Donnerstag, 28. März 2024

Die Schiltach beleben

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Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.
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Von einer „drastischen Verschlechterung des ökologischen Zustandes der Schiltach in Schramberg“ spricht Michael Roth, Schriftführer und Gewässerwart des Angelsportvereins Schramberg.  Sein Verein habe sich „für ein ökologisch gutes Fischwasser“ eingesetzt, „bisher ohne Erfolg“, wie er bedauernd hinzufügt.

Der Verein habe viele Berichte ans Regierungspräsidium Freiburg, das Landratsamt Rottweil und die Stadt Schramberg geschickt, geändert habe sich bisher aber wenig.

Für Roth sind die Hauptursachen für die Verschlechterung in den klimatischen Veränderungen zu suchen: Wenige  Starkregenereignisse und längere Trockenphasen. “Dies führt zu sinkenden Pegelständen, monotonen Strömungsverhältnissen, Einlagerung von Sand  und Schlamm und einer Temperaturerhöhung des Gewässers“, hat Roth beobachtet.

Die Schiltach versandet.

Karl Pröbstle, der Umweltbeauftragte der Stadt Schramberg, bestätigt, dass der Verein Verbesserungsvorschläge gemacht habe. Auch habe Roth seit Jahren in verdienstvoller Weise die Veränderungen an und in der Schiltach beobachtet: „Ohne ihn hätten wir beispielsweise keine Langzeittemperaturmessungen.“ Zuständig für die Bachsohle bei einem  „Gewässer erster Ordnung“ wie die Schiltach sei das Regierungspräsidium.

Roth versteht, dass die Bäume, die in den Bachmauern wachsen, entfernt werden müssen. Es sollte aber schattenspendender Ersatz geschaffen werden. Das Anlegen von Buhnen im Flussbett wäre so eine Möglichkeit. Auch die Bebauungen und Verbauungen entlang des Flusses hätten geschadet. Aber dennoch sei in der Schiltach in der Vergangenheit  „ein ordentlicher, natürlicher Fischbestand vorhanden“ gewesen. Wegen der klimatischen Veränderungen nehme der Fischbestand „kontinuierlich ab“.

Lebensräume schaffen

Es gebe viele positive Beispiele, wie Bäche und Flüsse renaturiert und revitalisiert wurden. Dabei habe man zumindest in Teilbereichen wieder einen guten ökologischen Zustand erreicht. Es sei wieder „Lebensraum für die Fische und Kleinstlebewesen geschaffen“ worden. Auch in Schramberg hätten vor einem Jahr die Stadt und der Angelsportverein einen Versuch auf einem Teilstück der Schiltach in Höhe der Majolika geplant, „um dem Gewässer mehr Struktur zu geben“, wie Roth erläutert.

Hier sollten Felsblöcke die Schiltach beleben.

Dies habe das Regierungspräsidiums Freiburg leider untersagt. Zur Begründung habe das RP den Hochwasserschutz und die Umsetzung der „Europäischen Wasserrahmenrichtlinie zur Wiederansiedelung des Lachses durch Herstellen der Durchgängigkeit“ angeführt.

Sorge vor Hochwasserschäden

Pröbstle berichtet, man habe geplant, große  Steinbrocken in der Schiltach zu platzieren. Diese sollten das Wasser stärker verwirbeln und so für die Belebung der Schiltach sorgen. In Freiburg befürchteten die Fachleute, dass diese Felsbrocken bei einem größeren Hochwasser talabwärts gespült und dort größere Schäden anrichten könnten. Um das zu vermeiden, hätten die Felsbrocken im Untergrund kostspielig verankert werden müssen. Pressesprecher Matthias Henrich vom Regierungspräsidium bestätigt, dass die Fischereifachleute gegen die großen Steine gewesen seien.

Für Roth ist auch die Wiederansiedlung des Lachses längerfristig ein erstrebenswertes Ziel. Ursprünglich sollte es schon 2015 erreicht sein, nun liegt die Zielmarke bei 2027. Deshalb fragt Roth: „Was geschieht in der Zwischenzeit mit den in unseren Gewässern heimischen Bachforellen und den für den Erhalt der Bachforelle notwendigen Kleinlebewesen, die als Fischnahrung unverzichtbar sind?“

Solche Stellen sind ideal für die Fische als Rückzugsgebiete. Fotos: him

Einen Hoffnungsschimmer hat Gewässerwart Roth: „Im Mai gibt es eine Veranstaltung mit dem Landesfischereiverband und dem Angelsportverein in Schramberg.“ Ziel sei es, ein Seminar zur Reaktivierung der Schiltach zu veranstalten, um so mehr Druck auf das Regierungspräsidium aufzubauen.

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