Weihermoos: Zu früh gemäht

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Als die Stadt das große Gewerbegebiet auf dem Lienberg erschloss, musste dafür ein Ausgleich her. Entstanden ist 2009 die Ökoausgleichsfläche Weihermoos. Damit waren eigentlich alle sehr zufrieden, Spaziergänger, die Stadtverwaltung, die Naturschützer. Nur bei der Pflege hapert es.

Sitzgelegenheit. Auf einem Brett im Regenrückhaltebecken sonnen sich die Frösche.

Anfang Juli, die Morgensonne scheint auf die Wiesen, Dutzende Frösche hüpfen vom Beckenrand ins Regenrückhaltebecken, als  Siegfried Harr, Udo Schäfer und Hans-Jochem Steim sich nähern. Harr und Schäfer sind begeisterte Botaniker und kümmern sich um die Biotopflege. Harr ist Naturschutzbeauftragter des Schwäbischer Albverein im Neckar-Heuberg-Baar-Gau, Schäfer kennt sich im Weihermoos bestens aus, nicht erst, seit er mit den Kindergartenkindern hier regelmäßig unterwegs ist (die NRWZ berichtete).

Wertvoller Lebensraum entstanden

„Das Sulgener Weihermoos mit dem Weiherbach ist das größte Feuchtgebiet im gesamten Einzugsbereich der Eschach, eines 208 Kilometer langes Flusssystems“, erläutert Harr, der in einem Buch über die Badische und Württembergische Eschach auch das Weihermoos ausführlich beschrieben hat. Mehr als 100 seltene Pflanzen hat er hier  schon entdeckt. Außerdem habe sich dieses Feuchtgebiet in wenigen Jahren zu einem wertvollem Lebensraum für Vögel, Kleinsäuger und Insekten, vor allem Schmetterlinge, Käfer, Libellen und Heuschrecken entwickelt.

Ärgerlich – alles abgemäht.

 „Eigentlich ist das hier großartig angelegt“, lobt Harr die Planer von damals. Eigentlich, denn immer wieder passieren bei der Pflege gravierende Fehler. „Schauen Sie, diese Wiese dürfte frühestens am 1. Juli gemäht werden und die war schon Anfang Juni abrasiert“, ärgert sich Schäfer und zeigt auf eine kahlgeschorene Fläche. Das Problem: Die Pflanzen konnten noch keine Samen bilden und werden deshalb weniger. „Die Trollblumen sind hier weitgehend verschwunden“, beklagt Schäfer.

Zu früh gemäht

Dem Hauptweg entlang kommen wir zu einem Tümpel. Stichlinge und Frösche haben hier ihr Zuhause. Gänse sind in letzter Zeit seltener geworden. Schäfer vermutet, dass zu viel Gülle über einen Bachzulauf in den Teich gelangt ist. Harr zeigt auf den seltenen flachblättrigen Rohrkolben und das Mädesüß, ein Kraut mit dem die alten Germanen ihren Met gewürzt haben. Daneben wächst das Johanniskraut, der Sumpfhorn-Klee, das Breitblättrige Knabenkraut.

Auch der Bereich der Retentionsbecken sollte nicht so früh gemäht werden, findet Udo Schäfer.

Doch auch in Teichnähe war die Mähmaschine schon zu Gange. „Feuchtwiesen wachsen langsamer, die sollten frühestens Anfang August gemäht werden“, fordert Harr. Er hat eine weitere Kritik: Das Gras sollte nicht so tief abgeschnitten werden. Zwölf bis 15 Zentimeter sollten stehen bleiben, damit die Pflanzen wieder gut gedeihen können.

Ein Blick hinüber in den Wald: „Da, in dieser Weißtannenkrone haben Schwarzmilane ihren Horst“, weiß Siegfried Harr. Und, wie wenn der es gehört hätte, kommt ein Schwarzmilan und zieht seine Kreise über uns. Ein herrliches Revier für den Jäger, denn in den Tümpeln tummeln sich jede Menge Frösche.

Der Schwarzmilan kreist. Fotos: him

Die drei Naturfreunde Harr, Schäfer und Steim ärgern sich, dass seit zwei, drei Jahren immer wieder dieselben Fehler begangen würden. „Wir haben das frühe Abmähen schon die letzten beiden Jahre kritisiert“, berichtet Harr, “und es ist dieses Jahr wieder passiert.“

Stadt verspricht Besserung

Die Stadtverwaltung hat mit dem Mähen der Wiesen im Weihermoos einen Landwirt beauftragt. In einem Vertrag sei „klar geregelt, welche Flächen wann und wie zu mähen sind“, versichert Fachbereichsleiter Rudolf Mager. Doch dieser Vertrag wurde nicht eingehalten.  Seitens der Stadtverwaltung werde der Vorgang sehr bedauert.

