„Chance für eine moderne Verkehrspolitik vertan“
Leserbrief zu: "Aus für das Ein-Euro-Ticket"

Mit großem Bedauern habe ich die Entscheidung des Gemeinderats zur Abschaffung des 1-Euro-Tickets zur Kenntnis genommen. Denn eines ist klar: Alle verlieren mit dieser Entscheidung – die Bürger:innen, die Umwelt, die Verkehrswende – und letztlich auch das Vertrauen in eine zukunftsfähige Politik.
Das Ticket war ein echter Erfolg:
- +108 Prozent mehr Einzelfahrscheine,
- +150 Prozent bei Kindertickets,
- und für viele Menschen eine spürbare Entlastung – gerade für jene, die – wie meine Mutter immer sagte – „den Pfennig zweimal umdrehen müssen“.
Auch die Busunternehmen können mit dem Aus nicht zufrieden sein:
- Sie profitierten von vielen zusätzlichen Fahrgästen,
- bei nahezu gleichem Aufwand – keine zusätzlichen Fahrten, keine neuen Busse.
- Jetzt droht ein Rückgang der Nutzung – mit entsprechend negativen Folgen für Angebot und Einnahmen.
Dass man dieses Erfolgsmodell beendet, ohne vorher neu zu verhandeln, ist für viele nur schwer nachvollziehbar. Doch vielleicht liegt genau darin auch eine Chance:
Der Vertrag mit MOVE wurde fristgerecht zum Jahresende gekündigt. Das bedeutet: Es bleiben sechs Monate Zeit, um eine tragfähige Lösung zu finden.
Warum nicht jetzt gemeinsam an einen Tisch – Stadt, MOVE, Nachbargemeinden wie Lauterbach – und eine neue Vereinbarung mit Kostendeckel, Pauschalvergütung und alternativer Gegenfinanzierung (zum Beispiel durch eine moderate Vergnügungssteuer) erarbeiten?
Es geht doch – sozial, ökologisch und finanzierbar. Bitte verspielen wir diese Chance nicht endgültig.
Mark Finnern, Schramberg