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„Corona-Quarantäne: „Bürokratie und Korinthenkackerei haben uns voll getroffen““, Veröffentlicht: Donnerstag, 15. Oktober 2020, 6.25 Uhr

Corona-Quarantäne: „Bürokratie und Korinthenkackerei haben uns voll getroffen“

(Leserbrief). In den letzten Tagen kommen immer wieder Berichte in der örtlichen Presse über die bestehenden Corona-Infektionen an Schulen und in Kindergärten in und um die Stadt Schramberg. Ist eine Person mit Corona infiziert, werden die Kinder und Lehrkräfte in größerem Stil zum Corona-Test geladen und anschließend standardmäßig für 14 Tage in Quarantäne geschickt.

Dafür wurden die Schüler und Lehrkräfte im Vorfeld bereits in sogenannte Kohorten eingeteilt. Dabei ist auch unerheblich, ob die jeweiligen Schüler und Lehrer direkten Kontakt zur infizierten Person hatten, sondern das Programm wird hochbürokratisch durchgezogen.

In unserem speziellen Fall besucht unser Sohn die Wittumschule, in der eine Lehrkraft infiziert war. Diese war nach Angaben völlig ohne Symptome. Von den Schülern und Lehrkräften, die daraufhin getestet und in häusliche Quarantäne geschickt wurden, sind mir ausnahmslos nur negative Testergebnisse bekannt. Im Fall unseres Sohnes war nicht mal ein direkter Kontakt zur infizierten Person gegeben.

Häusliche Quarantäne bedeutet für die Kinder (und jeweils einen Erziehungsberechtigten, der sich um das Kind kümmern soll) übrigens, das Haus nicht zu verlassen, sich komplett vom Rest der Familie zu isolieren. Die häusliche Quarantäne bedeutet natürlich auch, dass niemand von außen den Haushalt betreten darf. Veranstaltungen, Familienfeste und so weiter müssen abgesagt werden.

Kurioserweise nehmen die restlichen Familienmitglieder jedoch weiterhin am „normalen“ Gesellschaftsleben teil, suchen also weiterhin den Arbeitsplatz, die Schule, die Vereine oder Ähnliches auf.  Da fragt man sich schon, besteht nun eine Gefahr für andere oder besteht keine?

In unserem Fall bedeutete die Anordnung des Gesundheitsamtes, dass wir die Konfirmation unseres Sohnes, die am zwölften Tag der Quarantäne gewesen wäre nun leider absagen mussten. Trotz negativem Testergebnis war das Gesundheitsamt nicht bereit, die Quarantäne ausnahmsweise zu verkürzen.

Die Bürokratie und Korinthenkackerei haben uns voll getroffen. Auch unser Angebot, auf eigene Kosten noch einen Test durchführen zu lassen, wurde nicht mal zur Diskussion gestellt.

In der Presse wird schon seit Längerem darüber diskutiert, die Quarantäne auf 10 oder 5 Tage zu verkürzen, und hier werden völlig stur die 14 Tage durchgezogen.

Zu der täglichen telefonischen Überwachung durch das Gesundheitsamt erhält man von der Stadt ein Schreiben mit Auflagen, die man einhalten muss, und Strafandrohungen, sollte man diese nicht befolgen. Im Gegenzug erhält man aber keine aussagefähige Bescheinigung für den Arbeitgeber.

Mir ist nur wichtig, die anderen Eltern, die das Glück hatten, bisher nicht von der häuslichen Quarantäne betroffen zu sein, über diese Regelung zu informieren. Allen, die eine größere Feier planen, empfehle ich, ihre Kinder am besten gleich die 14 Tage davor zu Hause zu lassen.

Die Einteilung in die Gruppen (Kohorten), die in Quarantäne geschickt werden, ist so großzügig gefasst, dass es jedem jederzeit passieren kann, dass er sich mit einem seiner Kinder in häuslicher Quarantäne befindet.

Wenn man also mehrere Kinder hat und solche Fälle in den nächsten Monaten im Wechsel mal in der einen, mal in der anderen Einrichtung vorkommen (weil so großzügig in Quarantäne geschickt wird), dann werden wir alle immer wieder völlig unnötig zu Hause bleiben müssen.

Aus meiner Sicht (ohne bisher ein Corona-Kritiker zu sein) wird den Bürgern durch die vielen Berichte über die positiv getesteten Personen in Schulen und Kindergärten vorgegaukelt, Corona würde überall lauern.

Dass – wie im Falle der Wittumschule – nur eine Person infiziert war (ohne krank zu sein) und sämtliche anderen Personen negativ getestet wurden, darüber wird in der Presse keine Auskunft gegeben, obwohl dies doch am aussagekräftigsten wäre. Offensichtlich wurde das Hygienekonzept konsequent umgesetzt und eingehalten.

Natürlich müssen die Tests durchgeführt und die Personen bis zum negativem Testergebnis isoliert werden, aber über die Angemessenheit der verordneten Maßnahmen müsste man sich dringend Gedanken machen, damit nicht mit aller Gewalt unsere bereits angeschlagene Wirtschaft und das öffentliche Leben komplett lahmgelegt werden.

Christiane Fischer, Schramberg

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