Stadt würdigt Helmut Banholzers Verdienste ums Auto- und Uhrenmuseum

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Das hat man selten erlebt: Helmut Banholzer versagte für einige Momente die Stimme. Er brauchte ein paar Sekunden, dann konnte er seinen Satz vollenden: „…das ging alles nicht ohne den Rückhalt meiner Familie, meiner Frau und meiner Kinder.“  Im Schramberger Auto- und Uhrenmuseum ErfinderZeiten hatten sich am Freitagabend zahlreiche Weggefährten, Museumsfreunde und Vereinsmitglieder eingefunden, um Banholzer, dem langjährigen „Motor“ des Museums, für sein Engagement zu danken.

Schramberg. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr hieß die Familie Banholzer willkommen, begrüßte ihren Vorvorgänger Herbert O. Zinell und entschuldigen ihren Vorgänger, den erkrankten Thomas Herzog. Gekommen waren der Hauptleihgeber des Museums Martin Sauter, etliche aktive und ehemalige Gemeinderätinnen und-räte, Mitglieder des Vereins Technikmuseum und die aktuelle Leiterin des Museums Anneliese Müller mit ihrem Team.

Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr. Foto: him

Antreiber und Koordinator

„Dass wir heute in diesem Museum stehen, haben wir zum großen Teil Ihnen zu verdanken“, würdigte Eisenlohr Banholzers Verdienste. In den vergangenen 14 Jahren habe dieser sehr viel Zeit im Museum verbracht. Mit dem Ende des vergangenen Jahres seien dann Aufgaben, die bisher der Verein erfüllt habe, an die Stadtverwaltung zurückgegangen.  Das seien die Personal- und Finanzverwaltung gewesen und das habe Banholzer als Vorsitzender des Vereins verantwortet.

Das Museum sei im März 2010 eröffnet worden, so Eisenlohr. Banholzer habe den Bau und die Einrichtung des Museums mitgeplant und der Stadt „dabei unter die Arme gegriffen“. Eisenlohr meinte, dabei habe Banholzer ja eigentlich schon genug zu tun gehabt, als langjähriger Schulleiter in Sulgen und Gemeinderat, Fraktionsvorsitzender und ehrenamtlicher OB-Stellvertreter.

Beim Museum sei ein weiteres Verdienst gewesen, das er viele „Ehrenamtliche“ als „Autoschieber“ oder Musemsführer gewinnen konnte. Er sei ein „Netzwerker im besten Sinne“. Auch habe er großes Verhandlungsgeschick bewiesen und sich im Laufe der Jahre großes Fachwissen zu Oldtimern angeeignet.

Bei der Gestaltung des Museums habe er sich immer gewünscht, dass es „in Bewegung“ bleibt. Ein Banholzer- Ausspruch sei legendär, so Eisenlohr: „Heute Nacht konnte ich nicht schlafen und hab‘ mir folgendes überlegt…“

Eisenlohr dankte auch Anita Banholzer für deren Toleranz und Geduld mit einem Blumenstrauß. Beiden schenkte sie eine „Fahrt ins Blaue“ mit einem Oldtimer.

Anita und Helmut Banholzer mit Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr. Foto: him

Chef in Schramberg

Nach einem weiteren Stück des Cello-Quartetts der Musikschule trat Martin Sauter ans Mikrophon. Banholzer und Sauter – das wissen die Museumsleute – hatten es nicht leicht miteinander. Immer wieder prallten unterschiedliche Vorstellungen zur Gestaltung des Museums aufeinander. Doch am Freitagabend war Sauter voll des Lobes: Schon beim ersten Treffen sei ihm klar geworden: „In Schramberg ist er der Chef.“

Martin Sauter. Foto: him

Für die Planer sei es das erste Mal gewesen, dass sie ein Automuseum konzipierten – und dann eines in einem Industriebau des berühmten Architekten Philipp Jakob Manz. Banholzer habe bei allen Diskussionen das Ziel, Eröffnung März 2010, nie aus den Augen verloren.

Sauter trug so manche Anekdote bei. So berichtet er vom Abbruch einer alten, halb verfallenen Scheune bei Balingen, die er entdeckt hatte. „Da rückten die Autoschieber um Banholzer mit Sägen an…“ Die Scheune steht jetzt im Museum und zeigt einen berühmten „Scheunenfund“.