Mager kündigt ein Abstimmungsgespräch mit den Beteiligten in seinem Fachbereich für die nächsten Tage an und verspricht: „Dieses ökologische Vorzeigegebiet, das von Seiten der Stadtplanung der Stadt Schramberg auf den Weg gebracht wurde, muss künftig wieder verlässlich im Sinne des Naturschutzes gepflegt werden.“

Das interessiert diese Woche



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Als die Stadt das große Gewerbegebiet auf dem Lienberg erschloss, musste dafür ein Ausgleich her. Entstanden ist 2009 die Ökoausgleichsfläche Weihermoos. Damit waren eigentlich alle sehr zufrieden, Spaziergänger, die Stadtverwaltung, die Naturschützer. Nur bei der Pflege hapert es.

Sitzgelegenheit. Auf einem Brett im Regenrückhaltebecken sonnen sich die Frösche.

Anfang Juli, die Morgensonne scheint auf die Wiesen, Dutzende Frösche hüpfen vom Beckenrand ins Regenrückhaltebecken, als  Siegfried Harr, Udo Schäfer und Hans-Jochem Steim sich nähern. Harr und Schäfer sind begeisterte Botaniker und kümmern sich um die Biotopflege. Harr ist Naturschutzbeauftragter des Schwäbischer Albverein im Neckar-Heuberg-Baar-Gau, Schäfer kennt sich im Weihermoos bestens aus, nicht erst, seit er mit den Kindergartenkindern hier regelmäßig unterwegs ist (die NRWZ berichtete).

Wertvoller Lebensraum entstanden

„Das Sulgener Weihermoos mit dem Weiherbach ist das größte Feuchtgebiet im gesamten Einzugsbereich der Eschach, eines 208 Kilometer langes Flusssystems“, erläutert Harr, der in einem Buch über die Badische und Württembergische Eschach auch das Weihermoos ausführlich beschrieben hat. Mehr als 100 seltene Pflanzen hat er hier  schon entdeckt. Außerdem habe sich dieses Feuchtgebiet in wenigen Jahren zu einem wertvollem Lebensraum für Vögel, Kleinsäuger und Insekten, vor allem Schmetterlinge, Käfer, Libellen und Heuschrecken entwickelt.

Ärgerlich – alles abgemäht.

 „Eigentlich ist das hier großartig angelegt“, lobt Harr die Planer von damals. Eigentlich, denn immer wieder passieren bei der Pflege gravierende Fehler. „Schauen Sie, diese Wiese dürfte frühestens am 1. Juli gemäht werden und die war schon Anfang Juni abrasiert“, ärgert sich Schäfer und zeigt auf eine kahlgeschorene Fläche. Das Problem: Die Pflanzen konnten noch keine Samen bilden und werden deshalb weniger. „Die Trollblumen sind hier weitgehend verschwunden“, beklagt Schäfer.

Zu früh gemäht

Dem Hauptweg entlang kommen wir zu einem Tümpel. Stichlinge und Frösche haben hier ihr Zuhause. Gänse sind in letzter Zeit seltener geworden. Schäfer vermutet, dass zu viel Gülle über einen Bachzulauf in den Teich gelangt ist. Harr zeigt auf den seltenen flachblättrigen Rohrkolben und das Mädesüß, ein Kraut mit dem die alten Germanen ihren Met gewürzt haben. Daneben wächst das Johanniskraut, der Sumpfhorn-Klee, das Breitblättrige Knabenkraut.

Auch der Bereich der Retentionsbecken sollte nicht so früh gemäht werden, findet Udo Schäfer.

Doch auch in Teichnähe war die Mähmaschine schon zu Gange. „Feuchtwiesen wachsen langsamer, die sollten frühestens Anfang August gemäht werden“, fordert Harr. Er hat eine weitere Kritik: Das Gras sollte nicht so tief abgeschnitten werden. Zwölf bis 15 Zentimeter sollten stehen bleiben, damit die Pflanzen wieder gut gedeihen können.

Ein Blick hinüber in den Wald: „Da, in dieser Weißtannenkrone haben Schwarzmilane ihren Horst“, weiß Siegfried Harr. Und, wie wenn der es gehört hätte, kommt ein Schwarzmilan und zieht seine Kreise über uns. Ein herrliches Revier für den Jäger, denn in den Tümpeln tummeln sich jede Menge Frösche.

Der Schwarzmilan kreist. Fotos: him

Die drei Naturfreunde Harr, Schäfer und Steim ärgern sich, dass seit zwei, drei Jahren immer wieder dieselben Fehler begangen würden. „Wir haben das frühe Abmähen schon die letzten beiden Jahre kritisiert“, berichtet Harr, “und es ist dieses Jahr wieder passiert.“

Stadt verspricht Besserung

Die Stadtverwaltung hat mit dem Mähen der Wiesen im Weihermoos einen Landwirt beauftragt. In einem Vertrag sei „klar geregelt, welche Flächen wann und wie zu mähen sind“, versichert Fachbereichsleiter Rudolf Mager. Doch dieser Vertrag wurde nicht eingehalten.  Seitens der Stadtverwaltung werde der Vorgang sehr bedauert.

Mager kündigt ein Abstimmungsgespräch mit den Beteiligten in seinem Fachbereich für die nächsten Tage an und verspricht: „Dieses ökologische Vorzeigegebiet, das von Seiten der Stadtplanung der Stadt Schramberg auf den Weg gebracht wurde, muss künftig wieder verlässlich im Sinne des Naturschutzes gepflegt werden.“

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.