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Premiere ohne Begeisterung: Eintrittskarten für den Narrensprung

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„Rottweil feiert 2Gplus-Fasnet“. So bezeichnete Oberbürgermeister Ralf Broß, was gestern bereits angekündigt worden war, auch bei der NRWZ: Am Fasnetsmontag und –dienstag gibt es jeweils einen reduzierten Narrensprung. Narrenzunft und Stadt haben jetzt Einzelheiten mitgeteilt.

1000 Narren und 4500 Zuschauer, mehr dürfen nicht auf die Umzugsstrecke. Und die ist kürzer als sonst, nämlich nur zwischen Schwarzem Tor und Spital. Damit wirklich nur die zugelassene Zahl von Menschen auf dem Gelände ist, braucht es nicht nur Narrenkarten für die Narren, sondern auch (was sonst völlig verpönt ist) Eintrittskarten für Zuschauer. Und auch Kontrolle. Die Strecke wird abgesperrt, an allen Eingängen (acht an der Zahl) sind Absperrungen und Kontrollstellen. „Zaungäste gibt es nicht“, beschrieb Broß beim Pressegespräch die Höhe der Absperrzäune.

Geboostert oder tagesaktueller Test

Wer in den Umzugsbereich möchte, braucht nicht nur eine Eintrittskarte, sondern auch einen 2G-Nachweis. Wer also nicht belegen kann, dass er oder sie geboostert ist, benötigt noch einen tagesaktuellen negativen Test. „Tagesaktuell“ heißt aber nicht, darauf wies Bürgermeister Dr. Christian Ruf hin, dass am Montag- oder Dienstagmorgen noch schnell ein Test gemacht werden müsse: Der Test darf nicht älter als 24 Stunden sein. So empfiehlt Ruf den Besuchern, am Tag zuvor zum Testen zu gehen. Welche Teststelle am Sonntag offen hat, konnte er noch nicht abschließend sagen. Auch nicht geboosterte Kinder und Jugendliche benötigen einen aktuellen Test.

Mitglieder bevorzugt

Wer narren möchte, kann sich am Samstag, 19. Februar, auf dem Platz vor Sport Kirsner bis zu zwei kaufen. Mitglieder der Narrenzunft werden zuerst bedient. Auch die Zuschauerkarten werden am Samstag für Zunftmitglieder verkauft. Was übrig bleibt, wird ab Montag bei der städtischen Tourist-Info, bei Intersport Kirsner, Kopf Haushaltwaren und Lederhaus Spitznagel verkauft. Preis ist ein Euro, der bei den Geschäften verbleibt. Ein Verkauf am Fasnetsmontag und –dienstag vor den Sprüngen findet nicht statt. „Wer keine Karte hat, braucht gar nicht zu kommen“, betonte der OB.

Maskenpflicht

Im gesamten Bereich der Sprünge ist Maskenpflicht, und zwar mindestens FFP2-Masken. Das gilt für Zuschauer wie Narren. Letzter brauchen die Maske allerdings nicht aufzusetzen, solange sie eine Larve aufhaben. „Sobald diese gelupft wird, gilt wieder die FFP2-Maskenpflicht“, schreibt die Stadt. Aber auf der Straße die Larve lupfen, das tut ja eh kein richtiger Narr.

Die Federahannes sollen ihre Stande zum Jucken nutzen und die Kalbsschwänzle weglassen. Archiv-Foto: wede

Hygienekonzept

„Wir sind seit Oktober im Gespräch“, berichtete Narrenmeister Christoph Bechtold. Zusammen mit Gesundheitsamt und Stadt haben die Obernarren ein Hygienekonzept ausgetüftelt, um den Narrensprung wenigstens teilweise zu retten.

Und dazwischen hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann mit seiner Aussage, die Fasnetsumzüge seien alle abgesagt, „Verwirrung und Unsicherheit“ (Broß) gestiftet. In der Folge wurde der Amtsleiter des Landes-Sozialministeriums, Uwe Lahl, in die Überlegungen mit einbezogen. Und so wurde auch die Lösung gefunden. Denn: Das Land untersagt in den Alarmstufen „Fastnachtsumzüge und vergleichbare Veranstaltungen, die nicht stationär an einem Veranstaltungsort abgehalten werden.“ So steht es in der Coronaverordnung des Landes. Mit der Begrenzung des Umzugs auf die Hauptstraße ist aber die Bedingung einer stationären Veranstaltung erfüllt. Oder wie sich Bechtold ausdrückte: „Der Veranstaltungsraum ist bei uns quasi eine große Kalthalle, bei der die Zugänge mit Sicherheitsdiensten und Polizei kontrolliert werden.“