Perfekt funktioniert

Er berichtet auch von der logistischen Leistung, die notwendig war, vor der Museumseröffnung die 100 Automobile per Autokran in die verschiedenen Stockwerke zu bugsieren. „Das hat alles perfekt funktioniert.“ Erstaunlich fand Sauter auch, dass Banholzers erster Aufstellungsplan bis heute im Wesentlichen beibehalten werden konnte.

Sauter dankte auch dafür, dass vor einigen Jahren ein eigenes Landenberger Zimmer entstanden sei. Landenberger, der die Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik, die H.A.U., gegründet hatte, ist ein Vetter von Sauters Ururgroßvater. Es sei „eine schöne Geste“, dass so an die Familie Landenberger erinnert werde.

Banholzer habe sich auch „der nicht ganz leichten Aufgabe“ gestellt, das neue Museum im Bewusstsein der Schramberger zu verankern.

Die Jahre schritten voran, meinte Sauter abschließend, und: „Ich hoffe, noch möglichst lange mit ihnen das Museum als prächtigen Baustein in der Stadt Schramberg befördern zu können.“

Kein Kinderspiel

Schließlich trat Banholzer ans Mikro und meinte, er sei überrascht, welche Fähigkeiten ihm zugeschrieben würden. Das Wissen über Oldtimer habe er sich tatsächlich erst später angeeignet. „Die Bücher füllen heute unsere Bücherregale.“

Helmut Banholzer. Foto: him

Nach seinem Ausscheiden aus dem Gemeinderat habe ihn der damalige Oberbürgermeister Zinell gebeten, ob er sich nicht um das Thema Museum kümmern könne, ihm werde sonst doch vielleicht langweilig. „Es war kein Kinderspiel, Leihgeber, Stadt und Planer unter einen Hut zu bringen“, erinnert er sich an die Anfangszeit.

Auch seine Frau habe sehr viel im Museum mitgearbeitet. Seine Kinder hätten gefrotzelt, damit sie ihren Mann auch mal ab und zu sieht.  Man sei mit einer gewissen Naivität an das Museum gegangen, habe gedacht, das sei vom Rathaus aus mit zu verwalten und brauche ein bis anderthalb Stellen. Schließlich habe man doch eine weitere halbe Stelle für den ersten Museumsleiter Harald Burger erreicht.

Die Gründung des Vereins und der „Geschäftsbesorgungsvertrag“ zwischen Stadt und Verein sei wohl eine Erfindung von Zinell und des damaligen Fachbereichsleiters Franz Moser gewesen.

Museum als Markenbotschafter Schrambergs

Zur Verbesserung der Akzeptanz habe das Museum viele Veranstaltungen organisiert, beispielsweise Open-Air-Konzerte, die Wirtschaftswunder-Klassik, Sonderveranstaltungen für Kinder. Bei der Rekrutierung von Ehrenamtlichen habe er auch geschaut, möglichst aus allen Gemeinderatsfraktionen welche zu gewinnen. So habe das Museum Fürsprecher in allen Fraktionen gehabt, meinte er schmunzelnd. Das Ergebnis: Eine gemeinsamer Putzaktion von Gemeinderätinnen und -räten mit der Verwaltungsspitze vor der Eröffnung des Museums.

Banholzer hob die Autoschieberbande hervor, die bis heute immer bereitstehe. Auch die Museumsführer machten die Führungen bis heute unentgeltlich.  Das Museum sei inzwischen weithin bekannt und werde immer wieder durch neue Leihgaben von Martin Sauter erweitert. Es locke viele Gäste nach Schramberg. Es sei ein „wichtiger Markenbotschafter für die Stadt“.

Als sich die Gäste am Ende seiner Rede von ihren Plätzen erhoben, war er wieder ganz der Helmut Banholzer, den man in Schramberg kennt: Er winkte ab und bat, man möge sich doch wieder setzen.

Zum Abschluss hatte Anneliese Müller einen Bilderbogen aus der Geschichte des Museums zusammengestellt, den Helmut Banholzer kommentierte. Das reichte vom Einzug der Autos per Autokran und Stahlwanne über die Messebesuche bis hin zu den Anmeldungen für die Wirtschaftswunder-Klassik.

Das Cello-Quartett der Musikschule Schramberg umrahmte die Feier. Foto: him

Im Anschluss freuten sich die Gäste über ein kaltes Buffet der Café-Bar Majolika und das ein oder andere Glas Sekt, Wein oder Bier.

