Kunst darf auf den Friedhof

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Eigentlich war es nur das freundliche Angebot eines Künstlers, doch gestern wurde eine Grundsatzdiskussion draus. Mit einem knappen Ergebnis im Gemeinderat: Auf den Vorplatz der Friedhofkapelle darf Kunst, so lautet der Grundsatzbeschluss. Die Verwaltung soll nun dem Gemeinderat einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten, und dabei sollen auch andere Künstler die Chance bekommen, dabei zu sein.

Engelsflügel

Der Antrag der Freien Wähler vom März war gewesen, dass der heimische Künstler Tobias Kammerer auf dem Vorplatz der Aussegnungskapelle seine Glasskulptur „Engelsflügel“ aufstellen darf. Im Vorfeld hatte es wohl den Versuch gegeben, eben dies zu tun, und das war gebremst worden, was im September zu Diskussionen in der Presse geführt hatte. Unter anderem war Oberbürgermeister Ralf Broß vorgeworfen worden, er habe ein „Aufstellungsverbot“ erlassen.

Gestern nun stellte Broß in seiner längeren Einlassung klar, dass es ein solches Verbot von seiner Seite aus nicht ausgesprochen worden sei. Es habe auch nie einen entsprechenden Antrag gegeben und auch kein Gespräch mit Kammerer selbst.

Die Verwaltung war insgesamt zu dem Ergebnis gekommen, dass bei der Gestaltung des Vorplatzes Zurückhaltung angesagt sei und daher kein Kunstwerk dort stehen solle, so stand es auch in der Beschlussvorlage. Auch die Kirchen als regelmäßige Nutzer der Kapelle hätten gebeten, von einer Aufstellung abzusehen. Er habe nichts gegen den Künstler Tobias Kammerer, betonte Broß mehrfach.

Quer durch die Fraktionen

Im Gegensatz zu der von Broß geäußerten Befürchtung war die Diskussion nun eben keine parteipolitische Sache – im Gegenteil: Es wurde klar, dass es in den Fraktionen sowohl Befürworter als auch Gegner der Aufstellung von Kunst dort gab. So sagte Dr. Jürgen Mehr als Sprecher seiner Fraktion SPD/FfR klar: „Wir sind uns nicht einig.“ Sein Fraktionskollege Ralf Armleder schlug vor, die Skulptur auf dem Grünstreifen vor dem Friedhof aufzustellen – als Verlängerung der Kunstmeile.

Günter Posselt (CDU) fand, man solle besser ein paar Sitzbanken aufstellen, damit auch ältere Menschen, die bei Beerdigungen in der Kapelle keinen Platz finden, sitzen könnten. Hermann Breucha (FWV) vermisste auf dem Vorplatz „Aufenthaltsqualität“. „Der Platz ist zu trist, zu traurig“, fand Dr. Peter Schellenberg (FWV), und auch Frank Sucker sowie Hubert Nowack (Grüne) bekannten sich zur Kunst auf dem Platz.

Abstimmung über Verwaltungs-Vorschlag

Ging es zunächst noch um das konkrete Kunstwerk „Engelsflügel“, so änderte sich das im Lauf der Diskussion: Broß rückte mit der Idee heraus, dass man andere Künstler nicht außen vor lassen sollte. Insoweit überzeugte er („mit Engelszungen gegen Engelsflügel“ wäre jetzt aber übertrieben) auch die Antragsteller von den Freien Wählern, die auf ihren Antrag verzichteten und über den Beschlussvorschlag der Verwaltung, dort weiter keine Kunst zuzulassen, abzustimmen.

Und diese Abstimmung ergab dann eine Mehrheit von zehn zu acht Stimmen gegen den Vorschlag der Stadt, also für Kunst auf dem Vorplatz. Vier Räte enthielten sich der Stimme.

