Auch Rottweil hat offenbar eine heimliche „Corona-Schule“

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Der Fall einer Corona-Schule in Waldmössingen, in der Eltern ihre Kinder alternativ unterrichten lassen, hat bundesweit Wellen geschlagen. Medien bis Berlin berichten darüber. Hier und da werden in diesen Tagen weitere dieser heimlichen Einrichtungen entdeckt. Auch in Rottweil, in einem entfernten Zipfel des Neckartals, scheint eine solche alternative Schule zu existieren. Keine der von der NRWZ angefragten Behörden weiß allerdings davon.

Montag, 12.30 Uhr. Sechs Kinder, alle mit Rücksäcken oder Schulranzen ausgerüstet, verlassen nach und nach ein Gebäude am Ende des Rottweiler Gewerbegebiets Neckartal. Drei gehen zur Haltestelle, wo in wenigen Minuten der Linienbus zur Innenstadt abfahren wird. Sie sind unterschiedlichen Alters, das jüngste Kind, ein Bub, wird etwa sieben Jahre alt sein, ein großes Mädchen vielleicht elf oder zwölf. Auf weitere zwei Kinder warten Autos, eines nimmt eine Frau mit, die aus dem Gebäude gekommen ist, deren Wagen schon längere Zeit davor gestanden hat und die weit später geht als die anderen. Die Lehrerin? Vielleicht.

Der Eigentümer des Gebäudes ist auch zur Stelle, als der NRWZ-Reporter an diesem Montag auftaucht. Er besteht beim folgenden Kurz-Interview auf Abstand. Zehn Meter. Also unterhält man sich mit erhobener Stimme. Beziehungsweise: Er macht deutlich, dass er keine Fragen beantworten werde. „Ich weiß, wer Sie sind, ich weiß, wie Sie schreiben, deshalb werde ich Ihre Fragen nicht beantworten“, sagt der Mann, der einen Kfz-Handel betreibt. Ob er das Gebäude für Schulunterricht zur Verfügung stelle – „dazu sage ich nichts“. Gesprächsende.

Alle Erwachsenen – die Kinder haben wir in Ruhe gelassen -, die die NRWZ befragt, sind an diesem frühen Montagmittag nicht gerade mitteilsam. „Ich habe nichts mit diesem Gebäude zu tun“, sagt der Fahrer eines SUV, der direkt davor angehalten hat und dann einige Meter entfernt parkt. Minuten später wird eines der Kinder aus dem Gebäude bei ihm ins Auto einsteigen. Und: „Nein“, lautet die knappe Antwort einer Mutter, ob sie ihr Kind gerade aus der Schule, aus dem Unterricht abgeholt habe. Auch sie fährt davon mit dem Kleinen auf dem Rücksitz. Ihr Wagen, ein Seat, hat Tuttlinger Kennzeichen. Der SUV hatte eins aus Rottweil. Anders als in Waldmössingen, scheinen sich hier Leute aus der Region zusammengefunden zu haben, nicht nur aus dem Ort.

Ist das eine heimliche Corona-Schule, die da betrieben wird? Die Indizien: Punkt 12.30 Uhr verlassen jeden Werktag Kinder das Gebäude im Neckartal, die wie Schüler Schulranzen tragen. Das berichtet ein Informant, der das immer wieder beobachtet haben will (und den diese Gesetzlosigkeit „jeden Tag aufregt“). Wenigstens seit vier Wochen gehe das so. Halb eins, da haben Kinder in Deutschland eigentlich in der Schule zu sein, auch in Corona-Zeiten.

Und einige Fenster des Gebäudes, aus dem die Kids kommen, sind mit bunten Bildchen beklebt, auf einem steht ein fröhliches „Herzlich willkommen“. Übrigens nur die der Straße abgewandten Fenster. Die nach vorne hinaus sind an diesem Montag sämtlich von den heruntergelassenen Rollläden verdeckt. Das sei allerdings neu, so unser Informant. Die vergangenen Wochen habe das Gebäude nicht so verlassen gewirkt.

Dennoch: An diesem Montag ist durch die rückwärtigen Fenster eine Frau zu beobachten, die drinnen durch Reihen geht und spricht. Gibt sie Unterricht? Die Beobachtungen macht der Reporter derweil von öffentlichen Straßen und Wegen aus. Des eigentlichen Grundstücks wurde er vom Eigentümer längst verwiesen.