 

Das interessiert diese Woche



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Das hat man selten erlebt: Helmut Banholzer versagte für einige Momente die Stimme. Er brauchte ein paar Sekunden, dann konnte er seinen Satz vollenden: „…das ging alles nicht ohne den Rückhalt meiner Familie, meiner Frau und meiner Kinder.“  Im Schramberger Auto- und Uhrenmuseum ErfinderZeiten hatten sich am Freitagabend zahlreiche Weggefährten, Museumsfreunde und Vereinsmitglieder eingefunden, um Banholzer, dem langjährigen „Motor“ des Museums, für sein Engagement zu danken.

Schramberg. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr hieß die Familie Banholzer willkommen, begrüßte ihren Vorvorgänger Herbert O. Zinell und entschuldigen ihren Vorgänger, den erkrankten Thomas Herzog. Gekommen waren der Hauptleihgeber des Museums Martin Sauter, etliche aktive und ehemalige Gemeinderätinnen und-räte, Mitglieder des Vereins Technikmuseum und die aktuelle Leiterin des Museums Anneliese Müller mit ihrem Team.

Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr. Foto: him

Antreiber und Koordinator

„Dass wir heute in diesem Museum stehen, haben wir zum großen Teil Ihnen zu verdanken“, würdigte Eisenlohr Banholzers Verdienste. In den vergangenen 14 Jahren habe dieser sehr viel Zeit im Museum verbracht. Mit dem Ende des vergangenen Jahres seien dann Aufgaben, die bisher der Verein erfüllt habe, an die Stadtverwaltung zurückgegangen.  Das seien die Personal- und Finanzverwaltung gewesen und das habe Banholzer als Vorsitzender des Vereins verantwortet.

Das Museum sei im März 2010 eröffnet worden, so Eisenlohr. Banholzer habe den Bau und die Einrichtung des Museums mitgeplant und der Stadt „dabei unter die Arme gegriffen“. Eisenlohr meinte, dabei habe Banholzer ja eigentlich schon genug zu tun gehabt, als langjähriger Schulleiter in Sulgen und Gemeinderat, Fraktionsvorsitzender und ehrenamtlicher OB-Stellvertreter.

Beim Museum sei ein weiteres Verdienst gewesen, das er viele „Ehrenamtliche“ als „Autoschieber“ oder Musemsführer gewinnen konnte. Er sei ein „Netzwerker im besten Sinne“. Auch habe er großes Verhandlungsgeschick bewiesen und sich im Laufe der Jahre großes Fachwissen zu Oldtimern angeeignet.

Bei der Gestaltung des Museums habe er sich immer gewünscht, dass es „in Bewegung“ bleibt. Ein Banholzer- Ausspruch sei legendär, so Eisenlohr: „Heute Nacht konnte ich nicht schlafen und hab‘ mir folgendes überlegt…“

Eisenlohr dankte auch Anita Banholzer für deren Toleranz und Geduld mit einem Blumenstrauß. Beiden schenkte sie eine „Fahrt ins Blaue“ mit einem Oldtimer.

Anita und Helmut Banholzer mit Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr. Foto: him

Chef in Schramberg

Nach einem weiteren Stück des Cello-Quartetts der Musikschule trat Martin Sauter ans Mikrophon. Banholzer und Sauter – das wissen die Museumsleute – hatten es nicht leicht miteinander. Immer wieder prallten unterschiedliche Vorstellungen zur Gestaltung des Museums aufeinander. Doch am Freitagabend war Sauter voll des Lobes: Schon beim ersten Treffen sei ihm klar geworden: „In Schramberg ist er der Chef.“

Martin Sauter. Foto: him

Für die Planer sei es das erste Mal gewesen, dass sie ein Automuseum konzipierten – und dann eines in einem Industriebau des berühmten Architekten Philipp Jakob Manz. Banholzer habe bei allen Diskussionen das Ziel, Eröffnung März 2010, nie aus den Augen verloren.

Sauter trug so manche Anekdote bei. So berichtet er vom Abbruch einer alten, halb verfallenen Scheune bei Balingen, die er entdeckt hatte. „Da rückten die Autoschieber um Banholzer mit Sägen an…“ Die Scheune steht jetzt im Museum und zeigt einen berühmten „Scheunenfund“.

