Freitag, 29. März 2024

Klima schützen: Was können wir selbst machen?

Das interessiert gerade

Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.
Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

Die Idee kam aus Brüssel: Lasst doch die Leute mal gemeinsam nachdenken, wie  wir das Klima schützen könnten. Normale Leute, keine Funktionäre von Verbänden und Parteien. Das Regierungspräsidium Freiburg hat daraufhin drei Städte und Gemeinden gefragt, ob sie einen solchen Bürgerdialog organisieren wollen. Am Samstag trafen sich dann im Bärensaal etwa 40 Männer und Frauen, junge und ältere, um miteinander über das Klima und wie man es in Schramberg konkret schützen kann, zu beratschlagen.

„Wir haben als Stadt 1000 Einladungen per Zufallsauswahl verschickt“, berichtet Sabine Felker-Henn, die scheidende Sprecherin der Stadtverwaltung, „Etwa 40 sind gekommen.“ Außerdem habe die Stadt drei Vertreterinnen von Fridays for Future hinzu gebeten. Trotz der Zufallsauswahl überwogen die Männer bei weitem. Auch die Jugend war eher schwach vertreten.

Lena Hummel erläutert die Aufgaben. Foto: him

Nachdenken in Kleingruppen

Moderiert von Leonie Meder und Lena Hummel haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Kleingruppen überlegt, welche Themenbereiche für sie wichtig wären und welche Probleme sie in der Stadt sehen. „Sehr kurzweilig“ sei es gewesen, so Felker-Henn. „Es gab tolle Interaktionen.“

Nach dieser ersten Runde hatte die Stadt auch die Gemeinderatsfraktionen gebeten, ein oder zwei Mitglieder zu schicken. Gekommen waren Thomas Brantner und Thomas Brugger für die CDU und Bärbel Pröbstle von SPD-Buntspecht. Ebenfalls gekommen war der Vorsitzende des Umweltbeirats Josef Günter.

Vier Themen zum Klima schützen

In der zweiten Runde bearbeiteten fünf Gruppen die Themen Photovoltaik bei Privatleuten und  auf großen Flächen, Mobilität und Anbindung an die Bahn und Renovieren und Sanieren statt Neubauten. Dabei sollten die Gruppen auch überlegen,, welche Stolpersteine es gibt, wie man ganz konkret Projekte schmieden, die anderen Leute zum mitmachen motivieren oder gleich selbst etwas machen könnte. Nach einer dreiviertel Stunde hatte jede Gruppe 90 Sekunden Zeit, um ihre Ergebnisse zu berichten.

Gruppenarbeit im Bärensaal. Foto: him

Und so erzählte ein Vertreter der „kleinen“ PV Anlagen, dass die Stadtwerke doch Dächer mieten, dort Anlagen installiere und den Strom verkaufen könnte. Die bestehenden Regeln machten es  Hausbesitzern schwer, den selbst erzeugten Strom an ihre Mieter weiter zu geben.

Die Gruppe, die sich mit PV-Großanlagen beschäftigte, fand „Naturschutz und PV-Anlagen sollten harmonieren“. Die Anlagen könnten aber als Windschutz für Pflanzen dienen. Stolpersteine seien die Wirtschaftlichkeit, die fehlenden Flächen und die Wartung. Auch diese Gruppe sah die Stadtwerke in der Pflicht, aktiver zu werden. Aber auch Bürgergenossenschaften als Investoren und Betreiber seien möglich.

Noch ist die Tafel leer. Foto: him

In Schramberg gebe es viele leer stehende Häuser, hat die Gruppe sanieren statt neu bauen festgestellt. „Manchmal wohnt eine Person auf 200 Quadratmetern.“ Der Neubau sei sehr energieintensiv und  verbrauche sehr viel CO2. Andererseits lohne es oft nicht Altbauten zu sanieren. Die Fördermittel seien zwar da, aber es sei sehr kompliziert, an sie ran zu kommen. Da seien bessere Informationen für die Bürgerschaft wichtig.

Die Anbindung des ländlichen Raums an die Bahn und die Mobilität beschäftigte zwei Gruppen, die viele Stolpersteine sahen. Die Umsteigezeiten seien oft zu knapp bemessen. Die Kosten für Busse und Bahnen für Studierende zu hoch. Der Tarifdschungel schrecke ab. Problematisch seien auch die Buskonzessionen.

Auf dem Land brauche man einfach ein Auto. „Und wenn man eins hat, fährt man auch damit.“ An zündenden Ideen, wie man die Menschen auf dem Land in den ÖPNV locken könnte, sei ihnen nicht so viel eingefallen. Aber: „Ein Neun-Euro-Ticket für immer wäre toll.“

Natürlich sei es unmöglich, alles Erarbeitete in 90 Sekunden zusammen zu fassen. Deshalb, so versprach es Lena Hummel, würden alle gesammelten Ideen noch einmal aufgearbeitet und allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zugeschickt. Außerdem ist für März 2023 ein Nachfolgetreffen aller drei beteiligten Kommunen geplant, das dann online stattfinden wird.

Es geht weiter. Foto: him

Eisenlohr beeindruckt

Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr sagte am Ende, sie sei „sehr beeindruckt“, was an diesem Vormittag erarbeitet worden sei. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer seien alle Experten in eigener Sache gewesen. Sie nehme mit, dass die Stadtwerke als Umsetzungspartner gesehen werden. Sie werde deshalb mit dem Geschäftsführer der Stadtwerke beraten, wie das gehen könnte.

Aber auch das Genossenschaftsmodell sei sehr wichtig. Andere Dinge wie Buskonzessionen würden auf höherer Ebene entschieden. Da werde die Stadt weiter Lobbyarbeit machen.

OB Dorothee Eisenlohr fasste zusammen. Foto: him

Eisenlohr bedauerte, dass die Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Bahnlinie Schiltach-Schramberg im Kreistag gescheitert war. „Das ist sehr ärgerlich.“ Es gäbe noch viele Themen etwa mehr Grün in der Stadt, über die man beraten könnte, so Eisenlohr. Bei vielen Dingen gehe es um das sprichwörtliche Bohren dicker Bretter. Andererseits sei es auch wichtig,  kleine, sichtbare Verbesserungen zu erreichen.

Die Methode der Zufallsauswahl finde sie interessant, so Eisenlohr. „Ich habe viele neue Gesichter heute gesehen.“ Mit dem Wunsch: „Beteiligen Sie sich“ und der Einladung zum Mittagsimbiss schloss Eisenlohr. Es gab vegetarische Maultaschen mit Pilzen und Gemüsequiche. Aus regionalen Zutaten, versteht sich.

image_pdfPDF öffnenimage_printArtikel ausdrucken

Mehr auf NRWZ.de

Neu auf NRWZ.de