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„Mit anderen Augen sehen“: Ausstellung im Schramberger Rathaus

Was sehen Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen, was erkennen Blinde? Wie fühlen sie sich? Welche Erfahrungen machen sie im Umgang mit normalsehenden? Damit beschäftigt sich eine kleine Ausstellung, die derzeit im Foyer des Schramberger Rathauses zu sehen ist.

Schramberg. Zu einem Pressegespräch hatte Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr den Leiter für Kommunikation der Stiftung St. Franziskus Harald Blocher und den Schramberger Innenarchitekten Arkas Förstner eingeladen. Die Ausstellung habe nämlich die Heiligenbronner Einrichtung konzipiert, die Gestaltung Förstner übernommen.

Aus Anlass der laufenden Woche des Sehens vom 8. bis 15. Oktober habe die Stadt die Ausstellung geholt. „Sie wird sechs Wochen bleiben“, kündigte Eisenlohr an. Das Besondere: Die Schautafeln sind nicht nur zum Anschauen, auch Anhören über Smartphone und QR-Codes ist möglich.

Im Rahmen der Woche des Sehens habe die Volkshochschule eine ganze Reihe von gemeinsamen Veranstaltungen mit der Stiftung geplant. So werde es am 15. Oktober eine Führung durch die Stadt geben: „Blind unterwegs in Schramberg.“ Sie habe besonders die Bauhofleuten und im Rathaus ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgefordert, nach Möglichkeit teilzunehmen. „Es sind ja oft die kleinen Dinge, an die man nicht denkt, die das Leben für Sehbehinderte oder blinde Menschen erschweren.“

Förstner und Schmid zeigen die Tafeln. Ein QR-Code erlaubt über das Smarthone auch eine Geschichte zur Tafel anzuhören. Foto: him

Idee aus Baindt

Blocher berichtete, die Idee sei vor einigen Jahren in Baindt aufgekommen. Dort unterhält die Stiftung ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum Sehen. Ziel sollte sein Blindheit und Sehbehinderungen der breiten Gesellschaft aber auch den Angehörigen erfahrbar zu machen. „Die Resonanz war sehr groß“, so Blocher, „wir haben sehr viele Anfragen bekommen.“

In Baindt sei eine Mutter in Tränen ausgebrochen. Mit Hilfe einer VR-Brille (die es in der Schramberger Ausstellung nicht gibt) habe sie „gesehen“, wie ihre sehbehinderte Tochter die Welt wahrnimmt. Das habe sie tief bewegt.

Kompakte Schau auf Wanderschaft

Aber die Baindter Ausstellung war zu groß und für den Transport nicht wirklich geeignet. Vor etwa anderthalb Jahren sei man mit Förstner zusammengekommen, damit dieser eine „mobilerer Ausstellung“ entwickle. Förstner habe die Gedanken der Stiftung umgesetzt.

Arkas Förstner berichtete, er habe das Buch zur Baindter Ausstellung als Grundlage gewählt. „Die Pop-Up-Tafeln sind leicht aufzustellen, passen auf zwei Paletten.“ Die Betrachter sollen direkt erleben: Wie sehen wir etwas – und wie Betroffene. Durch die Kompaktheit solle die Ausstellung an möglichst vielen Orten möglichst viele Leute erreichen und ihnen einen schnellen Überblick ermöglichen. Ein Bewusstsein für etwas schaffen, was man sonst nicht wahrnehmen kann.

Woche des Sehens mit etlichen Veranstaltungen

Die Leiterin der Volkshochschule Claudia Schmid erinnerte an die jahrelange Zusammenarbeit mit Stiftung und Lebenshilfe, um gemeinsame Kurse anzubieten. In diesem Wintersemester habe man das Thema „Sehen“ als Semesterthema ausgewählt. In der Woche des Sehens gebe es täglich ein Angebot: vom Film im Subiaco „Mein Blind Date mit dem Leben“ über einen taktilen Spielenachmittag in Heiligenbronn bis zum Gang durch die Stadt. Hinzu komme nun die kompakte Ausstellung im Rathaus.

OB Eisenlohr dankten den Beteiligten. Unsere Gesellschaft sei stark aufs Sehen ausgerichtet. Teilhabe sei aber nicht optional: „Es ist eine Pflichtaufgabe für die Kommunen.“ Sie gestand, dass auch Schramberg da „noch besser“ werden müsse. Sie spreche in diesem Zusammenhang lieber von Barrierearmut, „denn Barrierefreiheit ist eine Mammutaufgabe“.




Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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