
Sommerempfang mit Sonnenschein und Wolken
OBin Eisenlohr beklagt Verdoppelung der Kreisumlage für Schramberg
Der anfangs noch bedrohlich bewölkte Himmel hellte sich auf, die Sonne strahlte auf den Park der Zeiten und die einigen hundert Gäste, die sich zum Sommerempfang der Stadt Schramberg eingefunden hatten. Die „Hillbilly Freaks“ sorgten für Stimmung, ein Gläschen Sekt zur Begrüßung ebenso. Pünktlich um 18 Uhr eröffnete das Akkordeonorchester Waldmössingen den Empfang mit einem Scherzo von Ludwig van Beethoven.
Schramberg. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr hieß drei Personen ganz besonders willkommen. Monika Rudolph, Annita Banholzer und Robert Hermann mit ihren Ehepartnern. Den Dreien überreichte sie später den Ehrenbrief der Stadt. (Darüber berichten wir an anderer Stelle.)
Gekommen waren unter anderem der Landtagsabgeordnete Stefan Teufel, Ehrenbürger und Alt-OB Herbert O. Zinell und seine Frau Ruth, etliche Bürgermeister aus dem Umland, der Kämmerer des Landkreises, Vertreter von Justiz und Polizei, der „Blaulichtfamilie“ der Vereine und Gruppierungen, aktive und ehemalige Ortschafts- und Gemeinderäte, Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen und des Klosters, von Firmen und Verbänden, der Schulen und auch einige Neubürger, die die Stadt zum Empfang eingeladen hatte.

In ihrem kommunalpolitischen Überblick zählte Eisenlohr sodann auf, „was wir in Schramberg im letzten Jahr anpacken und umsetzen konnten“.
Umfangreiche Erfolgsbilanz bei Kitas und Schulen
Das reichte von der Kinderbetreuung über die Schulen, die Sportstätten und den Tiefbau bis zur angespannten Haushaltslage.
Mit Liebe zum Detail berichtete sie über die neueröffneten Kindertagesstätten Don Bosco und W-Ki, die im Herbst fertig werdende Kita am Kirchplatz in Sulgen. Fazit: Die Stadt könne „auf eine deutlich entspanntere Situation bei der Kinderbetreuung blicken als in früheren Jahren“ und erfülle den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz.
Bei den Schulen erwähnte sie die vier bestellten Klassenzimmer in Modulen für die Berneckschule, sanierte Toiletten der Grund- und Werkrealschule Sulgen und vergaß auch nicht zwei neue Tischtennisplatten der Tennenbronner Grundschule zu erwähnen.

Sorgenkind Gymnasium
Zur Sanierung des Gymnasiums berichtete sie vom Gesamtfahrplan, den derzeit ein Rottweiler Büro erarbeite. Da werde es „verschiedene Varianten geben“. Auf deren Grundlage dann der Rat entscheide.
Klar sei jetzt schon: „Es wird Bauarbeiten geben, die nicht nebenher zu erledigen sind. Es kann sein, dass Klassen zwischendurch umziehen müssen.“

Sportstätten gerichtet
Bei den Sportstätten erwähnte die das sanierte Georg-Knöpfle-Sportheim, die Schießhalle im Raustein den Umbau der Sportanlagen in Waldmössingen und die Planungen für die Halle in Tennenbronn. Der Hochbau stelle gerade den Bauantrag „Ein Baustart Anfang 2026 rückt in greifbare Nähe.“
Näher ging Eisenlohr auf die plötzliche Hallenschließung in Sulgen Ende März ein: “ Es war nicht klar, ob bei einem Brand alle Personen gut gerettet werden könnten.“ Die erforderlichen Umbauarbeiten seien sofort an hiesige Handwerker vergeben worden, sie rechne mit einer Freigabe der Halle bis Mitte September.
Von Wohnmobilstellplätzen bis zur Talumfahrung
Beim Tiefbau erklärte Eisenlohr die Stadt habe etliche Projekte umsetzen können, „die spürbar zur Lebensqualität und Sicherheit in Schramberg beitragen“, wie die neuen Wohnmobilstellplätze im Wittum und an der H.A.U. Auch zwei barrierefreie Bushaltestellen, die neuen Verkehrsinseln an der H.A.U. und in Schönbronn sowie den Zebrastreifen beim Edeka in Sulgen, oder die Fußgängerbrücke beim Schloss ließ die Oberbürgermeisterin nicht unerwähnt. In Tennenbronn werde der Eichbach verlegt, die Mariazeller Straße in Sulgen erneuert und einige Radwegprojekte gingen voran.

