieg in der Ukraine, hohen Energiepreisen, US-Zollpolitik und chinesischer Ausfuhrbeschränkungen fest. „Das nimmt auch bei unseren Kunden die Investitionssicherheit weg.“ Lieber arbeite man weiter auf den alten Maschinen oder gebe Aufträge an andere, bevor man in so unsicheren Zeiten neue Maschinen kaufe.
Zölle und Freihandel
Die Zollpolitik des US-Präsidenten verschärfe die Schwierigkeiten. „Der Freihandel ist weltweit auf dem Rückzug“, bedauert Dymke. Zölle seien generell schädlich, auch weil sie wettbewerbsverzerrend wirkten. Da Trumpf auch in den USA Werkzeugmaschinen fertige, sei der Konzern weniger von den Zöllen betroffen als andere. Allerdings: „Der US-Staat kassiert Millionen Dollar, die uns für Investitionen fehlen.“
Ein weiteres Problem etwa bei den Zöllen auf Aluminium und Stahl sei der enorme bürokratische Aufwand, der damit verbunden sei.
China-Konkurrenz
Zunehmend spürten die deutschen Maschinenbauer auch die Konkurrenz aus China, so Dymke. An der Fairness dieses Wettbewerbs hege er allerdings Zweifel, weil der chinesische Staat die heimischen Betriebe subventioniere. „Aber es nützt nichts, die Firmen sind auf dem Markt.“

Vorteil Deutschland
In zwei Punkten sieht Dymke die deutschen Werkzeugmaschinenbauer noch im Vorteil: Bei der Genauigkeit und beim Service. Ein weltweites Servicenetzwerk sei für chinesische Unternehmen genauso teuer wie für deutsche. Und über solche Dienstleistungen verfügten viele Konkurrenten aus Fernost nicht.
Im Lasersektor verkauften die Chinesen weitgehend Strahlquellen, fertig. Sein Unternehmen biete Prozesslösungen, einschließlich der möglichen Dokumentation der Produktionsergebnisse. Dabei setze man auch künstliche Intelligenz ein.
Allerdings ist Dymke überzeugt, auch an diesen Punkten werde die chinesische Konkurrenz hinzulernen. Deshalb dürften die Preisunterschiede nicht zu groß werden. „Wir können uns nicht leisten, uns auszuruhen, wir müssen hungrig, neugierig und schnell bleiben.“ Durchschnittlich eine Patentanmeldung am Tag im Konzern und ein Patent pro Woche in Schramberg sprächen dafür, dass man das sei.
Im zweiten Teil, der am Sonntag erscheinen wird, geht es um neue Produkte für die Automobilindustrie aber auch das heikle Thema Drohnenabwehr. Schließlich erläutert Björn Dymke, wie es mit dem Dunninger Werk weiter gehen soll.