Trumpf Laser setzt auf neue Produkte
Drohnenabwehr und Bremsenbeschichtung / Teil 2 eines Gesprächs mit Trumpf Laser-Chef Björn Dymke

Vergangene Woche hat der Werkzeugmaschinenbauer und Laserspezialist Trumpf seine Geschäftszahlen vorgelegt. Die sind schlecht ausgefallen. Die Schramberger Tochter Trumpf Laser, einer der großen Arbeitgeber in der Region, hat ebenfalls gelitten. Geschäftsführer Björn Dymke hat sich für die Presse Zeit genommen. Der erste Teil eines ausführlichen Berichts ist hier nachzulesen. Im zweiten Teil geht es um neue Produkte, die Drohnenabwehr und den Standort Dunningen.
Die E-mobility, also Elektroautos, habe Trumpf Laser zwar gute Umsätze gebracht, „aber der Sektor ist nicht in dem Maße gewachsen, wie gedacht“, bedauert Björn Dymke. Deshalb fokussiere man sich auch auf neue Felder.

Datenzentren brauchen Lasertechnik
Der weltweit rasante Ausbau von Datenzentren mit tausenden Servern erfordere Millionen sichere Kabelverbindungen, aber auch Blechschränke, in denen die Geräte stehen. Für die Blechbearbeitung biete Trumpf sowohl Schneid- als auch Schweißlaser.
Um die Kabel sicher zu verbinden, in der Fachsprache connector welding, hat Trumpf Laser ebenfalls Lösungen entwickelt.
Bremsen beschichten
Ein weiteres Feld sei die Bearbeitung von Bremsscheiben, so Dymke. Da habe eine EU-Verordnung für neues Geschäft gesorgt. Weil Bremsscheiben in Autos gesundheitsschädlichen Feinstaub verursachen, hat die EU die Autoindustrie zu niedrigeren Grenzwerten verpflichtet. Die Bremsscheiben werden nun mit Wolfram- oder Titancarbid beschichtet. Dadurch reduziert sich der Abrieb um etwa 90 Prozent.

Für die Zulieferer, die die Bremsscheiben beschichten, liefert Trumpf-Laser die Laser. „Wir hoffen, dass auch LKW-Bremsen künftig mit solchen Bremsscheiben ausgestattet werden“, so Dymke. Ein weiterer Riesenmarkt wäre die Eisenbahn. Auch hier geht es um das Feinstaubproblem, berichtet Dymke.
Drohnenabwehr
Eine Kehrtwende hat der Ditzinger Mutterkonzern in diesem Jahr vollzogen. Bis dahin galt das eherne Gesetz: Trumpf hält sich aus Rüstungsprojekten heraus. Doch mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine setzte im August in der Konzernspitze ein Umdenken ein.
Wie der Konzern vor wenigen Tagen ebenfalls bekannt gegeben hat, arbeite man bei der Drohnenabwehr mit dem Elektronik-Konzern Rode und Schwarz zusammen.
Hagen Zimer, für die Lasertechnik verantwortliches Vorstandsmitglied von Trumpf, hat dazu in einer Pressemitteilung erläutert: „Die Kombination mit der Drohnenabwehr-Expertise von Rohde & Schwarz ermöglicht es uns, eine wirklich effektive und integrierte Lösung zum Schutz kritischer Infrastrukturen und zur Sicherung sensibler Bereiche zu liefern.“ Beide Unternehmen betonen, man werde „ihre Technologien rein defensiv zur Bewältigung der neuen Sicherheitsrisiken“ einsetzen.
Welche Auswirkungen diese Entscheidung auf den Standort Schramberg haben wird, ist nicht bekannt.
Faserlaser
Ein weiteres Produkt aus dem Sulgener Werk, in das Dymke große Erwartungen setzt, ist die neue Faserlasergeneration. Sie soll den Scheibenlaser ersetzen. Auch beim Faserlaser ist das Lasermedium eine Faser. Der Aufbau des Lasers ist aber einfacher und modular. Davon verspricht Dymke sich deutliche Kostenvorteile.
Die Glasfasertechnologie habe dank der Telekommunikation in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. „Die Faserkomponenten sind sehr günstig geworden“, berichtet Dymke. Das mache man sich nun für die Lasertechnik zunutze.
Konsolidierung Dunningen nach Schramberg
Da diese Faserlaser deutlich weniger Platz auch in der Produktion benötigen, will Dymke langfristig die gesamte Produktion in Sulgen zusammenführen und die ausgelagerten Produktionsaktivitäten von Dunningen zurückholen. Dadurch würden zahlreiche Hin- und Hertransporte zwischen den beiden Standorten entfallen. Dies sei auch im Interesse der dort Beschäftigten, ist sich Dymke sicher.
Standort Schramberg
Für den Standort Sulgen ist Dymke optimistisch. Der Abbau von etwa 100 Arbeitsplätzen sei im Gange. Mit dem Betriebsrat arbeite er „vertrauensvoll und wertschätzend“ zusammen. Hochqualifizierte Physiker nach Schramberg zu locken, sei gar nicht so schwer. Viele liebten die Möglichkeiten, die Schramberg und das Umland biete.

Um den Standort konkurrenzfähig zu halten, brauche sein Unternehmen wettbewerbsfähige Energiepreise und Lohnkosten. US-Strompreise werde man nicht schaffen, aber wenigstens auf europäischem Niveau sollte man liegen. „Wir müssen es endlich angehen“, fordert Dymke beim Pressegespräch mehr Tempo in der Politik.