Das interessiert diese Woche



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Eigentlich war es nur das freundliche Angebot eines Künstlers, doch gestern wurde eine Grundsatzdiskussion draus. Mit einem knappen Ergebnis im Gemeinderat: Auf den Vorplatz der Friedhofkapelle darf Kunst, so lautet der Grundsatzbeschluss. Die Verwaltung soll nun dem Gemeinderat einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten, und dabei sollen auch andere Künstler die Chance bekommen, dabei zu sein.

Engelsflügel

Der Antrag der Freien Wähler vom März war gewesen, dass der heimische Künstler Tobias Kammerer auf dem Vorplatz der Aussegnungskapelle seine Glasskulptur „Engelsflügel“ aufstellen darf. Im Vorfeld hatte es wohl den Versuch gegeben, eben dies zu tun, und das war gebremst worden, was im September zu Diskussionen in der Presse geführt hatte. Unter anderem war Oberbürgermeister Ralf Broß vorgeworfen worden, er habe ein „Aufstellungsverbot“ erlassen.

Gestern nun stellte Broß in seiner längeren Einlassung klar, dass es ein solches Verbot von seiner Seite aus nicht ausgesprochen worden sei. Es habe auch nie einen entsprechenden Antrag gegeben und auch kein Gespräch mit Kammerer selbst.

Die Verwaltung war insgesamt zu dem Ergebnis gekommen, dass bei der Gestaltung des Vorplatzes Zurückhaltung angesagt sei und daher kein Kunstwerk dort stehen solle, so stand es auch in der Beschlussvorlage. Auch die Kirchen als regelmäßige Nutzer der Kapelle hätten gebeten, von einer Aufstellung abzusehen. Er habe nichts gegen den Künstler Tobias Kammerer, betonte Broß mehrfach.

Quer durch die Fraktionen

Im Gegensatz zu der von Broß geäußerten Befürchtung war die Diskussion nun eben keine parteipolitische Sache – im Gegenteil: Es wurde klar, dass es in den Fraktionen sowohl Befürworter als auch Gegner der Aufstellung von Kunst dort gab. So sagte Dr. Jürgen Mehr als Sprecher seiner Fraktion SPD/FfR klar: „Wir sind uns nicht einig.“ Sein Fraktionskollege Ralf Armleder schlug vor, die Skulptur auf dem Grünstreifen vor dem Friedhof aufzustellen – als Verlängerung der Kunstmeile.

Günter Posselt (CDU) fand, man solle besser ein paar Sitzbanken aufstellen, damit auch ältere Menschen, die bei Beerdigungen in der Kapelle keinen Platz finden, sitzen könnten. Hermann Breucha (FWV) vermisste auf dem Vorplatz „Aufenthaltsqualität“. „Der Platz ist zu trist, zu traurig“, fand Dr. Peter Schellenberg (FWV), und auch Frank Sucker sowie Hubert Nowack (Grüne) bekannten sich zur Kunst auf dem Platz.

Abstimmung über Verwaltungs-Vorschlag

Ging es zunächst noch um das konkrete Kunstwerk „Engelsflügel“, so änderte sich das im Lauf der Diskussion: Broß rückte mit der Idee heraus, dass man andere Künstler nicht außen vor lassen sollte. Insoweit überzeugte er („mit Engelszungen gegen Engelsflügel“ wäre jetzt aber übertrieben) auch die Antragsteller von den Freien Wählern, die auf ihren Antrag verzichteten und über den Beschlussvorschlag der Verwaltung, dort weiter keine Kunst zuzulassen, abzustimmen.

Und diese Abstimmung ergab dann eine Mehrheit von zehn zu acht Stimmen gegen den Vorschlag der Stadt, also für Kunst auf dem Vorplatz. Vier Räte enthielten sich der Stimme.

Das interessiert diese Woche

Wolf-Dieter Bojus
Wolf-Dieter Bojus
... war 2004 Mitbegründer der NRWZ und deren erster Redakteur. Mehr über ihn auf unserer Autoren-Seite.