Die Pläne für die Erweiterung der Kläranlage und den Anschluss Tennenbronns an die Anlage im Tal für 30 Millionen Euro fanden Erwähnung genauso wie zwei neue E-Ladesäulen der Stadtwerke.
Zur Talumfahrung berichtete Eisenlohr, diese befinde sich „weiterhin in der Vorplanung“. Sie hoffe, „das Projektteam in diesem Jahr noch mit aktuellen Updates begrüßen zu dürfen“.
Krankenhauswettbewerb mit mehreren Interessenten
Einen gewissen Neuigkeitswert hatte Eisenlohrs Information zum Krankenhausareal. Beim vom Gemeinderat 2024 beschlossenen „abgespeckten Investorenwettbewerb“ habe es mehrere Bewerber gegeben. „Noch verhandeln wir, mit dem Ziel, einen Kauf- und Nutzungsvertrag für das Gelände abzuschließen.“
Alle Bewerber wollten Wohnungen einrichten, einer auch ein Hotel auf dem Gelände umsetzen. „Aus Rücksicht auf die laufenden Gespräche kann und möchte ich noch nicht mehr sagen; natürlich hoffen wir alle auf Erfolg.“ Nach zwei gescheiterten Verkaufsversuchen seit ihrem Amtsantritt ist diese Hoffnung nachvollziehbar.

Villa Junghans wird noch teurer
Schlecht sieht es bei der Villa Junghans aus: Da ging im vergangenen Jahr nichts, wie Eisenlohr eingestehen musste: „Obwohl das Projekt sowohl im Gemeinderat als auch hausintern hoch priorisiert war, kam das im letzten Jahr durch unbesetzte Stellen geschwächte Team nicht dazu, das Projekt maßgeblich nach vorne zu bringen.“
Die Personalsituation sei nun viel besser. Drei Architektinnen und Architekten, sowie ein Architekt in Ausbildung tummeln sich inzwischen im Cityhochhaus. Im Oktober komme der neue Abteilungsleiter Etienne Seif.

Doch jetzt gibts eine neue Kostenschätzung, die „die letzte leider deutlich übersteigt“, wie Eisenlohr berichtete. Schadstoffe aus früheren Umbauarbeiten seien aufgetaucht. Deshalb müsse der Rat – auch angesichts der angespannten Haushaltslage – neu überlegen: Soll die Stadt weiter machen oder soll man doch ein Erbpachtmodell mit einer Genossenschaft oder Stiftung mit Unternehmensbeteiligung als Partner prüfen? Eine Idee, die der Rat vor drei Jahren schon einmal diskutiert, dann aber verworfen hatte.
Gewerbesteuer halbiert
Gegen Ende ihres kommunalpolitischen Teils ging Eisenlohr auf die „angespannte Haushaltslage“ ein. Sie forderte wie praktisch alle Kommunalpolitiker, Bund und Länder müssten umsteuern und die „Kommunen wieder adäquat mit Finanzmitteln ausstatten“. Mit Blick auf den Landtagsabgeordneten Teufel in der ersten Reihe fügte sie in ihr Redemanuskript ein: „Das hören Sie sicher in jeder Kommune.“
Auch die Kosten für Personal und Energie seien gestiegen. Bei der Kreisumlage lange der Landkreis zu: Nach 7,6 Millionen Euro Kreisumlage 2023, zahle Schramberg in diesem Jahr fast doppelt so viel, nämlich 13,7 Millionen.
Am gravierendsten erweist auch aber der Einbruch bei den Gewerbesteuereinnahmen, die Schramberg früher „immer noch irgendwie gerettet“ hätten. Nach Gewerbesteuereinnahmen von 29 und 31 Millionen in den Vorjahren lägen die Voranmeldungen für dieses Jahr gerade noch bei der Hälfte und seien seit der Haushaltseinbringung um weitere zwei Millionen gesunken.
Gegensteuern
Mit einer Haushaltssperre von 25 Prozent bei allen nicht festen Verpflichtungen und einer Haushaltskonsolidierung wolle der Rat gegensteuern. „Es ist nicht schön, aber: Diese Maßnahmen zum Einsparen und Einnahmenerhöhen werden spürbar sein. Für uns alle. Ich bitte Sie dafür heute schon um Verständnis.“
Mehr Präsenz in sozialen Medien
Um die schwierigen Botschaften rüberbringen zu können, bedürfe es „gelingender Kommunikation“, leitete Eisenlohr zu ihrem nächsten Punkt über. Weil ein Amtsblatt nicht so schnell kommen werde, baue die Stadt ihre digitalen Kanäle aus: WhatsApp, Facebook und Instagram.
Auch eine Reihe neuer Veranstaltungen wie die Streetfood-Fiesta, den Blaulichttag, die Bürgerdialoge oder Bürgerwanderungen erwähnte die Rathauschefin. Ebenso eine Stadtputzede im Mai, die künftig auch in Sulgen stattfinden soll. Wiederholen möchte sie auch die Aktion „ein Teller für alle“ am 19. Dezember.
Make it in Schramberg und ein Ausflug zu SAP, eine Werbeaktion bei Radio Neckarburg und „Schramberg insight“, eine angedachte Podiumsdiskussion mit Bundestagsabgeordneten, die Pop-up Läden, eine neue Aktion „Schramberger Stadtzeit“, die das Wirtschaftsministerium bezuschusst, Mini-Schramberg und der dritte Schramberger Megatrail, nichts hat Eisenlohr ausgelassen – und gleich noch eine Handvoll weiterer Termine angekündigt.
„Damit haben wir den kommunalpolitischen Teil meiner Rede geschafft“, schloss sie, um dann noch eine Danksagung an die Gremien und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzuschließen.
Das Publikum dankte mit höflichem Applaus und ließ sich anschließend vom Akkordeonorchester unterhalten. Es folgte die Verleihung der Ehrenbriefe, über die wir noch berichten werden.