Vier Musikkapellen

Damit es auch für die wenigen Narren ein echter Sprung wird, hat die Narrenzunft vier Musikkapellen engagiert (Bläser dürfen dann auch die Maske abnehmen). Die Pferde, die sonst am Kopf des Umzugs stehen, sind diesmal nicht dabei. Auf die Rößle hingegen dürfen sich die Zuschauer freuen. +

Auch mit 1000 Narren wird es eine Weile dauern, bis alle durch das Schwarze Tor sind – wegen der notwendigen Abstände werden weniger Narren gleichzeitig aus dem Tor gelassen als sonst.

Stempelstellen gibt es nicht, Narrenmeister Bechtold zeigte sich zuversichtlich, dass die Sprungbändel ausnahmeweise schon am Samstag mit den Narrenkarten ausgegeben werden können.

Berliner für die Kinder

Damit der Narrennachwuchs nicht den Kontakt zur Narrenzunft verliert, so lassen es Stadt und Narrenzunft wissen, bekommen die Kleinen am Fasnetssamstag einen Berliner und am Sonntag eine Wurst von der Narrenzunft auf dem Platz zwischen Café Schädle und Apostelbrunnen geschenkt.

Keine Proklamation

Ausfallen müssen dieses Jahr aber der Dienstag-Nachmittags-Sprung, der Bajass-Umzug am Sonntag und zuvor die Proklamation. Was aber unserer Information nach nicht ausfällt, ist das Häuser- und Gässlenarren. Für viele Einheimische das eigentliche Narren.

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Wolf-Dieter Bojus
Wolf-Dieter Bojus
... war 2004 Mitbegründer der NRWZ und deren erster Redakteur. Mehr über ihn auf unserer Autoren-Seite.

11 Kommentare

  1. Rottweil feiert 2G-Plus Fasnet, geboostert, tagesaktueller Test,Kinder geboostert oder getestet, FFP2 Maskenzwang, Eintrittskarten, bevorzugt nur für Mitglieder, maximal 2 Tickets, Strecke wird abgesperrt, Kontrollen,… Mal ganz ehrlich, seid ihr alle noch zu retten ? Das nennt ihr Fasnet ?
    Ich gehe dann am Abend ganz entspannt Spazieren mit Freunden. Wer will kann sich verkleiden. Und wenn der OB sagt, dass es bei der sogenannten Fasnet keine Zaungäste gibt und die Bürger ohne Karte nicht zu kommen brauchen, bei uns ist jeder willkommen !!

  2. Irgendwie unverständlich. Manches war und bleibt nicht nachvollziehbar.
    Und das ganz entgegen der ausdrücklichen Direktive des Landesfürsten?!?
    1000 Spaziergänger dürfen nicht durch die Stadt, aber ebensoviele Narren mit knapp 5000 Zuschauern schon!?
    Wird hier wieder mit einem unterschiedlichen Maß gemessen?
    Ach ja, die sind geimpft und getestet!
    Die Diskriminierung setzt sich fort.
    Wer kümmert sich um die Kontrollen?

  3. Bitte helfen Sie mir, zu verstehen:

    Es geht um Aerosole, richtig? Deshalb entfällt die Maskenpflicht auch unter einer „weitgehend luftdichten“ Larve. Wie muss ich mir das jetzt vorstellen? So luftdicht, dass kein Aerosol, also keine Luft durchgeht? Würde da nicht die Überlastung des lokalen Geundheitssytems drohen, wenn 1000 Narren vom schwarzen Tor bis zum Spittel keine Luft kriegen und spätstens beim Schädle kollabieren?

    Oder ist es doch eher egal, dass da ausreichende Mengen aerosolbehaftete Luft durchgehen, um dem juckenden Biss ausreichend Sauerstoff zukommen zu kassen? Geht es eher um die Tröpfchen, also einen Spuckschutz? Aber wenn das so ist, warum braucht es dann nach Lupfen der Larve die FFP2 Schikane?

    Erinnert sich jemand an die Tropfen, die bei Kälte üblicherweise an der Nase einer Larve hängen? Müsste man die nicht in Behältern als „Biohazard“ sammeln und als Sondermüll entsorgen?

