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„Verkehrsversuch am Friedrichsplatz ab Juli“, Veröffentlicht: Mittwoch, 1. Februar 2023, 18.41 Uhr

Verkehrsversuch am Friedrichsplatz ab Juli

Der Rottweiler Friedrichsplatz wird im Rahmen eines Verkehrsversuchs ab Juli für etwa drei Monate nur noch in Richtung Nägelesgraben zu befahren sein. Dies erfuhren die etwa 150 Teilnehmer beim Quartiersgespräch zur Belebung der Innenstadt. Umgekehrt erfuhr die Stadtverwaltung, was die Bewohner der drei Quartiere Lorenz-, Sprenger- und Johannserort drückt. Zum Beispiel, dass sich viele Poller an den Eingängen zu ihren Orten wünschen.

Das Interesse war so groß, dass vor dem Beginn der Referate noch Stühle in den Sonnensaal gebracht werden mussten – 120 waren angemeldet, über 150 kamen und bekundeten so ihr Interesse an den Vorhaben der Verwaltung. „Damit hatten wir nicht gerechnet“, sagte Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf.

Sprudel zum Haus fahren

Durch Gespräche einen gemeinsamen Weg finden, das nannte Fachbereichsleiter Rudolf Mager als Ziel der Anwohnergespräche. Es gehe nicht um Wegnehmen, betonte er (im Hinblick auf Parkplätze), sondern um Perspektiven. „Natürlich muss man die Kiste Bier oder Sprudel zum Haus fahren können“, beruhigte er schon im Vorfeld anders lautende Vermutungen.

Der städtische Mobilitätsbeauftragte Horst Bisinger berichtete vom Mobiliätskonzept der Stadt. In den vier Orten der Innenstadt gebe es zu viel Verkehr – dies vor allem in Form von Parkplatz-Suchern und Dienstleistern. Das müsse man in den Griff bekommen, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Er nannte fünf Punkte, mit denen das Ziel erreicht werden könne: Parkplatzverlegung – auf Plätze außerhalb der Innenstadt, aber in deren Nähe wie Nägelesgraben, Villa Duttenhofer oder Kapuziner. Verkehrslenkung, zum Beispiel durch Poller, oder indem eine Fahrbahn weggenommen werde. Grün in die Stadt, auch mobiles Grün wie in der Hochbrücktorstraße – „es gibt nichts Besseres als Baumschatten“. Platzbildung – mit Sitzbänken eine bessere Atmosphäre schaffen. Und: Kunst im öffentlichen Raum. Und er kündigte an, dass es ab der Landesgartenschau zusätzliche Zugänge zur Innenstadt geben werde.

Innenstadtmanagerin Kerstin Ohnmacht zählte auf, wie viele Geschäfte in den letzten beiden Jahren in der Innenstadt eröffnet haben, und kündigte einen Gründer-Wettbewerb an.

Gruppen

Nach den Impulsvorträgen stellten sich Bisinger, Abteilungsleiterin Sandra Graf und Projektleiter Micha Sonnenfroh den Bürgerinnen und Bürgern. Zeitweise war es kaum möglich, in Hörweite der Verwaltungsleute zu kommen, so dicht waren sie umlagert.

Beispiel Sprengerort. Hier musste Bisinger viele Fragen beantworten und erhielt viele Anregungen, von denen er etliche in einer Karte des Quartiers notierte. Poller ja – aber wohin? Weniger Einwohnerparkplätze innerhalb des Orts – aber der Kapuziner-Parkplatz ist oft voll mit Besuchern von Veranstaltungen dort, so dass die Anwohner leer ausgehen. Einen reinen Anwohnerparkplatz dort ausweisen – aber was machen dann die Kapuziner-Gäste? Einer hatte die Idee, am Heimburger-Kreisel einen Parkplatz zu schaffen. Zweifel wurden laut, ob dieser auch wirklich angenommen werde. Worauf Bisinger auf das Parkhaus Zentrum verwies, das im kommenden Jahr fertig sein soll.

Ringverkehr

Bisinger stellte auch die geplante Verkehrsführung vor – für Anlieger und Dienstleister, die man ja nicht draußen halten könne: Einfahrt am Flaschenbuckel, durch die Hochmaiengasse in die Blumengasse, die zur Einbahnstraße wird. Dann rechts ab in die Suppengasse. Der untere Teil der Blumengasse soll abgehängt werden, damit dort die Gastronomie Platz findet und die Straße belebt.

Friedrichsplatz

Wie kommt man dann per Auto vom Nägelesgraben auf die Königstraße, wenn der Friedrichsplatz einbahnig wird? Auch das war eine der Fragen. Bisinger zeigte den „Ring“ teilweise auf: Nägelesgrabenstraße, dann links in die Oberndorfer Straße, die zur Einbahnstraße wird („dann fahren nur noch halb so viele Autos“, beruhigte er eine Anwohnerin, die das nicht so recht zu glauben schien) und in die Waldtorstraße, die dann nur noch in einer Richtung befahren werden darf.

Zusammenfassung

„Es war sehr spannend“, leitete Graf ihr Resümee zum Lorenzort ein. „Man hat das Gefühl, dass jeder einen Poller will“, und jeder wolle einen Drücker, um ihn zu bedienen – „aber das geht nicht.“ Und: „Ich habe gemerkt, dass um jeden Parkplatz gekämpft wird.“ Beanstandet wurden laut Graf fehlende Sitzmöbel. Auch sie trug vor, dass dort mittels Einbahnregelung ein Ring geschaffen werden solle.

Viel weniger hatte Sonnenfroh aus dem Johannserort mitgenommen („da gibt’s allgemein Zufriedenheit“). Er berichtete, dass die Stadt einen Teil des Johannitergartens gekauft habe und diesem zum Bürgerpark umgestalten wolle – „eher zurückhaltend“.

Zum Abschluss merkte OB Ruf an, dass der Verkehrsversuch keineswegs die endgültige Lösung bedeuten müsse. „Es kann auch die Situation eintreten, dass wir nicht so zufrieden sind“, versprach er Offenheit der Planung.

 

 

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