Erfolgreiches Akkordeonorchester
Timo Armbruster, der Vorsitzende des Akkordeonorchesters Waldmössingen, berichtete vom diesjährigen Jubiläum des Orchesters. Vor 40 Jahren gegründet, habe man heute mehr als 120 Mitglieder. Neben dem Hauptorchester mit etwa 30 Aktiven musizierten zwei Jugendorchester mit 40 Mitspielerinnen und Mitspielern. Dieter Witz sei von Anfang an Dirigent des Akkordeonorchesters, hob er hervor.

Das Repertoire umfasse klassische Akkordeonstücke aber auch Pop- und Rockklassiker. Armbruster dankte der Musikschule Schramberg für die gute Zusammenarbeit bei der Ausbildung der Jugend am Akkordeon, aber auch anderen Tasteninstrumenten.
Auch die Theaterwerkstatt wird 40
Nach einem abschließenden Stück gab es eine kurze Umbaupause, denn die Theaterwerkstatt zeigte noch einen Ausschnitt aus dem „Heiratsantrag“ von Anton Tschechow. Mit diesem Stück hatte alles begonnen, berichtete der heutige Regisseur der Theaterwerkstatt, Roland Eisele. Vor 40 Jahren spielten die Ehepaare Frommer und Andreae den Heiratsantrag im kleinen Kreis. Weil das so gut ankam, versuchten sie es öffentlich. Mit großem Erfolg. Daraus habe sich die Theaterwerkstatt entwickelt.

Inzwischen habe es einen Generationenwechsel gegeben, so Eisele. Er kündigte an, wegen der vielen anderen kulturellen Termine im Herbst werde der Tschechow-Einakter komplett wohl erst im Februar zu sehen sein.
Larissa Dold, Gerhard Ruoff und Andreas Herr zeigte dann einen Ausschnitt aus dem Stück mit einem hypochondrischen Iwan Lomow, dem Gutsherrn Stepan Tschubukow und dessen Töchterlein Natalja. Alle drei in bester Spiellaune, sie machten Lust auf mehr.

Ausklang mit den Hillbilly Freaks
Nach Abschluss des offiziellen Teils verweilten die Gäste noch lange im Park. Musikalisch begleitet von den Hillbilly-Freaks“. Reiner Schimmel, Frank King, Philipp Gebert, Jochen Rink und Frank Fuchs unterhielten das Publikum mit einer „Mischung aus Dixieland, Biermusik und Showeinlagen“ – so die Selbstbeschreibung der Band.

Bei einem, laut Eisenlohr, „reduzierten Catering“ wegen des städtischen Sparwillens ließen die Gästen den Sommerabend ausklingen.