Die Behörden wissen allesamt nichts von einer möglichen Corona-Schule. „Hinweise auf einen solchen Sachverhalt sind uns nicht bekannt“, erklärt Dr. Christian Ruf, Bürgermeister der Stadt Rottweil, die auch Schulträgerin ist. Ganz allgemein sagt er: „Wenn Kinder die Schule nicht besuchen, liegt ein Verstoß gegen die Schulpflicht vor. Das wäre entsprechend zu ahnden. Gleichzeitig wäre auch das Staatliche Schulamt/Regierungspräsidium Freiburg zu informieren; ebenso das Jugendamt.  Ob und inwieweit darüber hinaus auch ein Verstoß gegen die Coronaverordnung vorliegt, hängt vom Einzelfall ab.“

Apropos Verstoß gegen die Corona-Verordnung: Dem Reporter gegenüber besteht der Gebäudeeigentümer recht penibel auf Abstand. Die aus dem Haus kommenden Menschen, ob jung oder alt, tragen allesamt keine Maske und kommen sich zudem recht nah. Auch der Eigentümer.

„Uns ist eine entsprechende Einrichtung nicht bekannt“, sagt auch eine Sprecherin des Rottweiler Landratsamts, dessen Jugendamt eventuell zuständig wäre. Sie empfiehlt, beim Staatlichen Schulamt in Donaueschingen nachzufragen. Dessen Leiterin Susanne Cortinovis-Piel antwortet knapp: „An diesem Ort ist uns keine genehmigte Schule bekannt.“

Auch im Regierungspräsidium Freiburg (RP) weiß man nichts davon. Dafür gibt es ganz winzige Neuigkeiten aus Waldmössingen. „Nach unserer Information gehen die fünf Kinder weiterhin nicht zur Schule“, so die Sprecherin des RP. Ein weiteres Gespräch zwischen Grundschule und Eltern sei vorgesehen. Bekanntlich werden dort fünf Kinder in einem ehemaligen Lebensmittelgeschäft schon seit Schuljahresbeginn unterrichtet. „Wegen der Tests“, wie die Initiatorin gegenüber einem Reporter sagte.

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Peter Arnegger (gg)
Peter Arnegger (gg)
… ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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Der Fall einer Corona-Schule in Waldmössingen, in der Eltern ihre Kinder alternativ unterrichten lassen, hat bundesweit Wellen geschlagen. Medien bis Berlin berichten darüber. Hier und da werden in diesen Tagen weitere dieser heimlichen Einrichtungen entdeckt. Auch in Rottweil, in einem entfernten Zipfel des Neckartals, scheint eine solche alternative Schule zu existieren. Keine der von der NRWZ angefragten Behörden weiß allerdings davon.

Montag, 12.30 Uhr. Sechs Kinder, alle mit Rücksäcken oder Schulranzen ausgerüstet, verlassen nach und nach ein Gebäude am Ende des Rottweiler Gewerbegebiets Neckartal. Drei gehen zur Haltestelle, wo in wenigen Minuten der Linienbus zur Innenstadt abfahren wird. Sie sind unterschiedlichen Alters, das jüngste Kind, ein Bub, wird etwa sieben Jahre alt sein, ein großes Mädchen vielleicht elf oder zwölf. Auf weitere zwei Kinder warten Autos, eines nimmt eine Frau mit, die aus dem Gebäude gekommen ist, deren Wagen schon längere Zeit davor gestanden hat und die weit später geht als die anderen. Die Lehrerin? Vielleicht.

Der Eigentümer des Gebäudes ist auch zur Stelle, als der NRWZ-Reporter an diesem Montag auftaucht. Er besteht beim folgenden Kurz-Interview auf Abstand. Zehn Meter. Also unterhält man sich mit erhobener Stimme. Beziehungsweise: Er macht deutlich, dass er keine Fragen beantworten werde. „Ich weiß, wer Sie sind, ich weiß, wie Sie schreiben, deshalb werde ich Ihre Fragen nicht beantworten“, sagt der Mann, der einen Kfz-Handel betreibt. Ob er das Gebäude für Schulunterricht zur Verfügung stelle – „dazu sage ich nichts“. Gesprächsende.

