Samstag, 20. April 2024

Mit dem Segen der Kirche? Falschparker nerven, werden aber nicht angezeigt

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Es gibt Autofahrer, die parken, wo und wie sie wollen. In Rottweil etwa am Ende der Unteren Hauptstraße auf den Gehwegen. Rund um die Ämter und Behörden auf jedem Zipfel, auf den ein Auto passt. Und gerne auch auf den Vorplätzen der Kirchen. Dort ist es zwar nicht erlaubt, wird aber auch nicht geahndet. Stattdessen richtet die Kirche einen Appell an die Autofahrerinnen und -fahrer.

Beispiel Franziskusplatz. Das ist der kleine dreieckige Platz vor der Ruhe-Christi-Kirche in Rottweil. Ein idyllisches, im Teilschatten großer Bäume liegendes Fleckchen, das viele Spaziergänger tagtäglich passieren. Er ist dem heiligen Franziskus von Assisi gewidmet, für dessen Franziskanerorden auch in Rottweil Menschen wirkten. Das steht auf einem kleinen Schild in stark verblasster Schrift. Auch das eigentliche Namensschild ist verunstaltet und schmutzig. Ein Fan-Sticker des Schwenninger ERC klebt unter anderem darauf. Und so, wie sich offenbar Sportfans nicht um die Vergangenheit des Platzes scheren, nutzen ihn Autofahrerinnen und Autofahrer für ihre schnöden Zwecke: ihre Karre abzustellen.

Beispiel Münsterplatz. Das ist mutmaßlich der schönste Platz in Rottweil. An diesem Mittwochmorgen findet nur eine Straße weiter der Wochenmarkt statt und im Münster wird eine Eucharistiefeier abgehalten. Wohin die drei Wagen, die fein säuberlich in einer Ecke des Münsterplatzes abgestellt worden sind, nun gehören, bleibt unklar. Doch stehen dürften sie dort eigentlich nicht.

Stören den Blick auf die Ruhe-Christi-Kirche: Falschparker auf dem Franziskusplatz. Sie stehen regelmäßig dort, manche Autos über mehrere Tage hinweg. Foto: gg
Falschparker auf dem Münsterplatz in Rottweil. Zugleich finden im Münster eine Eucharistiefeier und in der Innenstadt der Wochenmarkt statt. Foto: gg

Nun haben Plätze im Stadtbild etwa die Funktion, Räume zu schaffen, Sichtbeziehungen zu ermöglichen, Ruhe zu vermitteln und Begegnungsstätten zu sein. Die großen Plätze der Metropolen sind weltbekannt. Plätze schrieben Geschichte, Künstler und Architekten gestalten sie. Wo kein Schild ausdrücklich darauf hinweist, sind sie regelmäßig keine Parkplätze. Sondern sollten Freiflächen sein.

Münster- und Franziskusplatz in Rottweil, sie gehören der Kirche. Das bestätigt die Stadtverwaltung etwa für den Platz in der Innenstadt: „Der Münsterplatz ist im Eigentum der Kirche. Parken ist dort grundsätzlich nicht gestattet“, so ein Sprecher der Stadt Rottweil auf Nachfrage. Ob es diese begrüßen würde, wenn das Parken dort wie auf dem Franziskusplatz vor der Ruhe-Christi-Kirche unterbliebe? „Wie bei jeder anderen privaten Fläche auch, ist dies eine Frage, die der Eigentümer selbst entscheidet“, so die Stadtverwaltung. Geschieht das Parken hier sozusagen mit dem Segen der Kirche?

Pfarrer Weber: „Würde es sehr begrüßen, wenn das Parken unterbliebe.“

Also fragen wir bei der katholischen Kirchengemeinde nach. Pfarrer Timo Weber beantwortet unsere Fragen:

NRWZ: Ist das Parken auf dem Platz vor der Ruhe-Christi-Kirche eigentlich erlaubt?

Timo Weber: Das Parken ist dort nicht erlaubt. 

Dulden Sie es, dass dort Fahrzeuge abgestellt werden? 

Wir haben die gleiche Parkproblematik auf dem Münsterplatz. Dieser gehört auch der Münstergemeinde. Obwohl Parkverbotsschilder angebracht wurden, parken dort regelmäßig Autos von Anwohnern oder Leuten, die in der Stadt Besorgungen machen. Weil dieser Platz – wie der Franziskusplatz auch – nicht der Stadt gehört, kann das Ordnungsamt nur dann Strafzettel ausstellen, wenn die Kirchengemeinde das Ordnungsamt darum bittet – und das bei jedem Parkverstoß.

Würden Sie es begrüßen, wenn das Parken unterbliebe?

Ich würde dies sehr begrüßen. 

Und sehen Sie keine Möglichkeiten, das zu unterbinden? 

Unsere Möglichkeiten sind leider sehr begrenzt. Um wirklich beide Plätze autofrei zu haben, müssten wir die Plätze durch Poller oder dergleichen sichern.

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Peter Arnegger (gg)https://www.nrwz.de
... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.

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