Perfekt funktioniert

Er berichtet auch von der logistischen Leistung, die notwendig war, vor der Museumseröffnung die 100 Automobile per Autokran in die verschiedenen Stockwerke zu bugsieren. „Das hat alles perfekt funktioniert.“ Erstaunlich fand Sauter auch, dass Banholzers erster Aufstellungsplan bis heute im Wesentlichen beibehalten werden konnte.

Sauter dankte auch dafür, dass vor einigen Jahren ein eigenes Landenberger Zimmer entstanden sei. Landenberger, der die Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik, die H.A.U., gegründet hatte, ist ein Vetter von Sauters Ururgroßvater. Es sei „eine schöne Geste“, dass so an die Familie Landenberger erinnert werde.

Banholzer habe sich auch „der nicht ganz leichten Aufgabe“ gestellt, das neue Museum im Bewusstsein der Schramberger zu verankern.

Die Jahre schritten voran, meinte Sauter abschließend, und: „Ich hoffe, noch möglichst lange mit ihnen das Museum als prächtigen Baustein in der Stadt Schramberg befördern zu können.“

Kein Kinderspiel

Schließlich trat Banholzer ans Mikro und meinte, er sei überrascht, welche Fähigkeiten ihm zugeschrieben würden. Das Wissen über Oldtimer habe er sich tatsächlich erst später angeeignet. „Die Bücher füllen heute unsere Bücherregale.“

Helmut Banholzer. Foto: him

Nach seinem Ausscheiden aus dem Gemeinderat habe ihn der damalige Oberbürgermeister Zinell gebeten, ob er sich nicht um das Thema Museum kümmern könne, ihm werde sonst doch vielleicht langweilig. „Es war kein Kinderspiel, Leihgeber, Stadt und Planer unter einen Hut zu bringen“, erinnert er sich an die Anfangszeit.

Auch seine Frau habe sehr viel im Museum mitgearbeitet. Seine Kinder hätten gefrotzelt, damit sie ihren Mann auch mal ab und zu sieht.  Man sei mit einer gewissen Naivität an das Museum gegangen, habe gedacht, das sei vom Rathaus aus mit zu verwalten und brauche ein bis anderthalb Stellen. Schließlich habe man doch eine weitere halbe Stelle für den ersten Museumsleiter Harald Burger erreicht.

Die Gründung des Vereins und der „Geschäftsbesorgungsvertrag“ zwischen Stadt und Verein sei wohl eine Erfindung von Zinell und des damaligen Fachbereichsleiters Franz Moser gewesen.

Museum als Markenbotschafter Schrambergs

Zur Verbesserung der Akzeptanz habe das Museum viele Veranstaltungen organisiert, beispielsweise Open-Air-Konzerte, die Wirtschaftswunder-Klassik, Sonderveranstaltungen für Kinder. Bei der Rekrutierung von Ehrenamtlichen habe er auch geschaut, möglichst aus allen Gemeinderatsfraktionen welche zu gewinnen. So habe das Museum Fürsprecher in allen Fraktionen gehabt, meinte er schmunzelnd. Das Ergebnis: Eine gemeinsamer Putzaktion von Gemeinderätinnen und -räten mit der Verwaltungsspitze vor der Eröffnung des Museums.

Banholzer hob die Autoschieberbande hervor, die bis heute immer bereitstehe. Auch die Museumsführer machten die Führungen bis heute unentgeltlich.  Das Museum sei inzwischen weithin bekannt und werde immer wieder durch neue Leihgaben von Martin Sauter erweitert. Es locke viele Gäste nach Schramberg. Es sei ein „wichtiger Markenbotschafter für die Stadt“.

Als sich die Gäste am Ende seiner Rede von ihren Plätzen erhoben, war er wieder ganz der Helmut Banholzer, den man in Schramberg kennt: Er winkte ab und bat, man möge sich doch wieder setzen.

Zum Abschluss hatte Anneliese Müller einen Bilderbogen aus der Geschichte des Museums zusammengestellt, den Helmut Banholzer kommentierte. Das reichte vom Einzug der Autos per Autokran und Stahlwanne über die Messebesuche bis hin zu den Anmeldungen für die Wirtschaftswunder-Klassik.

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Im Anschluss freuten sich die Gäste über ein kaltes Buffet der Café-Bar Majolika und das ein oder andere Glas Sekt, Wein oder Bier.

 

Das interessiert diese Woche

Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.