Mittwoch, 17. April 2024

Corona: Sorge wegen Reiserückkehrern

Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

Bei der wöchentlichen Telefonkonferenz zur Corona-Lage im Kreis warnte Landrat Wolf-Rüdiger Michel, „wenn kein Wunder geschieht“ werde die 7-Tage-Inzidenz schon in den nächsten Tagen auf mehr als 30 steigen. Gestern Abend hatte das Landratsamt bereits die Stufe 2 ausrufen müssen, weil die Inzidenz sieben Tage lang die 10 überschritten hatte. Es habe leider auch wieder einen Todesfall gegeben, eine ältere Person sei mit Covid-19 gestorben. Besondere Sorgen machen dem Landrat und dem Gesundheitsamt die Reiserückkehrer.

15 Flugreisende seien mit COVID-19 zurückgekommen, 14 von ihnen hatten die ansteckendere Deltavariante. Michel wies darauf hin, dass diejenigen, die mit dem Auto oder per Bahn zurückkämen, sehr viel schwerer zu erfassen seien. Diese müssten sich aber ebenfalls auf einem Rückkehrerportal  melden, betonte Stephan Vilgis vom Gesundheitsamt. Andernfalls drohten ihnen empfindliche Bußgelder.

Auffällig sei auch, dass bei den Reiserückkehrern die Deltavariante 93 Prozent ausmache, bei den Nicht-Verreisten seien es nur 43 Prozent. Vilgis ergänzte, dass diese Zahl sich noch erhöhen könnte, weil noch nicht alle Analysen vorlägen. Er appellierte an Reisewillige, sehr genau zu überlegen, ob eine solche Reise in ein Risikogebiet wirklich nötig sei. Wer dennoch verreise, solle sich auf dem Laufenden halten, wie gerade die Coronasituation ist.

Impfen wirkt

Von den heute früh registrierten 33 Corona-Fällen seien 14 in der Altersgruppe zwischen 30 und 39. In der Altersgruppe über 50 aber nur drei. In dieser Gruppe sei „der Impffortschritt deutlich spürbar“, so Michel. „Das zeigt, man sollte sich impfen lassen.“

Der Leiter des Kreisimpfzentrums (KIZ) Niko Laetsch bedauerte, dass das Impfinteresse nach wie vor “recht gering“ sei. Man könne ohne Termin im KIZ erscheinen und sich impfen lassen. Bei einer Aktion mit einem Pop-up-Impfzentrum beim Kaufland in Rottweil heute und morgen möchte das Gesundheitsamt weitere Menschen ansprechen. Selbstverständlich würden auch hier Ärztinnen und Ärzte vorher aufklären und eine Anamnese machen und dann die Impfwilligen impfen. „Es sind dieselben Umstände wie im KIZ.“

Landrat Michel berichtete, dass inzwischen  fast 66.000 Impfungen im KIZ und weitere knapp 59.000 Impfungen bei Hausärztinnen und-Ärzten durchgeführt wurden. Die Impfquote nach Postleitzahlen liege bei 60 Prozent Erstimpfungen und 52 Prozent vollständig Geimpften und damit über dem  Durchschnitt vergleichbarer Landkreise.

Zehn Kommunen (noch)  virenfrei

Vilgis berichtete, dass zehn Kommunen im Kreis  derzeit keine Fälle hätten und als virenfrei angesehen werden könnten. „Wie lange das noch gut geht“, sei allerdings die Frage. 85 Prozent aller Infizierten zeigten die typischen Symptome wie Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, Fieber und Geschmacksverlust. Von den 33 Infizierten seien nur zwei vollständig geimpft gewesen. In einem Fall hat sich die Person mit der Deltavariante angesteckt. Der Krankheitsverlauf bei Geimpften sei immer deutlich milder als bei den Ungeimpften.

Aber es zeige auch, dass eine Impfung niemals einen 100-prozentigen Schutz biete. Deshalb appelliert Vilgis an die Geimpften, sich auf Reisen   weiter an die Hygieneregeln zu halten. Auch sollte man weiterhin Großveranstaltungen vermeiden, weil es immer wieder zu „Impfdurchbrechern“ kommen könne. Auch für vollständig Geimpfte bestehe das Risiko, zu erkranken oder das Virus weiterzugeben.

Betrieb und Kindergarten  betroffen

Es gebe in einem kleineren Betrieb im Schwarzwald einen Ausbruch. Dort hätten sich drei Personen infiziert, zwei von ihnen mit der Deltavariante. Das Gesundheitsamt werde heute alle Betriebsangehörigen erneut PCR-testen. Im Moment könne der Betrieb aber weiter laufen. Auch in einem Kindergarten im Kreis sei bereits letzte Woche ein Eintrag festgestellt worden. 18 Personen hätten daraufhin in Quarantäne gehen müssen. Die Lage in diesem Kindergarten sei „relativ stabil“, so Vilgis.

Testkapazitäten im „Stand-by“

Während der Zeit der niedrigen Inzidenz sei die Zahl der Teststationen deutlich zurückgegangen, bestätigte Vilgis. Sie seien „im Stand-by“, würden aber schnell wieder aktiviert werden, wenn die Inzidenzen steigen. Ob die Tests weiterhin kostenlos blieben, sei eine Frage der Politik. Es sei aber damit zu rechnen, dass ab Oktober die kostenlosen Tests für Nicht-Geimpfte entfallen werden, so Landrat Michel. Vilgis meinte, auch Geimpfte würden „nichts falsch mache“, wenn sie  sich etwa vor größeren Veranstaltungen oder privaten Festen testen ließen, um sich und andere nicht zu gefährden.

Info: Seit Beginn der Pandemie seien etwa 7800 Personen im Kreis Rottweil an Covid-19 erkrankt. An und mit Covid-19 seien inzwischen 163 Todesfälle registriert worden, so Michel. Im April 2021 zählte man 1200 Fälle im Mai 800, im Juli lediglich30. Doch in den ersten Tagen des August sind es bereits 28.

image_pdfPDF öffnenimage_printArtikel ausdrucken
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.