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„Tödliches Feuer in Villingendorf: War es Brandstiftung?“, Veröffentlicht: Dienstag, 22. Januar 2019, 17.45 Uhr

Tödliches Feuer in Villingendorf: War es Brandstiftung?

Gibt es in Villingendorf einen Brandstifter? Einen, der zunächst für kleinere Feuer verantwortlich gewesen ist – aber am Ende auch für einen tödlichen Brand? In der Gemeinde macht genau dieses Gerücht die Runde. Die NRWZ hat bei den Ermittlungsbehörden nachgehakt. 

Bei diesem Brand starb ein 77-Jähriger. Foto: gg

Am 11. Oktober war in einem Gebäude in Villingendorf ein Feuer ausgebrochen. In dem Wohnhaus befanden sich zunächst zwei Menschen, ein 57-jähriger Bewohner konnte sich noch aus dem Gebäude retten. Die Einsatzkräfte haben dann alles daran gesetzt, den 77-Jährigen zu retten. Doch für diesen Bewohner kam jede Hilfe zu spät. Der Mann starb.

Gleicher Einsatzort, nur auf der gegenüberliegenden Straßenseite: Brand einer Hecke, wenige Tage vor dem tödlichen Feuer. Foto: gg

Einige Tage zuvor, am 20. September, hatte es in direkter Nachbarschaft dieses Gebäudes bereits gebrannt. Gleich über die Straße. „Am Nachmittag ist es aus bislang unbekannten Gründen zu einem Heckenbrand gekommen“, hieß es damals im Einsatzbericht. Als die Villingendorfer Feuerwehr eingetroffen ist, sei das Feuer bereits durch aufmerksame Nachbarn gelöscht gewesen. Die Feuerwehr habe den Bereich dann nochmals großflächig gewässert. Verletzt wurde niemand.

Wie die NRWZ erfahren hat, gab es zwei weitere Kleinbrände. Beide seien aber von den Anwohnern direkt gelöscht worden. 

Mehrere Brände innerhalb weniger Wochen, alle in einem Radius von vielleicht 150 Metern um das Unglückshaus – geht hier ein Feuerteufel um? „Bei dieser Sachlage ermitteln wir natürlich in diese Richtung“, bestätigt Staatsanwalt Markus Wagner auf Nachfrage der NRWZ. Allerdings werde „in jede Richtung ermittelt.“

Also auch technischer Defekt, beispielsweise. Dass sich aber eine Hecke entzündet hatte, haben die Wehrleute damals schon als ungewöhnlich empfunden. Einen Grund für das Feuer fanden sie nämlich nicht. So sei keine Glasscherbe vorhanden gewesen, die wie ein Brennglas habe wirken können, hieß es an der Einsatzstelle

Thomas Kalmbach, Sprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen, möchte die Theorie vom Brandstifter nicht bestätigen. Es werde in jede Richtung ermittelt, sagte er. Er wolle aber auch nicht von sich weisen, dass die Polizei einen Verdächtigen im Auge habe, erklärt er vielsagend. 

Im Dorf hält sich das Gerücht, es habe bereits eine Festnahme gegeben. Eines Tatverdächtigen. Staatsanwalt Wagner: „Im Moment ist in dieser Sache niemand in Haft.“ Im Moment? Die NRWZ hakt nach – und Wagner schweigt dazu. 

Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, ergänzt der Staatsanwalt allerdings. Das Landeskriminalamt untersuche Spuren vom Brandort. DNA, auch. Die Ergebnisse lägen noch nicht vor, das dauere immer ein paar Monate. 

Zu gegebener Zeit würden die Behörden, Staatsanwaltschaft und Polizei, an die Öffentlichkeit gehen, erklärt Wagner. Es sei jetzt zu früh. Auch, um den Ermittlungserfolg nicht zu gefährden. 

Eine deutliche Sprache spricht dagegen der Ausbruchsort des Feuers. „Dieser war an einem Holzstapel“, also außerhalb des Gebäudes, so Polizeisprecher Kalmbach. 

Das Feuer bei den Cavemen. Foto: gg

Das Feuer, das Mitte November 2017 das Vereinsheim der Villingendorfer „Cavemen” vernichtet hat, hatte dagegen offenbar einen technischen Defekt als Ursache. Davon ging der Brandermittler der Kriminalpolizei Rottweil zuletzt aus, wie ein Sprecher des Präsidiums Tuttlingen auf Nachfrage der NRWZ erklärte. Brandstiftung könne allerdings noch nicht endgültig ausgeschlossen werden. Aktuell sehen die Ermittler nach Informationen der NRWZ aber keinen Zusammenhang mit der  Brandserie ein Jahr später.

Bei dem Feuer war am 15. November 2017 das Baseball-Clubheim binnen kurzer Zeit niedergebrannt. Zur Zeit des Ausbruchs des Feuers befanden sich keine Menschen in dem Gebäude. Es brannte vollständig aus. Während der Löscharbeiten erlitt ein Feuerwehrmann eine Rauchgasvergiftung, weshalb er von Rettungskräften des DRK medizinisch versorgt wurde.

 

 

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