    Ziel scheint einzig und alleine mal wieder zu sein, „halt irgendwie was gemacht zu haben“. Das nicht zu tun hiesse ja, „es“ laufen lassen.

    Dieser Kommentar richtet sich ausdrücklich nicht gegen die Narrenzunft. Denn dort steht man auch nur vor der Wahl, aus den Vorgaben entweder das Beste zu machen oder einfach gleich abzuwinken. Den Shitstorm gibts in beiden Fällen gratis dazu.

    Nein. Das geht in Richtung derer, die solch einen Unsinn zusammenregieren. An diejenigen, die der Meinung sind, man dürfe sich gegen diesen Unsinn nicht in einer Weise auflehnen, die tatsächlich wahrgenommen wird. Und an die wenigen noch verbliebenen Erklärbären, die mir weiterhin zu erklären versuchen, warum das alles genau so sein muss und womöglich sogar einen Sinn ergibt.

    Meine persönliche Einstellung dazu? Ich bin an Fasnet tatsächlich auch in normalen Jahren „Team Vorsicht“. Weil es „Grippe“saison ist, mein Immunsystem um diese Jahreszeit so ungefähr seinen Tiefpunkt hat ich es einfach hasse, krank im Bett zu liegen. D.h. ich bin kein Fan proppevoller Kneipen und Narrenstuben. Aber im Freien habe ich mir noch nie was geholt.

    So verhalte ich mich, weil ich es für mich selbst so entscheide. Ich käme niemals auf die Idee, anderen meinen Lebensstil aufs Auge drücken zu wollen. Schon gar nicht per Gesetz. Genau das passiert hier aber. Wo leben wir denn? Das alle Maßnahmen begründende Argument der Überlastung des Gesundheitssystems ist Geschichte? Sagt wer? Mittlerweile viele Ärzte, die innerhalb der vergangenen zwei Jahre durchaus auch andere Töne angeschlagen haben. Ja, das kann mit der nächsten Variante anders aussehen. Aber Stand heute ist es eben, wie es ist.

    Es geht also nur noch um… Ja, was eigentlich? Erklärt es mir bitte.

    • Unsere Regierende haben sich daran gewöhnt, dass alles nur noch nach „Order Mufti“ geht. Das werden sie so schnell nicht hergeben wollen. Ob das noch einer demokratischen Gesellschaft entspricht? Und wenn unser gesundheitsystem so marode oder labill ist …. dann sollten unsere Verantwortlichen nicht Häuser schließen. Sie müsten Kapazitäten aufbauen.

      • Ohne Personal nützt auch ein Krankenhaus nix. Und es ist marode und labil. Erlebe ich jeden Tag.
        Interessiert Sie aber nicht wirklich, gell?

        • Und wer oder was ist für das wenige Personal verantwortlich?
          Ach stimmt… das waren ja die ungeimpften.

          Also am besten wär eine Ausgangssperre, bis der Bedarf an Pflegepersonal sich den verfügbaren überlasteten niedroglohnpflegern angepasst hat.

          Treten Sie doch mal für Ihre Sache ein und versuchen Sie Lösungen für das eigentliche Problem zu suchen anstatt ständig auf der Suche nach Schuldigen nachzuplappern, was die Regierung mit Ihren unabhängigen/seriösen Medien versucht uns weis zu machen.

  4. Das LRA RW schreibt unmissverständlich eine FFP2(!)-Maskenpflicht bis einschließlich 28. Februar vor. Ausnahmslos. Begründet. Dagegen kann sich auch der Dorfsheriff Broß nicht auflehnen. Denn Montags hetzt er schließlich genau deswegen die Polizei auf seine Bürger.

    Nun sollen nicht nur seine Narren ganz ausdrücklich gegen die LRA-Anordnung verstoßen, sondern auch Musikkapellen, die ihre Viren lautstark in die Zuschauermenge tröten. Ob er das verantworten kann? Oder macht er wieder Feierabend?

    Naja, immerhin kommen dann alle Besucher, Narren und selbstredend auch die auswärtigen Musikkapellen sportlich zu Fuß. Schließlich ist Broß ja konsequent und die Sicherheit und der Brandschutz ist ihm auch am Montag und Dienstag Morgen wichtig und er lässt sämtliche der närrischen „Kalthalle“ nahen Parkplätze durch Polizei und Feuerwehr absperren.

    Wahnsinn. Absurder geht es nicht.

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