(Meinung). Ich trage eine wilde Haarmähne, weil ich seit Monaten nicht mehr zu meinen geliebten Friseurinnen darf, ich trage ein paar Kilo mehr, weil ich seit Monaten nicht mehr in mein Fitnessstudio darf, ich trage Pizzaschachteln und anderes Take Out nach Hause, weil ich seit Monaten nicht mehr in die Lokale darf, ich trage meine Klamotten auf, weil ich nicht mehr in die Rottweiler Läden darf und ich mache das bislang alles ohne größeres Murren und Meckern, denn ich habe mich ganz bewusst und aus triftigen Gründen gegen die Covid-19-Impfung entschieden und ich beuge mich daher den Maßnahmen.
Seit zwei Jahren verhalte ich mich konform, beachte Regeln und Bestimmungen, auch wenn sie teilweise unsinnig sind, aber ich zeige mich solidarisch und vorsichtig, so wie ich es von meinem guten Elternhaus gelernt habe. Ich trage keinen Aluhut – und ich finde auch nicht, dass Corona ein Spaziergang ist!
Was passiert gerade in unserer Stadt? Warum sehe ich mich in eine Ecke gedrängt und warum werde ich plötzlich einer Gruppierung zugeordnet? Weshalb sollte ein Spaziergänger, eine Spaziergängerin nicht der Coronatoten gedenken wollen, was hat die Fasnet damit zu tun, mit der ich als geborene Rottweilerin seit Jahren verbunden bin, weshalb kann ich nicht solidarisch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Pflegeberufe sein, die sich nicht impfen lassen wollen? Weshalb kann ich nicht Verständnis zeigen für Familien, die sich entscheiden, ihre Kinder nicht impfen lassen zu wollen? Wie sind wir in diese Situation geraten?
Weshalb ruft die Stadt seit wenigen Tagen zu dieser Unterschriftenaktion auf? Weshalb noch mehr Spaltung, noch mehr Positionierung und Trennung?
Ich bin nicht prinzipiell GEGEN etwas, ich bin FÜR etwas. Ich bin für den freien Impfentscheid, ich bin dafür, dass Menschen friedlich spazieren gehen dürfen, ich bin für Solidarität, für gesellschaftlichen Frieden und für Vernunft. Ich bin für den Zusammenhalt der Bürger und Bürgerinnen der Stadt Rottweil, solidarisch – friedlich – vernünftig!
Ich trage keinen Aluhut und möchte ihn mir von niemandem aufsetzen lassen.
Ulrike Reimann