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Schweizer Electronic: Weiterer Personalabbau?

Geschäftsleitung hält sich bedeckt / Betriebsrat wandte sich an die Gewerkschaft

Beim Sulgener Leiterplattenhersteller Schweizer Electronic sieht es einmal mehr schlecht aus. Der Umsatz steigt zwar, aber das Unternehmen hat im ersten Halbjahr mehr als eine Million Euro Verlust gemacht. Jetzt spricht der Betriebsrat von Schweizer von „Personalabbau“. Schon vor einigen Jahren gab es eine größere Entlassungswelle. Jetzt ist es wohl wieder so weit.

Schramberg. Die Geschäftsleitung hat in ihrem Halbjahresbericht von „Restrukturierungsaufwendungen“ geschrieben, die man in der Gewinnprognose noch nicht eingerechnet habe. Das heißt zweierlei zu Deutsch: Es wird wohl Personal abgebaut, man weiß aber noch nicht, wann und wie viele Leute das Unternehmen verlassen sollen.

Anfrage an die IG Metall – dann Funkstille

IG Metall-Sekretär Stefan Prutscher berichtet der NRWZ, der Betriebsratsvorsitzende von Schweizer habe Ende Juli bei der IG Metall in Freudenstadt angerufen und „wegen Personalabbau“ um Unterstützung gebeten.

Prutscher hat mehrfach versucht, ihn zurückzurufen. Auch ein Mail-Kontakt sei ohne Erfolg geblieben. Dazu muss man wissen, dass das Verhältnis Schweizer-Geschäftsleitung und IG Metall kein besonders gutes ist. Auch der Betriebsrat bei Schweizer und Aktive der IG Metall im Betrieb haben wenig miteinander zu tun, um es freundlich auszudrücken. Schweizer hatte sich aus dem Tarifvertrag verabschiedet, die IG Metall fordert seit Jahren die Rückkehr zur Tarifbindung.

Eine Anfrage der NRWZ bei der Schweizer Geschäftsleitung vom Freitagmorgen ist bisher unbeantwortet geblieben. Dem „Schwarzwälder Boten“ antwortete man zwar, allerdings nur, dass man zum Thema nichts sagen wolle.

IG Metaller von Schweizern bei einer Warnstreikaktion im Jahr 2016. Archiv-Foto: him

Umsatzeinbruch am Standort Schramberg

In der Halbjahresmitteilung hatte das Unternehmen berichtet, dass der Umsatz aus Eigenproduktion um knapp 38 Prozent auf knapp 28 Millionen Euro geschrumpft sei. Der Umsatz im Bereich Handel dagegen sei um fast 84 Prozent gestiegen. Die Eigenproduktion findet im Sulgener Werk statt. Der Handel bezieht sich auf Leiterplatten, die Schweizer von seinem chinesischen Partner einkauft und weiter vertreibt.

Das Minus von 1,1 Millionen Euro bei EBITDA, also dem Gewinn beziehungsweise Verlust vor Steuern und Abgaben, führt die Schweizer Geschäftsleitung auf die „Unterauslastung am Standort Schramberg“ und andere Faktoren wie gestiegene Materialkosten und schwacher Dollar zurück.

Hauptwerk von Schweizer in Sulgen. Archiv-Foto: him

Managerdeutsch übersetzt

Im „Ausblick“ kündigte das Unternehmen „Maßnahmen zur Kostenreduktion“ an, die planmäßig umgesetzt würden. Auch hier ist von der „eingeschränkten Auslastung“ am Standort Schramberg die Rede. „Eventuell anfallende Restrukturierungsaufwendungen sind in dieser Ergebnisprognose nicht enthalten“, heißt es weiter. Dieses Jahr betrachte man „auf der Kostenseite als Übergangsphase“. Mit der „vollen Wirksamkeit der ergriffenen Effizienzmaßnahmen“ rechne man im Jahr 2026.

Zwischen den Zeilen gelesen heißt das, im Herbst werden Leute entlassen, die Abfindungen schlagen noch in diesem Jahr zu Buche. Im nächsten Jahr werde dann mit deutlich reduzierter Belegschaft Gewinn gemacht. 

Laut Homepage beschäftigt Schweizer „600+ Mitarbeitende“ an fünf Standorten.




Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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