Alle Erwachsenen – die Kinder haben wir in Ruhe gelassen -, die die NRWZ befragt, sind an diesem frühen Montagmittag nicht gerade mitteilsam. „Ich habe nichts mit diesem Gebäude zu tun“, sagt der Fahrer eines SUV, der direkt davor angehalten hat und dann einige Meter entfernt parkt. Minuten später wird eines der Kinder aus dem Gebäude bei ihm ins Auto einsteigen. Und: „Nein“, lautet die knappe Antwort einer Mutter, ob sie ihr Kind gerade aus der Schule, aus dem Unterricht abgeholt habe. Auch sie fährt davon mit dem Kleinen auf dem Rücksitz. Ihr Wagen, ein Seat, hat Tuttlinger Kennzeichen. Der SUV hatte eins aus Rottweil. Anders als in Waldmössingen, scheinen sich hier Leute aus der Region zusammengefunden zu haben, nicht nur aus dem Ort.

Ist das eine heimliche Corona-Schule, die da betrieben wird? Die Indizien: Punkt 12.30 Uhr verlassen jeden Werktag Kinder das Gebäude im Neckartal, die wie Schüler Schulranzen tragen. Das berichtet ein Informant, der das immer wieder beobachtet haben will (und den diese Gesetzlosigkeit „jeden Tag aufregt“). Wenigstens seit vier Wochen gehe das so. Halb eins, da haben Kinder in Deutschland eigentlich in der Schule zu sein, auch in Corona-Zeiten.

Und einige Fenster des Gebäudes, aus dem die Kids kommen, sind mit bunten Bildchen beklebt, auf einem steht ein fröhliches „Herzlich willkommen“. Übrigens nur die der Straße abgewandten Fenster. Die nach vorne hinaus sind an diesem Montag sämtlich von den heruntergelassenen Rollläden verdeckt. Das sei allerdings neu, so unser Informant. Die vergangenen Wochen habe das Gebäude nicht so verlassen gewirkt.

Dennoch: An diesem Montag ist durch die rückwärtigen Fenster eine Frau zu beobachten, die drinnen durch Reihen geht und spricht. Gibt sie Unterricht? Die Beobachtungen macht der Reporter derweil von öffentlichen Straßen und Wegen aus. Des eigentlichen Grundstücks wurde er vom Eigentümer längst verwiesen.

Die Behörden wissen allesamt nichts von einer möglichen Corona-Schule. „Hinweise auf einen solchen Sachverhalt sind uns nicht bekannt“, erklärt Dr. Christian Ruf, Bürgermeister der Stadt Rottweil, die auch Schulträgerin ist. Ganz allgemein sagt er: „Wenn Kinder die Schule nicht besuchen, liegt ein Verstoß gegen die Schulpflicht vor. Das wäre entsprechend zu ahnden. Gleichzeitig wäre auch das Staatliche Schulamt/Regierungspräsidium Freiburg zu informieren; ebenso das Jugendamt.  Ob und inwieweit darüber hinaus auch ein Verstoß gegen die Coronaverordnung vorliegt, hängt vom Einzelfall ab.“

Apropos Verstoß gegen die Corona-Verordnung: Dem Reporter gegenüber besteht der Gebäudeeigentümer recht penibel auf Abstand. Die aus dem Haus kommenden Menschen, ob jung oder alt, tragen allesamt keine Maske und kommen sich zudem recht nah. Auch der Eigentümer.

„Uns ist eine entsprechende Einrichtung nicht bekannt“, sagt auch eine Sprecherin des Rottweiler Landratsamts, dessen Jugendamt eventuell zuständig wäre. Sie empfiehlt, beim Staatlichen Schulamt in Donaueschingen nachzufragen. Dessen Leiterin Susanne Cortinovis-Piel antwortet knapp: „An diesem Ort ist uns keine genehmigte Schule bekannt.“

Auch im Regierungspräsidium Freiburg (RP) weiß man nichts davon. Dafür gibt es ganz winzige Neuigkeiten aus Waldmössingen. „Nach unserer Information gehen die fünf Kinder weiterhin nicht zur Schule“, so die Sprecherin des RP. Ein weiteres Gespräch zwischen Grundschule und Eltern sei vorgesehen. Bekanntlich werden dort fünf Kinder in einem ehemaligen Lebensmittelgeschäft schon seit Schuljahresbeginn unterrichtet. „Wegen der Tests“, wie die Initiatorin gegenüber einem Reporter sagte.

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